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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vorwärts, machte so viele revolutionäre Entdeckungen, daß für den Laien in Zukunft der Unterschied zwischen Wissenschaft und Zauberei immer geringer werden würde. Nur wenige Nichtwissenschaftler konnten sich auch nur entfernt ausmalen, wie sehr sich die Welt der nächsten zwanzig Jahre von der Welt der Gegenwart unterscheiden würde; ein Unterschied vielleicht wie der zwischen der Zeit um 1980 und der Zeit um 1780. Die Veränderung vollzog sich in unvorstellbarem Tempo, und tat jemand einen Blick in das, was vielleicht kommen würde - wie Walt soeben -, dann war das ebenso ermutigend wie erschreckend, ebenso anregend wie furchteinflößend. Lem sagte:
    »Tatsächlich könnte man einen Hund genetisch so verändern, daß er sprechen kann. Vielleicht wäre das sogar leicht -ich weiß es nicht. Aber um ihm den erforderlichen Sprechapparat zu liefern, die erforderliche Zunge und die erforderlichen Lippen ... das würde eine drastische Veränderung seines Aussehens bedeuten, und das taugt nichts für die Zwecke des Pentagon. Diese Hunde werden also nicht sprechen. Die Verständigung wird ohne Zweifel vermittels einer komplizierten Zeichensprache erfolgen müssen.«
    »Du lachst ja gar nicht«, sagte Walt.
    »Das ist doch ganz bestimmt ein beschissener Witz - warum lachst du also nicht?«
    »Denk darüber nach«, sagte Lem geduldig.
    »In Friedenszeiten ... stell dir bloß vor, der Präsident der Vereinigten Staaten übergibt dem sowjetischen Generalsekretär einen einjährigen Golden Retriever als Geschenk des amerikanischen Volkes. Stell dir vor, der Hund lebt im Haus und im Büro des Generalsekretärs, hört die geheimsten Gespräche der höchsten Parteispitzen der UdSSR mit an. Und hin und wieder, alle paar Wochen oder Monate, schleicht sich der Hund nachts davon und trifft sich mit einem US-Agenten in Moskau und berichtet.«
    »Berichtet? Das ist doch Wahnsinn«, sagte Walt und lachte. Aber sein Lachen hatte einen scharfen, hohlen und irgendwie nervösen Klang, was Lem zeigte, daß die Skepsis des Sheriffs im Begriff war, diesem davonzugleiten, obwohl er sie festhalten wollte.
    »Ich sage dir, daß es möglich ist. Ein solcher Hund ist tatsächlich durch die Befruchtung einer genetisch veränderten Eizelle mit genetisch verändertem Sperma erzeugt und von einer Leihmutter ausgetragen worden. Und nach einem Jahr des Eingesperrtseins in den Banodyne-Labors, irgendwann in den frühen Morgenstunden des siebzehnten Mai, entkam dieser Hund durch eine Reihe unglaublich geschickter Handlungen, durch die er auf raffinierte Weise das Sicherheitssystem der Anlage umging.«
    »Und jetzt ist der Hund auf freiem Fuß?«
    »Ja.«
    »Und das hat all die Morde ...«
    »Nein«, sagte Lem.
    »Der Hund ist harmlos, liebenswert, ein wunderbares Tier. Ich war in Weatherbys Labor, während er mit dem Retriever arbeitete. In beschränkter Weise habe ich mich mit ihm verständigt. Ehrlich, Walt. Wenn du dieses Tier in Aktion siehst, wenn du siehst, was Weatherby geschaffen hat, dann gibt dir das ungeheure Hoffnung für die armselige Gattung Mensch, der wir angehören.« Walt starrte ihn verständnislos an.
    Lem mußte nach Worten suchen, um ihm zu vermitteln, was er fühlte. Als er dann die Sprache fand, zu beschreiben, was der Hund für ihn bedeutete, spürte er, wie die innere Erregung ihm die Brust abschnürte.
    »Nun... ich meine, wenn wir zu diesen erstaunlichen Dingen fähig sind, wenn wir ein solches Wunder in die Welt setzen können, dann muß doch etwas sehr Wertvolles in uns sein, ganz gleich, was die Pessimisten und Schwarzseher glauben. Wenn wir zu solchem fähig sind, dann haben wir die Macht und potentiell auch die Weisheit Gottes. Wir sind nicht nur Erzeuger von Waffen, sondern auch Erzeuger von Leben, Wenn wir die Angehörigen einer anderen Spezies auf unsere Ebene heben können, wenn wir eine Rasse erschaffen können als Gefährten für uns, um die Welt mit uns zu teilen ... dann wird das unser Denken und unseren Glauben für immer verändern. Indem wir den Retriever verändert haben, haben wir uns selbst verändert. Indem wir den Hund auf ein neues Bewußtseinsniveau gehoben haben, hat sich unvermeidbar auch unser eigenes Bewußtsein auf ein höheres Niveau begeben.«

    »Du lieber Gott, Lem, du redest ja wie ein Prediger.«

    »Tu' ich das? Das ist, weil ich mehr Zeit gehabt habe, darüber nachzudenken als du. Die Zeit wird kommen, wo auch du verstehen wirst, wovon ich jetzt rede. Auch du wirst es langsam bekommen,

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