Brandzeichen
Und das würde auf lange Sicht Zehntausende von Leben kosten.
»Scheiße!« sagte Walt.
»Hübsch in Schwarzweiß läßt sich das nicht entscheiden, wie?«
»Das macht ja das Leben so interessant«, sagte Lem.
Walt lächelte säuerlich.
»Im Augenblick ist es mir zu interessant, verdammt. Okay, ich kann ja begreifen, daß es klüger ist, auf dieser Geschichte den Deckel zu lassen. Außerdem, wenn wir an die Öffentlichkeit gehen, schwärmen sofort tausend verrückte Abenteurer in der Gegend rum, die nach dem Ding suchen, und am Ende liegen sie entweder als seine Opfer herum oder knallen sich gegenseitig ab.«
»Genau.«
»Aber meine Männer könnten mithelfen, indem sie an der Suchaktion teilnehmen.«
Lem berichtete ihm von den hundert Mann Marineabwehr, die noch immer in Zivilkleidung die Gebirgsausläufer durchkämmten und modernste Peilgeräte und teilweise Bluthunde benützten.
»Ich habe bereits weitaus mehr Männer im Einsatz, als du liefern könntest. Wir tun bereits alles, was getan werden kann. Also wie steht's jetzt mit dir - wirst du dich raushalten?«
Walt runzelte die Stirn und nickte dann.
»Für den Augenblick. Aber ich möchte informiert werden.«
Lem nickte ebenfalls.
»Geht in Ordnung.«
»Und ich habe noch ein paar Fragen. Zunächst einmal: Warum nennen die es den Outsider?«
»Nun, der Hund war der erste Durchbruch, das erste Labortier, das ungewöhnliche Intelligenz an den Tag legte. Der Outsider war der nächste. Das waren die zwei einzigen Erfolge: der Hund und der andere. Zuerst war das der Name, den sie ihm gaben - der >Andere<. Aber mit der Zeit wurde >0utsider< daraus, weil er besser zu passen schien. Es handelte sich nicht um eine Verbesserung einer der Schöpfungen Gottes, wie das bei dem Hund der Fall war; es lag völlig außerhalb der Schöpfung, abseits davon; eine Scheußlichkeit, obwohl das niemand so ausdrückte. Und das Ding war sich seines Status als Außenseiter bewußt, im höchsten Maße bewußt.«
»Warum hat man es nicht einfach Pavian genannt?«
»Weil... nun; es sieht einem Pavian überhaupt nicht mehr ähnlich. Es hat überhaupt mit nichts, was du je gesehen hast - außer vielleicht in einem Alptraum - Ähnlichkeit.« Walt gefiel der Ausdruck im Gesicht und in den Augen seines Freundes nicht. Er beschloß, keine genauere Beschreibung des Outsiders zu fordern; vielleicht war das etwas, was er nicht wissen mußte. Statt dessen sagte er:
»Was ist mit den Morden an Hudston, Weatherby und Yarbeck? Wer steckt hinter alldem?«
»Wir kennen nicht den Mann, der abdrückte, aber wir wis sen, daß die Sowjets ihn dafür bezahlt haben. Sie haben noch einen Banodyne-Mann getötet, der auf Urlaub in Acapulco war.«
Walt hatte wieder das Gefühl, durch eine jener unsichtbaren Barrieren gestoßen zu werden, hinein in eine noch kompliziertere Welt.
»Die Sowjets? Haben wir je von den Sowjets geredet? Wie kommen die da rein?«
»Wir dachten nicht, daß sie vom Francis-Projekt wüßten«, sagte Lem.
»Aber das war der Fall. Offenbar hatten sie sogar einen Maulwurf bei Banodyne, der ihnen über unsere Fortschritte berichtete. Als der Hund und kurz darauf der Outsider entkamen, informierte der Maulwurf die Sowjets, und daraufhin beschlossen die Sowjets allem Anschein nach, das Chaos zu nutzen und uns noch mehr Schaden zuzufügen. Sie haben alle Projektleiter getötet - Yarbeck, Weatherby und Haines sowie Hudston, der früher einmal Projektleiter gewesen war, aber inzwischen nicht mehr für Banodyne arbeitete. Wir glauben, daß sie das aus zwei Gründen getan haben: zum einen, um das Francis-Projekt zum Stillstand zu bringen, zum anderen, um es uns zu erschweren, den Outsider aufzuspüren.«
»Inwiefern würde es das erschweren?« Lem sackte in seinem Sitz zusammen, als ob er sich, indem er über die Krise sprach, der Bürde noch bewußter wäre, die auf seinen Schultern lastete.
»Indem sie Hudston, Haines und ganz besonders Weatherby und Yarbeck eliminierten, schnitten die Sowjets uns von den Leuten ab, die vermutlich die beste Vorstellung davon hätten, wie der Outsider und der Hund denken, die sich am ehesten eine Meinung darüber bilden könnten, wo diese Lebewesen vielleicht hingehen würden und wie man sie wieder einfangen kann.«
»Habt ihr es den Sowjets tatsächlich beweisen können?« Lem seufzte.
»Nicht ganz. Ich bin in erster Linie darauf konzentriert, den Hund und den Outsider zurückzuholen. Wir haben deshalb eine weitere komplette
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