Brandzeichen
Ihnen erkundigt, Travis.«
»So?« sagte Travis überrascht.
»Um Noras willen.«
Das ließ Nora rot werden und protestieren, aber Travis freute sich, daß Garrison so besorgt um sie war. Der Anwalt musterte Travis mit einem wachsamen Blick und sagte:
»Wie ich höre, haben Sie ganz gut in der Immobilienbranche verdient, ehe Sie Ihre Firma verkauft haben.«
»Ja, das kann man sagen«, bestätigte Travis bescheiden und hatte dabei das Gefühl, als spräche er mit Noras Vater und wäre dabei bemüht, einen guten Eindruck zu machen.
»Sehr gut«, sagte Garrison.
»Ich höre auch, daß Sie Ihre Gewinne recht gut investiert haben.«
»Nun, pleite bin ich nicht«, gab Travis zu. Garrison lächelte.
»Außerdem höre ich, daß Sie ein guter, verläßlicher Mensch sind, der für seine Mitmenschen mehr als die nötige Portion Freundlichkeit übrig hat.« Jetzt war Travis mit Erröten an der Reihe. Er zuckte die Achseln. Garrison wandte sich jetzt Nora zu:
»Meine Liebe, ich bin entzückt für Sie. Glücklicher, als ich Ihnen sagen kann.«
»Ich danke Ihnen.« Nora schaute Travis liebevoll und mit strahlendem Gesicht an, was in ihm zum erstenmal an diesem Tag den Wunsch weckte, auf Holz zu klopfen. Da sie beabsichtigten, nach der Hochzeit wenigstens eine Woche oder zehn Tage auf Flitterwochen zu gehen, wollte Nora, falls ihr Immobilienmakler einen Käufer für Violet Devons Haus finden sollte, nicht deswegen nach Santa Barbara zurückfahren müssen: Sie bat Garrison Dilworth also, ein Vollmacht schreiben abzufassen, das es ihm erlaubte, während ihrer Abwesenheit alle mit einem solchen Verkauf zusammenhängenden Formalitäten zu erledigen. Das war in weniger als einer halben Stunde getan, unterschrieben und beglaubigt. Nach einer weiteren Runde von Gratulationen und Glückwünschen machten sie sich auf den Weg, um ein Wohnmobil zu kaufen. Sie hatten vor, Einstein nicht nur zu ihrer Hochzeit nach Las Vegas, sondern auch in die Flitterwochen mitzunehmen. Dort, wo sie hinfuhren, würde es möglicherweise nicht immer einfach sein, gute, saubere Motels zu finden, die auch Hunde aufnahmen, und deshalb war es klug, ein Motel auf Rädern mitzunehmen. Außerdem hätten weder Travis noch Nora sich unbefangen lieben können, wenn der Retriever im selben Raum gewesen wäre.
»Das wäre, wie wenn eine andere Person dabei ist«, sagte Nora und wurde dabei rot wie eine Tomate. Im Motel würden sie zwei Zimmer nehmen müssen - eines für sie beide und eines für Einstein -, und das war doch wohl zu ausgefallen. Bis vier Uhr hatten sie gefunden, was sie suchten: einen mittelgroßen, silberfarbenen, in Form einer Nissenhütte gebauten Airstream mit Miniküche, Eßnische, einem Wohnraum, einem Schlafraum und Bad, Wenn sie schlafengingen, konnten sie Einstein im vorderen Teil des Wagens lassen und die Schlafraumtür hinter sich schließen. Da Travis' Pick-up bereits über eine gute Anhängevorrichtung verfügte, konnten sie den Airstream, gleich nachdem der Kauf abgeschlossen war, anhängen und mitnehmen.
Einstein, der zwischen Travis und Nora im Pick-up mitfuhr, drehte die ganze Zeit den Kopf nach hinten, um durch das Fenster auf den blitzenden, zylindrischen Wohnwagen zu sehen, als bewundere er die Erfindungsgabe der Menschheit. Sie kauften Vorhänge, Plastikgeschirr, Gläser, weiters Lebensmittel, die sie in den Wandschränken der Kochnische verstauten, und eine Menge anderer Dinge, die sie brauchten. Als sie schließlich wieder in Noras Haus waren und für ein spätes Abendessen Omeletten zubereiteten, waren sie geschafft.
Diesmal war Einsteins Gähnen keine Affektiertheit; er war einfach müde.
Als Travis in jener Nacht zu Hause im eigenen Bett lag, fiel er in einen tiefen Schlaf, einen Schlaf uralter, versteinerter Bäume und Dinosaurier-Fossilien. Die Träume der letzten zwei Nächte wiederholten sich nicht. Am Samstagmorgen begannen sie ihre Reise nach Vegas und in die Ehe. Da sie vorwiegend breite, mehrspurige Highways benützen wollten, auf denen der Wohnwagen keine Behinderung darstellte, fuhren sie zuerst auf Route 101 nach Süden und weiter nach Osten, bis sie zur Route 134 wurde, der sie dann folgten, bis daraus die Interstate 210 wurde und Los Angeles und seine Vororte im Süden und der große Angeles National Forest im Norden lagen. Später, auf der Fahrt durch die weite Mojave-Wüste, faszinierte Nora das karge und doch unvergleichliche Panorama aus Sand, Stein, Tumbleweed, Mesquite, Josuabäumen und
Weitere Kostenlose Bücher