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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Travis und Nora verbrachten den Nachmittag am anderen Ende des Wohnwagens im Bett. Nachdem Travis die Tür des Schlafraums versperrt hatte, stellte er eine zweite Flasche Dom Perignon in einen Eiskübel und legte ein Compact-Disc mit George Winstons sanftester Klaviermusik ein. Nora zog die Gardine vor das einzige Fenster und knipste die kleine Lampe mit dem goldenen Lampenschirm an. Das weiche Bernsteinlicht verlieh dem Raum eine traumähnliche Atmosphäre. Eine Weile lagen sie auf dem Bett, redeten, lachten, streichelten einander, küßten sich immer inniger. Die Worte verebbten. Behutsam zog Travis ihr die Kleider aus. Er hatte sie nie zuvor nackt gesehen. Sie war noch schöner und feingliedriger. als er sich vorgestellt hatte. Der schlanke Hals, die zarten Schultern, die vollen Brüste, die Rundung der Hüften, die langen, wohlgeformten Beine -jede gerade verlaufende Linie, jeder Knick, jede Kurve erregten ihn, erfüllten ihn aber mit großer Zärtlichkeit. Nachdem er sich selbst entkleidet hatte, führte er sie geduldig und sanft in die Kunst der Liebe ein. Vom tiefen Wunsch getrieben, ihr Vergnügen zu bereiten, sich stets bewußt, daß ihr all dies neu war, zeigte er Nora -manchmal nicht ohne feinen Spott - all die Empfindungen, die seine Zunge, seine Finger und seine Männlichkeit in ihr auslösen konnten. Er war darauf vorbereitet, daß sie widerstrebend, verlegen, ja ängstlich sein werde, weil sie die ersten dreißig Jahre ihres Lebens nicht dieses Maß an Intimität erfahren hatte. Aber in ihr war keine Spur von Frigidität, sie beteiligte sich eifrig an allem, was ihm, ihr oder ihnen beiden Vergnügen bereitete. Ihre leisen Schreie, ihr atemloses Gemurmel der Erregung entzückten ihn. Jedesmal, wenn sie sich seufzend einem Schauder der Ekstase hingab, erregte das Travis noch mehr. Als er endlich seinen warmen Samen in sie fließen ließ, begrub er sein Gesicht an ihrem Hals, rief ihren Namen, sagte ihr, daß er sie liebe, sagte es immer wieder, und der Augenblick der Erlösung schien so lange anzudauern, daß er schon glaubte, die Zeit sei stehengeblieben oder er habe eine unerklärliche, nie versiegende Quelle aufgetan.
    Lange hielten sie einander stumm umfangen, brauchten keine Worte. Sie lauschten der Musik, nach einer Weile sprachen sie über das, was sie empfanden, geistig und körperlich. Sie tranken etwas Champagner, und nach einiger Zeit liebten sie sich wieder. Und wieder.
    Obwohl der beständige Schatten unabwendbaren Todes über jedem Tag aufragt, können die Freuden des Lebens so schön und tief sein, daß das staunende Herz beinah zu schlagen aufhört. Von Las Vegas fuhren sie mit dem Airstream im Schlepp in nördlicher Richtung auf Route 95 über die weiten Ödländer Nevadas. Zwei Tage später, am Freitag, dem 13. August, erreichten sie den Lake Tahoe und schlossen den Wohnwagen auf der kalifornischen Seite an das Elektrizitätsnetz und die Wasserleitung eines Campingplatzes an. Nora war von neuen landschaftlichen Panoramen und neuen Erfahrungen nicht mehr so leicht überwältigt wie früher. Dennoch war der Lake Tahoe so erdrückend schön, daß der Anblick sie doch wiederum mit kindlichem Staunen erfüllte. Vierunddreißig Kilometer lang und neunzehn Kilometer breit, mit der Sierra Nevada an der Westflanke und der Carson Range im Osten, dem klarsten Wasser der Welt, wie es hieß: ein in hundert irisierenden Schattierungen von Blau und Grün schimmerndes Juwel. Sechs Tage lang durchwanderten Nora, Travis und Einstein die Nationalparks von Eldorado, Tahoe und Toiyabe, riesige, urtümliche Wälder von Fichten, Rottannen und Föhren. Sie mieteten sich ein Boot, ruderten auf den See hinaus und erforschten paradiesische kleine Strande und weite Buchten: Sie sonnten sich, schwammen, und Einstein genoß das Wasser mit der Begeisterung, die seiner Art angeboren war. Manchmal liebten sich Nora und Travis am Morgen, manchmal am späten Nachmittag, häufiger aber in der Nacht. Ihr körperliches Verlangen überraschte sie; sie konnten voneinander nicht genug bekommen.
    »Ich liebe deinen Geist und dein Herz«, sagte sie,  »aber Gott stehe mir bei, deinen Körper liebe ich fast genauso! Bin ich verworfen?«
    »Du lieber Himmel, nein! Du bist nur eine junge, gesunde Frau. Tatsächlich bist du, wenn man bedenkt, was für ein Leben du geführt hast, geistig gesünder, als du eigentlich sein dürftest. Wirklich, Nora, ich falle aus einer Überraschung in die andere.«
    »Ich werde auch gleich fallen -

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