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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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verstärkt weitergab. Zum Glück bot der Strand weichen Untergrund.
    Das Fahrzeug verlangsamte seine Fahrt, das Motorengeräusch wurde wesentlich leiser.
    »Scheiße!« flüsterte einer der jungen Leute Garrison zu.
    »Dort vorne ist ein Typ mit einer Taschenlampe und gibt Zeichen, daß wir anhalten sollen.« Sie hielten, und Garrison hörte über dem wispernden Leerlaufgeräusch der Maschine einen Mann sagen:
    »Wo fahrt ihr denn hin, Jungs?«
    »Den Strand hinauf.«
    »Das ist Privatbesitz. Habt ihr dort etwas zu suchen?«
    »Dort wohnen wir«, antwortete Tommy, der Fahrer.
    »Wirklich?«
    »Sehen wir nicht wie verzogene Kinder reicher Eltern aus?« fragte einer von ihnen und spielte den Schlaumeier.
    »Was habt ihr denn gemacht?« fragte der Mann argwöhnisch.

    »Am Strand auf und ab gefahren, rumgelungert. Aber dann ist's kalt geworden.«
    »Habt ihr getrunken?« Schwachkopf, dachte Garrison. Du redest mit Halbwüchsigen, armen Geschöpfen, deren Hormonhaushalt sie die nächsten paar Jahre zur Rebellion gegen jede Autorität zwingt. Ich habe ihr Mitgefühl, weil ich auf der Flucht vor den Bullen bin, und sie haben meine Partei ergriffen, ohne auch nur zu wissen, was ich getan habe. Wenn du willst, daß sie dich unterstützen, dann schaffst du das nie, wenn du sie unter Druck setzt.
    »Getrunken? Verdammt, nein«, sagte ein anderer Junge.
    »Schauen Sie doch in der Kühlbox hinten nach, wenn Sie Lust haben. Da ist bloß Cola drin.« Garrison, der an die Eisbox gepreßt lag, hoffte, der Mann werde nicht nachsehen. Wenn der Bursche so nahe rankam, würde er fast sicher sehe n, daß unter der Decke, auf der die Jungs saßen, etwas war, das menschliche Umrisse hatte.
    »Cola, wie? Was für Bier habt ihr denn mitgehabt, ehe .ihr es alles getrunken habt?«
    »He, Mann«, sagte Tommy,
    »was soll der Scheiß? Sind Sie vielleicht ein Bulle?«
    »Ja, bin ich.«
    »Wo ist dann Ihre Uniform?« fragte einer der Jungs.

    »Das ist ein Zivileinsatz. Hört zu, ich hab' nichts dagegen, euch weiterfahren zu lassen, und will nicht einmal nachsehen, ob ihr nach Alkohol riecht oder so. Aber ich muß was wissen -habt ihr heute nacht am Strand einen weißhaarigen Kerl gesehen?«
    »Wer interessiert sich schon für weißhaarige Typen?« fragte einer der Halbwüchsigen.
    »Wir haben bloß nach Mädchen gesucht.«
    »Den alten Typen hättet ihr bemerkt, wenn ihr ihn gesehen hättet. Wahrscheinlich hatte er eine Badehose an.«
    »In dieser Nacht?« sagte Tommy.
    »Ist doch fast Dezember, Mann. Spüren Sie den Wind?«
    »Vielleicht hat er drüber was angehabt.«
    »Ich hab' ihn nicht gesehen«, erklärte Tommy.
    »Keinen alten Knaben mit weißem Haar. Hat von euch einer ihn gesehen?« Die anderen drei sagten, sie hätten keinen alten Furzer gesehen, auf den diese Beschreibung passe, und dann durften sie weiterfahren, nach Norden, in ein Wohngebiet mit Strandhäusern und Privatstränden. Als sie eine kleine Hügelkuppe umrundet hatten und außer Sichtweite des Mannes waren, der sie aufgehalten hatte, zogen sie die Decke von Garrison, und er setzte sich - beträchtlich erleichtert - auf. Tommy ließ die drei anderen Halbwüchsigen bei ihren Häusern aussteigen und nahm Garrison mit sich nach Hause, weil seine Eltern den Abend ausgegangen waren. Er wohnte in einem Haus, das wie ein Schiff mit mehreren Decks aussah und über eine Felsklippe gebaut war. Das Haus bestand fast nur aus Glas und Ecken. Garrison folgte Tommy in die Eingangshalle und konnte in einem Spiegel einen Blick auf sich selbst erhaschen. Von dem würdevollen silberhaarigen Rechtsanwalt, den in den Gerichtssälen der Stadt jeder kannte, war nicht viel übriggeblieben. Sein Haar war naß und verklebt, sein Gesicht schmutzig. Sand, Grashalme und Seetang klebten ihm an der Haut. Er grinste.
    »Hier drin ist ein Telefon«, rief Tommy aus einem der Zimmer. Nachdem sie das Abendessen zubereitet, gegessen und saubergemacht hatten, unterhielten sie sich wieder besorgt über Einsteins Appetitlosigkeit und vergaßen Garrison Dilworth anzurufen und ihm für die Mühe zu danken, die er sich mit ihren Gemälden gemacht hatte. Sie saßen vor dem offenen Kamin, als es Nora wieder einfiel. Wenn sie in der Vergangenheit Garrison angerufen hatten, hatten sie das von öffentlichen Telefonzellen in Carmel aus getan. Das hatte sich als überflüssige Vorsichtsmaßregel erwiesen. Jetzt, an diesem Abend, war keiner von beiden in der Stimmung, in den Wagen zu steigen und in die Stadt zu

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