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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kostbarer Anblick. Als sie zu Hause angekommen waren, ließ Travis Nora mit dem Retriever im Wagen sitzen und betrat das Haus zuerst allein durch die Hintertür, wobei er die .38er-Pistole aus dem Handschuhfach in der Hand hielt. In der Küche, wo seit ihrer überhasteten Abreise letzte Woche immer noch das Licht brannte, holte er eine Uzi-Schnellfeuerwaffe au5 ihrem Versteck in einem Küchenschrank und legte die leichtere Pistole beiseite. Dann ging er vorsichtig von Zimmer zu Zimmer und blickte hinter jedes größere Möbelstück und in jeden Verschlag. Er entdeckte keine Spuren eines Einbruchs und hatte auch keine erwartet. In dieser ländlichen Gegend gab es praktisch keine Kriminalität, und man konnte ohne weiteres ein paar Tage die Tür unversperrt lassen, ohne zu riskieren, daß irgendwelche Diebe alles bis auf die Tapeten herausholten. Ihm machte der Outsider Sorge, nicht etwa Einbrecher. Das Haus war verlassen. Auch die Scheune überprüfte Travis, ehe er den Pick-up hineinfuhr. Aber auch hier war alles unversehrt. Im Haus legte Nora Einstein auf den Boden und entfernte die Decke von ihm. Er ging schwankend durch die Küche und beschnüffelte die Gegenstände, an denen er vorbeikam. Im Wohnzimmer warf er einen Blick auf den kalten Kamin und inspizierte seine Umblättermaschine. Dann kehrte er in die Speisekammer zurück, knipste mit seinem Pedal das Licht an und holte Buchstaben aus den Kunststoffschächten. ZU HAUSE. Travis kauerte sich neben dem Hund nieder und sagte:
    »Schön, wieder hier zu sein, nicht wahr?« Einstein drängte sich an Travis und leckte ihm den Hals.
    Sein goldenes Fell war wieder flaumig und roch sauber, weil Jim Keene den Hund gebadet hatte. Aber so flaumig und frisch er war - Einstein war noch nicht der alte; er wirkte müde und war auch dünner geworden, hatte in weniger als einer Woche ein paar Pfund verloren.
    Einstein holte sich weitere Buchstaben und schrieb dasselbe Wort noch einmal, wie um seine Freude zu betonen.
    ZU HAUSE.
    Nora, die an der Tür zur Speisekammer stand, sagte:
    »Zuhause ist, wo das Herz ist, und in diesem Haus gibt es eine Menge Herz. He, laß uns ein frühes Abendessen machen und im Wohnzimmer essen, dann können wir das Mickymaus-Videoband abspielen. Würde dir das gefallen?«
    Einstein wedelte heftig mit dem Schweif.
    Und Travis fragte:
    »Glaubst du, du könntest dein Lieblingsessen schaffen - ein paar Wiener Würstchen zum Abendessen?«
    Einstein leckte sich die Lefzen. Als Travis mitten in der Nacht aufwachte, stand Einstein am Schlafzimmerfenster, die Vorderpfoten auf dem Fenstersims. Man konnte ihn im schwachen Schein des Nachtlichts im angrenzenden Badezimmer kaum erkennen. Der Innenladen war am Fenster verriegelt, so daß der Hund nicht in den Hof sehen konnte. Aber vielleicht brauchte er seinen Gesichtssinn gar nicht, um den Outsider anzupeilen.

    »Ist da draußen etwas. Junge?« fragte Travis leise, um Nora nicht unnötig zu wecken.
    Einstein ließ sich vom Fenstersims fallen, trottete auf Travis' Bettseite und legte seinen Kopf auf die Matratze.
    Travis streichelte den Hund und flüsterte:
    »Kommt er?«
    Einstein antwortete darauf nur mit einem geheimnisvollen Winseln, ließ sich auf den Boden neben dem Bett nieder und schlief wieder ein.
    Ein paar Minuten später war Travis ebenfalls wieder eingeschlafen.
    Vor Morgenanbruch wachte Travis noch einmal auf und merkte, daß Nora auf der Bettkante saß und Einstein streichelte.
    »Schlaf weiter«, sagte sie zu Travis.

    »Was ist denn?«

    »Nichts«, flüsterte sie benommen.
    »Ich bin aufgewacht und hab' ihn am Fenster gesehen. Aber es ist nichts. Schlaf wieder.« Er schaffte es ein drittes Mal, einzuschlafen, träumte aber, der Outsider sei so klug gewesen, während seiner sechs Monate dauernden Verfolgung Einsteins den Gebrauch von Werk-zeugen zu erlernen und jetzt. Flammen in den gelben Augen, dabei, sich mit einer Axt Zugang durch die Schlafzimmerläden zu verschaffen.
    Sie verabreichten Einstein pünktlich seine Medikamente, und er schluckte die Pillen gehorsam. Sie erklärten ihm, er müsse gut essen, um wieder zu Kräften zu kommen. Er gab sich Mühe, aber sein Appetit wollte sich nur langsam wieder einstellen. Er würde ein paar Wochen brauchen, um die verlorenen Pfunde zurückzugewinnen und seine alte Vitalität wiederzufinden. Aber es war Tag für Tag zu sehen, wie sich sein Zustand besserte.
    Am Freitag, dem 10. Dezember, schien Einstein kräftig genug zu sein, um einen kurzen

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