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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vollmacht dafür habe ich«, sagte Lem.
    »Das ist jetzt eine Bundesangelegenheit, Walt. Ich beschlagnahme sämtliches Beweismaterial, das deine Leute eingesammelt haben, alle Berichte, die sie bis jetzt geschrieben haben. Du und deine Leute dürft mit niemandem über das sprechen, was ihr hier gesehen habt. Mit niemandem. Eine Akte über den Fall werdet ihr haben, aber das einzige, was in der Akte steht, wird ein Vermerk von mir sein, daß ich, unter Hinweis auf die entsprechende Verordnung, das Bundesprivileg ausübe. Ihr seid da raus. Ganz gleich, was passiert, niemand kann dir was anhängen, Walt.«
    »Scheiße!«
    »Halt dich raus.« Walt zog die Stirn in Falten.
    »Ich muß wissen ...«
    »Du sollst dich raushalten.«
    »... ob Leute in meinem Bezirk in Gefahr sind. So viel zumindest kannst du mir sagen.«
    »Ja.«
    »In Gefahr?«
    »Ja.«
    »Und wenn ich mich jetzt mit dir anlege, versuche, die Zuständigkeit in diesem Fall zu behalten, gäbe es dann irgend etwas, was ich tun könnte, um die Gefahr zu verringern und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten?«
    »Nein, nichts«, sagte Lem wahrheitsgemäß.
    »Dann hat es wenig Sinn, daß ich mich mit dir anlege.«
    »Überhaupt keinen«, sagte Lem. Er setzte sich in Richtung Hütte in Bewegung, weil das Tageslicht rasch schwächer wurde und er nicht in der Nähe des Waldes sein wollte, wenn die Dunkelheit hereinkroch. Sicher, es war nur ein Maultierhirsch gewesen. Aber das nächste Mal?
    »Warte!« sagte Walt.
    »Du läßt mich jetzt sagen, was ich mir denke, und hörst nur zu. Du brauchst das, was ich sage, weder  zu bestätigen noch zu verneinen. Du brauchst mir nur bis zum Ende zuzuhören.«
    »Also los«, sagte Lem ungeduldig. Die Schatten der Bäume krochen stetig über das Stoppelgras der Lichtung. Die Sonne schwebte ruhig über dem westlichen Horizont. Walt trat aus den Schatten in das verblassende Sonnenlicht, die Hände in den Hüfttaschen, blickte auf den staubigen Boden und nahm sich einen Augenblick Zeit, seine Gedanken zu sammeln. Dann fing er an:
    »Am Dienstagnachmittag betrat jemand ein Haus in Newport Beach, erschoß einen Mann namens Yarbeck und prügelte dessen Frau zu Tode. In derselben Nacht tötete jemand die Familie Hudston in Laguna Beach Mann, Frau, halbwüchsigen Sohn. Die Polizei in beiden Gemeinden benutzt dasselbe Gerichtslabor, also dauert es nicht lang, um festzustellen, daß an beiden Orten ein und dieselbe Waffe benutzt worden war. Und das ist so ziemlich alles, was die Polizei in beiden Fällen erfahren wird, weil die NSA in aller Stille auch bei diesen Verbrechen die Zuständigkeit an sich gezogen hat. Im Interesse der nationalen Sicherheit.« Lem gab keine Antwort. Allein, daß er sich bereit erklärt hatte, zuzuhören, tat ihm bereits leid. Außerdem würde er nicht direkt die Ermittlungen zur Aufklärung der Morde an den zwei Wissenschaftlern leiten, hinter denen beinahe mit Sicherheit sowjetische Drahtzieher standen. Diese Aufgabe hatte er an andere delegiert, um sich ganz darauf konzentrieren zu können, den Hund und den Outsider zu finden. Die Sonne färbte sich orangerot. Die Fenster der Hütte glühten im Widerschein des verblassenden Feuers. Walt sagte.
    »Okay, dann wäre da noch Dr. Davis Weatherby aus Corona Del Mar. Seit Dienstag verschwunden. Heute morgen hat Weatherbys Bruder die Leiche des Doktors im Kofferraum seines Wagens gefunden. Kaum sind die Pathologen der örtlichen Behörde dort eingetroffen, als auch schon die NSA-Agenten auftauchen.« Die Schnelligkeit, mit der der Sheriff offensichtlich Informationen sammelte, ordnete und verarbeitete, die aus verschiedenen Gemeinden stammten, die sich nicht in seinem Bezirk befanden und daher auch nicht in seinem Zuständigkeitsbereich lagen, war etwas zermürbend.
    Walt grinste, aber in seinem Grinsen war nicht die leiseste Spur von Humor.
    »Hast wohl nicht erwartet, daß ich diese Zusammenhänge herstelle, hm? Alles das steht in verschiedenen Polizeiberichten. Aber soweit ich das sehe, ist dieser Bezirk eine einzige Großstadt mit zwei Millionen Menschen, und deshalb arbeite ich mit sämtlichen Revieren eng zusammen.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ich will darauf hinaus, daß es höchst erstaunlich ist, wenn an einem Tag sechs angesehene Bürger ermordet werden. Schließlich ist das hier Orange County, und nicht Los Angeles. Und noch erstaunlicher ist, daß alle sechs Todesfälle in Zusammenhang stehen mit dringlichen Angelegenheiten der nationalen

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