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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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erwacht ist, fürchte ich, ist es zu spät.«
    »Zu spät?« Turvi schnaubte erneut. »Das habe ich auch gesagt, als ich gesehen habe, was die Vokker mit mir gemacht hatten. Verlier nicht den Mut, hatte Loke gesagt. Denn manchmal ist unser Mut das Einzige, was wir haben. Verlieren wir ihnen, bleibt uns nichts mehr.«
    Turvi steuerte sein Boot wieder weg. Er legte seinen Beinstumpf über die Reling und begann zu singen. Dielan lauschte der Melodie und zwinkerte Gwen zu.
    »Sag, dass es gut mit ihm ausgehen wird«, bat er.
    »Alles wird gut gehen.« Sie streichelte Konvais dünne Haare. »Bran wird gesund werden.«
    Noch einmal blickte Dielan unter das Segeltuch, wo Tir neben Bran unter der Decke schlief. Darüber konnte er Nangors Stiefel erkennen. Der Seeräuber schnarchte im Takt mit den Wellen.

Tirga
     
    D er Wind stand gut, und schon am dritten Tag konnte das Felsenvolk weitere Inseln am Horizont erkennen. Nangor sagte, sie näherten sich dem Schärengarten nördlich des Festlandes. Bald, so glaubte er, würden sie die Langschiffe der Arer erblicken. Die Arer würden zu ihnen rudern und die Boote des Felsenvolkes bis nach Tirga lotsen.
    Das Felsenvolk hörte das und fürchtete sich vor dem, was geschehen könnte. Was, wenn die Arer nicht so rechtschaffen waren, wie es der Vogelmann immer gesagt hatte? Vielleicht waren sie ebenso hinterhältig wie die Kretter. Aber weder Dielan noch Turvi wollten ihre Sorgen hören. Bran ging es immer noch nicht besser. Turvi glaubte, er brauche die Heilkünste eines Trollmannes, denn seine Wunden waren weiß und stanken nach totem Fleisch. Wenn Dielan Brans Augenlider anhob, bewegten sich dessen Augäpfel hin und her – ganz so, als kämpfe der sterbende Körper darum, Frieden zu finden.
    Mitten in der Nacht segelten sie an den ersten Inseln vorbei. Sie sahen nicht wie die flache Sandinsel aus, die Fa Ton einmal gewesen sein musste. Diese Inseln waren viel kleiner und ragten mit steilen, vom Wasser geglätteten Felsen weit aus dem Wasser empor. Viele von ihren waren so klein, dass das Felsenvolk leicht einen Pfeil über sie hinwegschießen hätte können, und manche waren einfach nur Steinhaufen. Je weiter sie in den Schärengarten hineinsegelten, desto dichter lagen die Inseln beisammen. Dielan begriff, dass das Wasser diese Inseln geformt hatte, denn dort, wo die Wellen an die Felsen schlugen, waren Mühlen und Hohlkehlen vom Wasser aus dem Felsen herausgewaschen worden. Es sah aus, als hätten sich riesige Würmer in diese Felsen gebohrt. Doch ein bisschen hatten sie stehen lassen, denn auf jeder Insel gab es baumbestandene Felsen, die oft genauso hoch waren wie die Inseln breit. Die Landschaft sah derart verhext aus, dass das Felsenvolk die Langschiffe erst bemerkte, als sie nur noch einen Steinwurf entfernt waren. Gerudert von zahlreichen Arern, glitten da zwei Schiffe aus ihren Verstecken zwischen den Inseln hervor und nahmen die Boote des Felsenvolkes zwischen sich.
    »Entzünde eine Fackel und begrüße sie.« Nangor stützte sich an den Mast. »Sie fragen sich, was wir hier wollen.«
    Gwen suchte die eine Birkenfackel hervor, die sie hatten, und schlug den Flintstein gegen die Speerspitze. Nachdem der Zunder Feuer gefangen hatte, wartete sie, bis auch die Rinde brannte, und reichte dann die Fackel an Dielan weiter. Er grüßte mit offenen Händen zu den Schiffen hinüber. Die dunklen Gestalten an Bord der Schiffe bewegten sich kaum, doch plötzlich sah er, dass auf dem Schiff an ihrer Steuerbordseite eine Fackel entzündet wurde. Die Flamme gab nicht viel Licht, aber er erkannte ein Gesicht und eine offene Handfläche.
    »Wir sind angenommen.« Nangor wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Jetzt werden sie uns nach Tirga lotsen.«
    Dielan spähte zu den Schiffen der Arer hinüber. Sie lagen tief im Wasser und wurden von zehn Ruderpaaren vorwärts getrieben. An der Reling hingen grünliche Bronzeschilde, die im Licht der Fackeln, die jetzt entzündet wurden, aufblinkten. Mit ihren hohen Bugsteven glichen die Langschiffe den Seeschlangen, von denen Hagdar erzählt hatte. Der große Mann behauptete, einmal so ein Wesen gesehen zu haben, doch niemand glaubte ihm.
    »Wie geht es Bran?« Turvi steuerte heran und sah unter das Segeltuch. Bran lag jetzt alleine dort, denn Gwen und Nangor saßen auf der Ruderbank und Tir stand im Bug.
    »Es geht ihm schlechter.« Dielan schlug das Segeltuch zur Seite, »Riech mal, seine Wunden verheilen nicht.«
    Turvi schnupperte in die

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