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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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weggespült. Fa Ton war flach wie die meisten Inseln im Norden von Ars Schärengürtel. Die Winterstürme müssen das Wasser über die Insel gespült haben, als die Bäume fort waren.«
    »Aber warum ist Tir hier ins Wasser gesprungen?« Dielan blinzelte in die Sonne und schob das Steuer von Seite zu Seite, um schneller zu werden. Tir watete direkt nach Süden, doch das Wasser reichte ihr jetzt nur noch bis zu den Knien.
    »Sie stammt aus Ar.« Nangor hielt sich die Hand über die Augen und sah ins Wasser hinunter.
    Tir bückte sich und hob etwas auf, das wie ein Stein aussah. Als sie es umdrehte und Wasser herausfloss, sahen sie, dass es ein Krug war.
    »Sie sucht«, sagte Gwen. »Begreift ihr denn nicht, dass sie schon einmal hier war?«
    Dielan verstand es. Denn jetzt stieg das Land unter Tirs Füßen an. Sie lief barfuß durch das Wasser immer weiter nach Süden. Und jetzt sahen sie die Steine, die aus dem Wasser emporragten, die Scherben von Töpfen und zerschlagene Skelette. Als der Bootsrumpf auf dem Sand auflief, kletterte Dielan über Bord und vertäute das Boot an einem Stein.
    »Wir müssen ihr folgen!« Hagdar sprang in das flache Wasser hinunter. »Nosser! Wir gehen mit Dielan. Ihr anderen bleibt bei den Booten. Es kann hier Gezeiten geben!«
    Sie folgten Tir über die Insel, vorbei an halb verfaulten Wurzeln und tangüberwucherten Steinen.
    »Das Meer hat dieses Land genommen«, sagte Hagdar. »Noch ein paar Winter und auch das wird verschwunden sein.«
    Tir lief bis ganz zur anderen Seite der Insel hinüber, wo das Land wieder abzufallen begann. Dielan fürchtete, sie würde sie alle hinab in die Tiefe führen, als sie plötzlich niederkniete und im Sand zu wühlen begann. Er sah, dass sie sich in einer Art Steinring befanden, und gleich neben ihm war eine Grube im Sand, umgeben von verrußten Steinen.
    »Eine Hütte. Hier hat jemand gewohnt.« Nosser kniete sich hin und hob einen Schädel hoch. »Ich frage mich, was mit denen geschehen ist.«
    Da schrie Tir auf. Sie sprang auf ihn zu und schlug ihm den Schädel aus der Hand. Nosser taumelte verschreckt zurück. Tir packte den Schädel, kniete nieder und begann zu graben. Dann schob sie ihre Hände in den Sand und zog etwas hervor. Sie legte es neben sich ins Wasser und Dielan meinte, einen weißen Stock zu erkennen. Dann begrub sie den Schädel, wusch ihr Gesicht mit Wasser und hob den Stock mit beiden Händen. »Das ist ein Schwert«, sagte Hagdar. »Wem hat das gehört, Tir?«
    Tir drehte dem Grab den Rücken zu. »Es gibt hier eine Quelle.« Ihre Stimme war ruhig und zeigte keine Spur von Tränen. »Ich werde sie euch zeigen.«
     
    Sie folgten einer Art Pfad, der einen Fuß unter der Wasseroberfläche lag. Eine Reihe weißer Steine rahmte ihn auf beiden Seiten ein. Der Weg führte einen Pfeilschuss nach Westen, ehe Tir wieder in Richtung der Boote ging. Hier stieg die Insel an, und als ihre Knöchel wieder aus dem Wasser herausragten, blieb Tir stehen und deutete auf eine Gruppe Steine.
    »Da gibt es Süßwasser«, sagte sie. »Ihr könnt es probieren.«
    Sie formte ihre Hände zu einer Schale und trank. Die Männer taten es ihr gleich.
    »Süßwasser.« Hagdar trocknete sich den Bart. »Hier können wir unsere Wasserschläuche auffüllen.«
    »Das werden wir tun«, erwiderte Dielan. »Nangor hat gesagt, es sind noch fünf Tage von hier bis zum Festland.«
    Sie ließen Tir zurück und wateten zu den Booten. Dort berichteten sie, was sie gesehen hatten, und baten Männer und Frauen, alles zu füllen, was sie an Wasserschläuchen und Fässern hatten. Das Felsenvolk rannte über die versunkene Insel und kümmerte sich nicht um Knochenreste und verfaulte Baumwurzeln, denn nach vielen Tagen des Durstes war das Süßwasser ein Geschenk der Namenlosen. Sie tranken aus dieser wundersamen Quelle, die ihnen mitten im Meer frisches Wasser spendete, und dachten nur wenig daran, dass Tir es gewesen war, die sie dorthin geleitet hatte.
    Hätte sie Nangor nicht vor den Abendwellen gewarnt, wären sie im Gezeitenstrom ertrunken. Doch das Felsenvolk kletterte an Bord der Boote und war glücklich, dass sie selbst und ihre Kinder nun nicht mehr dürsten mussten.
     
    Als Dielan in der gleichen Nacht am Ruder wachte, steuerte Turvi sein Boot zu ihm hinüber. Wie gewöhnlich hatte er seinen Beinstumpf über die Reling gelegt und den ledernen Umhang fest um sich geschlungen.
    »Wie geht es ihm? Hilft das frische Wasser?«
    Dielan blickte unter das Segeltuch. Er hatte

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