Braut der Schatten
der Nähe des Eingangs zum Allerheiligsten. Seine rauflustigen Freunde waren dabei, ihn aufzustacheln, boxten ihn immer wieder in den Oberleib und ermutigten ihn lautstark: »Reiß diesem verdammten Blutsauger die Eingeweide raus!« Sie stießen gegen seine Hörner, um seine Aggression zu schüren, sein instinktives Verlangen, zu töten.
»Ich muss mit dir reden, Cas.«
Er translozierte sich zu ihr. »Was ist? Ich muss gleich hinein.«
Es gab keinen leichten Weg, es ihm beizubringen. »Was wäre, wenn ich dir sagte, dass die Regeln eine Barmherzigkeitsklausel enthalten, einen Ausweg für einen der Wettkämpfer?«
»Wovon redest du da?«
»Wenn Dakiano die Oberhand gewinnt und dich mit dem Tod bedroht, kann ich um Gnade bitten und dir das Leben retten. Allerdings würde ich dich damit disqualifizieren.«
Cas’ Blick wurde wild. »Wage es ja nicht, mir das anzutun!«
»Warte doch mal …«
»Hältst du mich für ehrlos?«
»So ist es doch nicht!«
Er packte ihren Arm und translozierte sie außer Hörweite seiner Freunde. »Ich kam mit
nichts
auf die Welt, und ich habe verdammt hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Immer wieder habe ich mein Leben riskiert. Willst du mich vernichten, wo ich gerade auf dem Gipfel stehe? Würdest du mich wirklich dieser Demütigung aussetzen?«
»Du bist mein bester Freund. Ich kann nicht zusehen, wie du stirbst.«
»Tu das ja nicht.« Er rieb sich die Stirn. »Ich glaube … ich glaube, ich würde dich am Ende nur dafür hassen.«
»Hassen? Willst du denn wirklich, dass dein Leben endet? Willst du mit fünfundzwanzig Jahren sterben? Für eine Frau, die du nicht einmal liebst?«
»Tina, ich weiß, dass du Gefühle für den Vampir entwickelt hast. Liebe Götter, ich kann ihn sogar an dir riechen.«
Sie errötete und wandte den Blick ab.
»Aber lieber würde ich ehrenvoll sterben als auf diese Weise zu verlieren.«
»Das werde ich nicht zulassen. Ich habe eine Runde nach der nächsten mitangesehen, habe hilflos dasitzen müssen, während der Vampir und du euer Leben riskiert habt. Jetzt kann ich endlich etwas tun, um dir zu helfen.«
»Mir zu helfen – ausgerechnet gegen
ihn
? Dakiano?«
Ja, Salem, offensichtlich habe ich mir etwas vorgemacht, was die beiden angeht.
Sie hatte noch nie zwei Männer gesehen, die einander dermaßen hassten – und so wenig Grund dazu hatten.
»Mach dir lieber um ihn Sorgen, Sorcera!«, fauchte Cas, wütender, als sie ihn je erlebt hatte. »Ich werde ihn erledigen. Ich kann nicht verlieren.«
Woher kam diese Zuversicht? »Hast du den Vampir denn nicht im Kampf gegen den Primordial gesehen? Sei realistisch. Dakiano hat so viel mehr Erfahrung als du.«
»Das wird keine Rolle spielen, wenn ich seine Schwäche gegen ihn einsetze.«
»Welche Schwäche? Er hat keine.«
»
Jeder
hat eine Schwäche«, widersprach Cas. »Du musst das Turnier seinen Gang gehen lassen. Ich bin ein Todesdämon, der für seine Ehre kämpft. Ich werde es ihnen allen beweisen!«
»Er ist ein tausend Jahre alter Dakier, der für die Braut kämpft, die das Schicksal für ihn erwählt hat. Ich habe dich in diese Sache hineingezogen, Cas, und ich werde tun, was ich tun muss, um dich wieder herauszuholen.« Mit diesen Worten überließ sie ihn seinen Freunden, einem Rudel Dämonen, die Cas grölend anfeuerten, den Vampir zu töten.
Trehan bedauerte seine harschen Worte beinahe im gleichen Moment, in dem er sie ausgesprochen hatte. Er war ins Zelt zurückgekehrt, doch Bettina war bereits fort.
Sie hatte ihn beschuldigt, ihr nicht zuzuhören, und hatte damit vermutlich recht. Schon bei der bloßen Erwähnung des Namens dieses Dämons hatte er einen Wutanfall bekommen.
Er stieß einen langen Seufzer aus. Er hätte ihr seine Lage erklären sollen:
Ich bin erschöpft, Bettina. Ich habe viel zu viel Blut verloren, und mein Verstand ist angegriffen. Heute habe ich erfahren, dass Dakien definitiv einen neuen König haben wird, und zum ersten Mal in tausend Jahren bin ich sicher, dass nicht ich es sein werde. Ich habe Opfer gebracht für ein gemeinsames Leben mit dir, und darum habe ich unvernünftigerweise von dir erwartet, dass du dich ohne Widerrede meinem Willen beugst.
Er würde ihr all das heute Abend vor der Zeremonie erklären und die Dinge wieder in Ordnung bringen. Sobald sie erst einmal verheiratet waren, würde er sie mehrfach nehmen und in den Wonnen schwelgen, die sie ihm schon letzte Nacht verschafft hatte. Bei der Erinnerung an ihre
Weitere Kostenlose Bücher