Braut der Schatten
Hemmungslosigkeit rührte sich sein Körper auf der Stelle wieder, trotz des Blutverlusts.
Abgesehen von ihrem Zögern in Bezug darauf, von ihm gebissen zu werden, hatte sie sich ihm völlig hingegeben und ihn auf unbeschreibliche Art befriedigt. Als er sie zum letzten Mal genommen hatte, hatte er auf ihr Gesicht hinabgeblickt und eine Wahrheit erkannt:
Bettina est viaţâ.
Bettina ist Leben. Er hätte niemals wieder in das Leben zurückkehren können, das er vorher geführt hatte.
Heute Abend, nachdem er sie zu seiner Frau gemacht hatte, würde er sich zwingen, zu trinken und zu schlafen, und dann würde er endlich wieder in der Lage sein, klar zu denken.
Viel schlimmer konnte es nicht werden.
Nichts ergab einen Sinn. Seine Laune war grauenhaft, der kleinste Anlass warf ihn aus der Bahn. Sein Körper war geschwächt, und ihm war schwindelig.
Irgendetwas stimmt nicht mit mir.
Lag das vielleicht daran, dass er sie nicht mit seinem Mal versehen hatte? In dem Buch über die Vampirphysiologie hatte er gelesen, dass ein Vampir unbedingt die Haut seiner Gefährtin durchstoßen müsse.
Aber er war nicht irgendein Vampir. Er war immer noch Dakier.
Wenn er sich auch in diesem Moment wünschte, er wäre es nicht. Trehan hätte niemals gedacht, dass er einen wahnsinnigen, rotäugigen Vampir wie Lothaire einmal beneiden würde, der offensichtlich aus dem Hals seiner Braut getrunken hatte, als er sie zu der Seinen gemacht hatte.
Binde sie an dich.
Lothaire gehorchte seinem Instinkt. Trehan widersetzte sich ihm. Der Erzfeind schien nach und nach zu genesen.
Ich hingegen mache Rückschritte.
Trehan fühlte sich … krank. Sein Hals schmerzte, und seine Zunge klebte dick an seinem Gaumen. Das Schwindelgefühl verwandelte sich nach und nach in hämmernde Kopfschmerzen, während sich ein Taubheitsgefühl in seinen Gliedmaßen ausbreitete.
Bring einfach nur diesen Kampf hinter dich.
Alles, was er begehrte, alles, was ihm gehörte, war zum Greifen nah. Er musste es sich nur noch nehmen.
Er blickte in die Richtung des Rings.
Mein Preis erwartet mich mit großen Augen.
Trehan war bereit für den Kampf. Er straffte die Schultern – und hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren.
Langsam erkannte er, dass irgendetwas definitiv nicht mit ihm stimmte … als er sich ins Allerheiligste translozierte … und mit dem Gesicht voran gegen eine Mauer prallte.
42
»Man muss keine Sorcera sein, um die unheilvolle Atmosphäre dieses Abends zu spüren«, murmelte Morgana, nachdem sie auf ihrem Sitz auf dem Podium Platz genommen hatte.
Bettina empfand das genauso. Während Raum die Menge begrüßte, ließ sie den Blick durch die Arena schweifen. Der Regen des heutigen Tages hatte den Ring in einen Sumpf aus roter Tonerde verwandelt. Um den Käfig herum trieben Nebelfetzen, die aus dem Boden aufstiegen und durch die Käfiggitter waberten. Vereinzelte Strahlen des Vollmonds durchlöcherten den Dunst mit flackernden Speeren aus Licht.
Als Raum die Wettkämpfer ankündigte, jubelte die Menge, doch die Reaktion schien gedämpft, als ob auch sie die Unheil verkündende Atmosphäre spürten.
Caspion und Dakiano betraten den Ring, translozierten sich über den Schlamm. Zu diesem Zeitpunkt wünschte sich Bettina nur noch eins: dass sie beide in Sicherheit waren. Mit dem Rest würde sie später fertig werden.
Während Raum mit seinen Bekanntmachungen fortfuhr – zur mitternächtlichen Hochzeitszeremonie, den bevorstehenden landesweiten Feiertagen und so weiter –, musterte Bettina den Vampir.
Bisher war er in jeder Runde ein Muster an kühler Gelassenheit gewesen, mit entschlossenem Blick und konzentrierter Miene – ein Mann, der nur die Aufgabe sah, die vor ihm lag.
Jetzt standen ihm Schweißtropfen auf der Stirn und rannen über seine Schläfen. Seine Pupillen waren erweitert, und aus den Augenwinkeln traten feine Linien aus Blut.
Als er heftig den Kopf schüttelte und dabei beinahe das Gleichgewicht verlor, griff Bettina hastig nach Morganas Arm. »Sieh dir nur den Vampir an!«
»Was ist denn?«
»Sieh dir seine Augen an.«
Sie musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Oh, um der Liebe zum Golde willen! Das kann nicht sein.«
»Er wurde vergiftet!«, zischte Bettina. Sie kannte die Symptome ebenso gut wie jede Sorcera.
Morgana stieß ein erstauntes Lachen aus. »Dein Streuner ist gar nicht so dumm.«
»Nein! Cas hätte das niemals getan«, widersprach Bettina, während sie sich zugleich an sein ungerechtfertigtes
Weitere Kostenlose Bücher