Braut wider Willen
und ging spazieren«, sagte Phoebe.
»Ins Freie!« Olivia starrte sie ungläubig an.
Phoebe schüttelte den Kopf. »Nein … ich wollte hinaus, dann aber erschien mir alles so kalt und dunkel, dass ich wieder ins Bett ging.« Keine ganze Lüge, dachte sie.
Olivia war nicht überzeugt. »Du flunkerst«, erklärte sie.
Phoebe ließ sich wieder in die Kissen sinken. Sie spürte Sand in den Augen und rieb sie mit dem Handrücken.
Olivia setzte sich auf, zog die Knie an und umschlang sie.
Sie runzelte die Stirn so stark, dass ihre dichten dunklen Brauen sich über der Wurzel der langen Granville-Nase trafen. »Ich glaube, dass du meinen Vater nicht wirklich heiraten möchtest«, sagte sie nüchtern.
Wenn es nur so einfach wäre! Aber Phoebe wusste nicht, wie sie ihr gegenwärtiges, sehr komplexes Dilemma Catos Tochter erklären sollte. »Ich möchte gar nicht heiraten, wie du weißt«, erwiderte sie. »Wir kamen überein, nie zu heiraten …. damals im Bootshaus mit Portia.«
»Ich weiß,'a-aber, das ist schon lange her. Die Dinge ändern sich. Sieh dir Portia an. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Portia heiraten würde?«
»Portia folgt ihren ureigenen Gesetzen«, sagte Phoebe. »Sie heiratete, weil sie es wollte. Ich aber werde dazu gezwungen.«
Olivia ließ sich diese melancholische Wahrheit durch den Kopf gehen. »Ich weiß«, sagte sie simpel. »Aber das b-bedeutet zumindest, dass wir immer zusammen sein können.«
»Bis du verheiratet wirst«, wandte Phoebe ein.
»Das wird nie der Fall sein«, gab Olivia tonlos von sich.
»Das sagten wir alle«, rief Phoebe ihr in Erinnerung. »Wie kommst du darauf, ausgerechnet du könntest deinem Schicksal entgehen, wenn es Portia und mich ereilte?«
Um Olivias Mund legte sich ein widerspenstiger Zug. Ihre bleichen Wangen röteten sich leicht. »Niemand kann mich zu einer Ehe zwingen«, sagte sie leise und eindringlich.
»Nicht zu fassen«, sagte Phoebe finster und richtete sich in den Kissen auf. »Was haben denn Frauen dabei schon zu sagen? Mich hat niemand nach meiner Meinung gefragt. Ganz im Gegenteil, mein Vater und deiner stellten mich vor vollendete Tatsachen. Ich hätte toben und mir die Haare raufen können, und es hätte nichts genützt. So ist es eben, und wenn ich verheiratet bin, wird es nicht besser sein. Schlimmer vermutlich.«
Sie rümpfte ihre Stupsnase. »Und was das Schlimmste ist – dein Vater kann eine Ehe mit mir nicht wirklich wünschen. Wie auch?« Sie schnitt eine Grimasse und griff an ihre Taille. »Sieh dir diese Fülle an! Diana war schlank und elegant, während ich kugelrund bin.«
»Du bist mit weiblichen Formen gesegnet«, sagte Olivia, wie immer unbeirrt zur Verteidigung ihrer Freundin bereit, sogar gegen sie selbst. »Das sagte Portia.«
»Dein Vater braucht einen Sohn, und ich bin das geeignete Mittel zum Zweck«, erwiderte Phoebe unverblümt.
Olivia betrachtete sie schweigend. Ihr fiel nichts ein, was sie dieser unbestreitbaren Wahrheit hätte entgegenhalten können. »Vielleicht wirst du gern Mutter sein«, sagte sie schließlich.
»Das wird seine Zeit dauern.«
Das klang für Olivias Ohren bemerkenswert überzeugt.
»Woher willst du das wissen?«, fragte sie neugierig Phoebe starrte vor sich hin. »Es gibt Mittel und Wege, es zu verhindern.«
»Wie denn?« Olivia starrte sie fasziniert mit großen Augen an.
»Kennst du meine Freundin Meg?«
Olivia nickte eifrig. Meg, die Kräuterfrau, stand bei den Dorfbewohnern im Ruf der Heilkunst und Hexerei.
»Sie sagte mir, wie man es macht«, erklärte Phoebe. »Es gibt Kräuter, die eine Empfängnis verhüten. Ganz narrensicher ist es zwar nicht, aber meist klappt es.«
»Aber warum möchtest du meinem Vater kein Kind schenken?«
Phoebes Blick ging wieder ins Leere. »Ich sagte eben, dass er mich nur heiratet, weil es sich zufällig gut trifft. Ich bin für ihn eine glückliche Fügung. Solange er mich in diesem Licht sieht und seine Ansicht nicht ändert, werde ich kein Kind empfangen.«
Sie sah Olivia offen an, und ihre Miene verriet Entschlossenheit. »Sobald ich ihm gebe, was er möchte, wird er gar nicht erst versuchen, Verständnis für mich aufzubringen, oder mich als das sehen, was ich bin. Begreifst du das, Olivia?«
»Ja, n-natürlich.«
»Ich möchte seine Partnerin sein«, fuhr Phoebe fort, »und nicht nur ein abhängiges Geschöpf von begrenztem Nutzen.«
»Verheiratete Frauen sind immer abhängig«, wandte Olivia ein. »Sie können gar nicht anders als
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