Braut wider Willen
grüne Steppdecke aus Taft.
»Fünf Guineen. Das dürfte reichen.«
»Ich kann dein Geld nicht nehmen.« Phoebe war verwirrt und ungeduldig. »Auch wenn ich wüsste, wofür es ist.«
Portia schwang sich auf das Bettende. »Für Kleider«, sagte sie entschieden. »Was du jetzt trägst, muss für dich genäht worden sein, als du keinen Busen hattest.«
»Das stimmt«, gestand Phoebe, von dieser brutalen Wahrheit nicht weiter beunruhigt. »Mein Vater hielt nichts davon, Geld für
meine
Garderobe zu verschwenden. Bei Diana war es anders«, fügte sie schneidend hinzu. »Aber mir lag eigentlich nie etwas an diesen Dingen. Es gibt so viel anderes, über das es nachzudenken gilt.«
»Na, es wird nicht reichen«, sagte Portia bestimmt. Sie begutachtete Phoebe mit schräg gelegtem Kopf. »Du brauchst Kleider, die etwas aus deiner Figur machen.«
»Nein«, sagte Phoebe scharf. »Ich muss sie eher verbergen. Es ist zu viel davon vorhanden.«
Portia schüttelte den Kopf. »Da irrst du dich, meine Liebe. Du hast die richtigen Kurven an den richtigen Stellen. Du musst sie zur Geltung bringen und nicht verhüllen. Und du solltest nicht mit hängenden Schultern gehen, als wolltest du deine Brüste verbergen. Sie sind schön und rund und fest. Ich wünschte, ich hätte mehr zu bieten … obwohl« – sie tätschelte ihren Busen mit nachdenklicher Miene – »seit kurzem sind sie fülliger, weil ich Alex stille.«
»Gefallen Rufus große Brüste?«, fragte Phoebe, zunehmend fasziniert von dem Thema.
»Ich denke schon. Den meisten Männern gefallen sie. Aber er muss sich mit dem begnügen, was er kriegt«, sagte Portia gut gelaunt. »Aber wir sprechen nicht von Rufus, sondern von Cato. Wenn du seine Aufmerksamkeit erregen willst, musst du dich ihm praktisch aufzwingen. Womit wir wieder beim Geld sind.«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Ich habe kein Geld. Ich brauchte nie etwas. Wenn der Krämer kommt, kaufen Olivia und ich bei ihm ein, und Cato bezahlt es. Wegen des Krieges finden keine Märkte und Messen statt. Es gibt nichts, wofür man Geld ausgeben könnte.« Sie runzelte die Stirn. »Ich könnte die Näherin kommen lassen, damit sie mir eine neues Kleid macht. Ich glaube nicht, dass Cato so knausrig wie mein Vater ist.« Da fiel ihr ein, mit welcher Gleichgültigkeit er ihren Klagen über das Brautkleid begegnet war. Ein wenig zweifelnd fügte sie hinzu: »Aber ganz sicher bin ich nicht.«
»Das würde nicht helfen«, erklärte Portia. »Du möchtest sicher kein biederes Kleid, sondern ein elegantes. Und dafür braucht man Geld. Kannst du nichts verpfänden? Schmuck oder dergleichen?«
Phoebe überlegte. »Von meiner Mutter habe ich ein paar Ringe.« Die Vorstellung, die Ringe ihrer Mutter zu verpfänden, hätte ihr schrecklich, fast sündhaft, vorkommen müssen, doch verspürte sie nicht die geringsten Gewissensbisse.
»Gut.« Portia sprang vom Bett. »Wo ist der nächste größere Ort? Ich kenne diese Gegend nicht.«
»Bicester oder Witney Aber wie wollen wir dorthin gelangen?«
»Wir reiten natürlich. Was sonst?«
Phoebe hätte mehrere Einwände vorbringen können. Sie ritt nicht gern. Man hätte eine militärische Eskorte in Anspruch nehmen müssen. In Zeiten wie diesen reiste man nicht unbewaffnet, deshalb musste man Cato von dem Ausflug informieren, ohne ihm den Grund zu verraten. Und er würde ihn herausfinden, und dann würde alles sehr kompliziert werden, und sie würde etwas sagen müssen. Doch ihre Fantasie war angeheizt und die Aussicht, etwas zu unternehmen, zu berauschend, um wegen einiger kleiner Details aufgegeben zu werden.
»Ich reite mit dir auf einem Reitkissen, und wir nehmen Decatur-Leute als Eskorte, damit ich Cato nichts verraten muss. Der Haushälterin sage ich, dass wir ausreiten. Sie ist daran gewöhnt, dass ich ständig unterwegs bin. Niemand wird sich etwas dabei denken, solange wir zurück sind, ehe es dunkelt.«
Portia nickte zustimmend. »Du holst die Ringe, und ich frage Olivia, ob sie auch mitkommen möchte.«
Olivia reizte die Aussicht auf einen Ausflug ebenso wie Phoebe, da Stadtbesuche für sie eine Seltenheit waren. »Du solltest dir ein Samtkleid zulegen«, verkündete sie. »Schschwarzer Samt. Oder etwas ganz Dunkles.«
»Seit wann interessierst du dich für diese Dinge?«, fragte Portia erstaunt.
Olivia überlegte. »Eigentlich weiß ich es nicht«, erwiderte sie und klang dabei ebenso erstaunt wie Portia. »Es ist einfach so gekommen. Aber ich bin sicher, dass ich
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