Braut wider Willen
hat das mit der Sache zu tun?«, wollte Phoebe wissen. »Es sind kleine Kinder. Natürlich musste ich ihnen helfen.«
»Und wie hast du ihnen geholfen?« Cato trat an die Konsole und schenkte sich Wein ein.
»Ich brachte sie im Dorf unter, musste aber versprechen, für ihren Unterhalt aufzukommen. Niemand kann zwei zusätzliche hungrige Mäuler stopfen. Ihr aber schon.« Ihre Miene verriet, dass sie die Sache für abgeschlossen hielt.
»Phoebe, dein Ton gefällt mir nicht. Das sagte ich schon«, antwortete Cato kalt.
»Dann bitte ich um Verzeihung, Mylord. Aber wie kann ich Euch sonst verdeutlichen, was getan werden muss, wenn Ihr nicht begreifen wollt?« Phoebe begegnete unbeirrt seinem eisigen Blick.
»Und du schwingst dich natürlich zum Richter über meine Taten auf«, sagte Cato. »Ich denke, du hast gesagt, was du zu sagen hast.« Er nickte ihr knapp zu und griff betont absichtsvoll zu einigen Papieren auf seinem Schreibtisch.
Phoebe zögerte, nahm dann ihre Entlassung zur Kenntnis und verließ das Arbeitszimmer, nicht ohne die Tür mit übertriebener Vorsicht hinter sich zu schließen.
Cato ließ die Papiere auf den Schreibtisch fallen, von dem Gefühl erfüllt, in einen Wirbelsturm geraten zu sein.
Mitleiderregende, verhungerte, heimatlose Waisen in einem Graben! Um Himmels willen!
Er griff nach dem Glockenzug und durchmaß den Raum, bis jemand erschien, um nach seinen Wünschen zu fragen.
»Der Verwalter soll sofort kommen«, befahl er knapp. Phoebe hatte den Gutsverwalter vermutlich von ihrem Vorgehen unterrichtet. Der Mann würde wissen, wo die Kinder untergebracht waren und welche Auslagen nötig waren, um sie durchzufüttern und zu kleiden.
Phoebe blieb in der Halle stehen und fragte sich, was Cato von ihr denken mochte, doch hatte er sie so entschieden fortgeschickt, dass sie im Moment nicht viel unternehmen konnte. Wo waren Olivia und Portia?
Portia stillte vermutlich den hungrigen Alex im Salon. Sie lief die Treppe zum Schlafgemach hinauf, wo sie energisch die Tinte vom Mund rieb. Dann begab sie sich in den quadratischen Salon im rückwärtigen Teil des Hauses.
Portia saß in der tiefen Fensternische, den zufrieden trinkenden Alex an ihrer Brust. An die angezogenen Knie ihrer Mutter gelehnt, lutschte Eve verträumt am Daumen.
»Wenn es nicht so unwahrscheinlich wirken würde, wäre dies das Idealbild mütterlicher Idylle«, bemerkte Phoebe. »Trägst du denn nie mehr Kleider?«
»Nur wenn Rufus seiner Vorliebe dafür Ausdruck verleiht«, sagte Portia mit viel sagendem Lächeln. Sie legte Alex an der anderen Seite an.
»Wo ist Olivia?«
»Ich glaube, sie liest Plinius in ihrem Gemach.« Portia warf Phoebe einen gewitzten Blick zu, als diese zwischen Kamin und Tür unruhig auf und ab lief.
»Nun, was hältst du vom Ehestand, Kleines?«, erkundigte sich Portia. »Wenn ich mich recht erinnere, warst du ebenso dagegen wie ich.«
»Ich bin es immer noch«, erklärte Phoebe. »Nicht mehr sein eigener Herr zu sein ist abscheulich. Einem Ehemann zu
gehören.«
Portia nickte voller Verständnis. »Von Männern geschaffene Gesetze werden immer Männer begünstigen«, bemerkte sie mit zynischem Lächeln. »Aber wir sind nicht hilflos. Sogar Ehemänner lassen sich zurechtstutzen.«
»Vielleicht … wenn sie zur Kenntnis nehmen, dass man existiert«, sagte Phoebe angespannt und blieb vor einem Arbeitstisch stehen. Sie klappte den lackierten Deckel einer Nähkassette auf und fuhr mit den Fingern durch Stickseiden, ohne Portia anzusehen.
»Was meinst du damit?« Portia hob das gesättigte Baby und lehnte es gegen ihre Schultern, um ihm dann auf den Rücken zu klopfen.
Phoebe war zutiefst errötet, doch gab es außer Portia niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte.
»Muss es immer dunkel sein, wenn man sich liebt? Müssen die Vorhänge zugezogen sein? Darf man kein Wort sagen … und muss alles so rasch vorüber sein, dass man es kaum wahrnimmt?«
»Moment!«, unterbrach Portia den Redefluss. »So geht es also bei euch zu?«
»Nacht für Nacht«, sagte Phoebe niedergeschlagen. »Und so wird es weitergehen, bis ich empfangen habe. Er findet mich nicht reizvoll. Aber wie könnte er das nach Diana?«
»Diana war ein Biest … und beinhart obendrein«, stellte Portia fest. »Ich nehme an, dass sie Dunkelheit bevorzugte. Am liebsten wäre es ihr vermutlich gewesen, wenn sich alles im Schlaf abgespielt hätte und sie nichts davon hätte wissen müssen.« Sie verzog spöttisch ihre Lippen.
Phoebe
Weitere Kostenlose Bücher