Braut wider Willen
kam dies bemerkenswert erfahren vor. »Daran dachte ich nicht«, sagte sie. »Vielleicht glaubt Cato, ich sei ähnlich.«
»Aber du bist es nicht?« Das war eindeutig eine Frage.
»Nein!«, rief Phoebe klagend aus. »Das bin ich nicht. Ich verzehre mich nach ihm. Ich hungere nach seiner Berührung. Ich möchte, dass er mich nackt sieht, und ich möchte ihn berühren, jeden Zoll. Ich könnte ihn auffressen«, fügte sie erneut jammernd hinzu. »Es ist die reinste Tortur.«
Portia staunte nicht schlecht. Nicht dass ihr das Verlangen unbegreiflich gewesen wäre, doch wunderte es sie bei Phoebe. »Soll das heißen, dass du Cato liebst?«
»Liebe, Lust, ich weiß es nicht!« Phoebe ließ den Deckel der Nähkassette laut zufallen. »Ich weiß nur, dass mir schwindelt, wenn ich seinen Schritt höre. Wenn er mit der Hand sein schwarzes Haar zurückstreicht, zittern mir die Knie, und wenn er mich auch nur zufällig berührt, erklinge ich wie eine Laute. Ich scheine zu zerschmelzen. Ich begehre ihn … ganz und gar.«
»O Gott, dass ist ja ganz starke Lust.« Portia drückte ihr schlafendes Baby an die Brust und strich mit der freien Hand über Eves rosige Löckchen. Sie runzelte die Stirn, als sie daran dachte, welche Folter es sein musste, zu fühlen, was Phoebe so bildhaft beschrieben hatte, ohne dass das Verlangen je gestillt wurde.
»Was soll ich nur tun?«, klagte Phoebe. »Es muss einen Weg geben, seine Aufmerksamkeit zu erregen, eine Möglichkeit, ihm meine Gefühle zu zeigen, ohne ihn abzustoßen.«
»Ach, ich glaube nicht, dass er sich abgestoßen fühlen würde«, sagte Portia. »Vermutlich wäre er geschmeichelt.«
»Aber von Frauen meiner … unserer Herkunft wird nicht erwartet, dass sie solche Begierden haben.«
»Deiner Herkunft, nicht meiner«, rief Portia ihr trocken in Erinnerung. »Ich bin der Bastard, denk daran. Und außerdem hat die Herkunft nichts damit zu tun.«
»Nein?«
»Nein«, stellte Portia entschieden fest. Dann sah sie Phoebe nachdenklich an. »Ich glaube, du solltest etwas Dramatisches unternehmen.«
»Ja, aber was denn?« Phoebe hockte am Ende des Tisches. Sie hatte das Gefühl, Portia stünde im Begriff, die Büchse der Pandora zu öffnen. Würde ihr eine Heimsuchung oder ein Schwärm göttlicher Geheimnisse entweichen?
»Spiele«, sagte Portia. »Du musst mit ihm spielen.«
Phoebe, die sich nichts darunter vorstellen konnte, starrte sie an.
»Nun, denk daran, was ich eben über Rufus' Vorlieben sagte. Manchmal sieht er es gern, wenn ich mich auf bestimmte Weise kleide oder so tue, als wäre ich eine andere. Wir treiben Spiele miteinander. Zuweilen überrasche ich ihn, indem ich ein Spiel, eine Szene erfinde … es ist schwer zu beschreiben. Aber ich glaube, du musst es ebenso halten, wenn du wirklich Catos Aufmerksamkeit wecken möchtest. Du musst ihn verblüffen, ihm eine andere Seite von dir zeigen.«
Phoebe machte große Augen. Allmählich regte sich in ihr eine Ahnung von den Möglichkeiten. Aber angenommen, es klappte nicht, angenommen, Cato würde entsetzt und angewidert sein. Und was, wenn er sie in einer Verkleidung völlig reizlos fand …
»Ein kleines Risiko ist schon dabei«, sagte Portia, die ihre Gedanken lesen konnte. »Ich weiß ja nicht, wie verknöchert Cato ist. Meiner Meinung nach muss jemand, der Diana heiratete, ziemlich trocken und nüchtern sein.«
»Diana ehelichte er nur wegen des Bündnisses mit meinem Vater«, wandte Phoebe ein. »So wie er mich auch deshalb zur Frau nahm – und weil er einen Erben braucht.«
»Hm.« Portia kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Ich hätte eine Idee«, sagte sie und schwang die Beine vom Fenstersitz. »Wir machen einen Versuch und sehen, wie er reagiert?«
»Was denn?«
»Kleider«, erklärte Portia, die mit Alex zur Tür lief. »Nimmst du Eve? Es ist Zeit für ihr Schläfchen. Und dann zeige ich dir, was ich meine.«
Phoebe hob Eve hoch und folgte Portia, verblüfft, was diese im Sinn haben mochte. Aber Portia sagte nichts, bis beide Kinder der Kinderfrau übergeben worden waren und sie sich in Portias Gemach befanden und die Tür fest geschlossen hatten.
»Also, hast du Geld?«
»Geld?« Phoebe runzelte die Stirn. »Wofür brauche ich Geld?«
»Um Dinge zu kaufen natürlich. Rufus hat mir etwas mitgegeben, doch das reicht sicher nicht für das, was mir vorschwebt.« Portia öffnete eine kleine Lederbörse und schüttete den Inhalt auf die Bettdecke. Ein Goldmünzenregen verteilte sich über die
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