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Braut wider Willen

Braut wider Willen

Titel: Braut wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Recht habe.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Portia stimmte zu, während sie Phoebe nachdenklich musterte.

Kapitel 6
    Phoebe ließ sich mit zusammengebissenen Zähnen von einem Stallknecht auf das Reitkissen hinter Portia helfen. Es geschieht immerhin zu einem guten Zweck, redete sie sich gut zu und wiederholte es während der ganzen fünf Meilen nach Witney Portia nahm keine Rücksicht auf die Ängste ihrer Mitreiterin und ließ ihrer Stute querfeldein die Zügel schießen. Kurz nach Mittag ritten sie in dem Marktstädtchen ein und brachten die Pferde und ihre Decatur-Eskorte im Stallhof des Hand and Shears unter. Portia trug diesmal einen Reitrock über ihren Breeches, den geliebten Kniehosen, der aber ihre langen, ausgreifenden Schritte nicht behinderte, als sie sich auf die Suche nach den goldenen Kugeln machten, die den Laden eines Pfandleihers anzeigten.
    Phoebe ertappte sich verwundert dabei, dass sie so tat, als würde sie dies alle Tage tun. Sie schien von einem Drang getrieben, der aus dem Nichts gekommen war, so aufregend wie unwiderstehlich. Sie betrat das finstere Gewölbe des Pfandleihers, wickelte das Seidentuch auf, das die Ringe barg, und legte das Häufchen auf den rissigen Ladentisch aus Fichtenholz. »Ich möchte zwanzig Guineen dafür«, hörte sie sich dreist fordern.
    »Ach?« Der Pfandleiher betrachtete sie durch ein Monokel und fragte sich, welche Fährnisse des Schicksals drei junge Frauen offenkundig guter Herkunft zu ihm geführt haben mochten. Ganz anders als seine üblichen Kunden wirkten sie selbstsicher und traten nicht in der Rolle des Bittstellers auf. Das dunkle Mädchen schlenderte durch den Raum und begutachtete seine Waren mit unverhohlener Neugierde. Die große Rothaarige stand mit verschränkten Armen an der Tür, so kühl, als gehöre ihr der Laden.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit den Ringen zu. Trotz der altmodischen Fassungen waren sie viel mehr wert als zwanzig Guineen. Er fragte sich, warum die junge Dame nicht mehr verlangt hatte. Offensichtlich ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf dem Ladentisch, während er den Schmuck prüfte. Schließlich gelangte er zu dem sonderbaren Schluss, dass sie sich die geforderte Summe und nicht mehr vorgenommen hatte. In einer Notlage konnte sie nicht sein, da in Bedrängnis geratene Kundschaft ganz anders auftrat. Ein interessanter Fall.
    Nach seiner Prüfung beschränkte er sich jedoch auf ein Nicken und sperrte eine silberbeschlagene Kassette auf, der er zwanzig Guineen entnahm und sie ihr ohne ein weiteres Wort aushändigte.
    »Meinen Dank.« Phoebe steckte die Münzen in ihre Tasche und drehte sich zur Tür um. »Komm, Olivia. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr.«
    »Ich suchte einen Kompass«, sagte Olivia, ließ aber von der Suche ab und folgte Phoebe und Portia hinaus.
    Auf halber Höhe der High Street stießen sie auf eine Schneiderwerkstätte. Phoebe spähte durch das Fenster. »Noch nie habe ich ein fertiges Kleid gekauft«, sagte sie, vom ersten Zweifel seit dem Aufbruch der Expedition bewegt, doch Portia war schon im Begriff, den Laden zu betreten.
    Als die Näherin beim Klingeln der Türglocke aus dem Hinterzimmer herbeieilte, machte sie ein Gesicht, als wäre sie auf einen Schatz gestoßen. »Was kann ich für Euch tun, meine Damen?« Kleidung und Haltung verrieten ihr, dass sie Damen vor sich hatte, obwohl es sonderbar war, dass sie ohne Begleitung gekommen waren.
    »Lady Granville braucht ein Kleid«, kündigte Portia an und zeigte mit einer Handbewegung auf Phoebe. »Sie möchte es noch heute mitnehmen. Zeigt uns also, was Ihr habt.«
    Die Schneiderin nahm nun Phoebe genauer unter die Lupe. Sie sah eine füllige junge Frau in einem unansehnlichen, schlecht sitzenden Kleid vor sich und musste-zu ihrem Leidwesen ihre Erwartungen herunterschrauben. Teure und modische Dinge waren hier nicht angebracht. Sie verschwand in der Werkstätte, um gleich darauf mit etlichen hellen Modellen wieder zu erscheinen, alle mit zarten Spitzenkrägen, die den Busen fast bis zum Hals bedeckten. Sie legte die Kleider über einen Stuhl.
    Phoebe spürte eine Woge der Enttäuschung, und Portia sagte: »Nein, diese entsprechen ganz und gar nicht unserer Vorstellung. Wir möchten ein Kleid, das ihre Vorzüge zur Geltung bringt.«
    Phoebe war es so wenig gewöhnt, im Zusammenhang mit sich an Vorzüge zu denken, dass sie ganz verlegen wurde. Sicherlich würde die Frau sich sehr wundern über das, was Portia wollte. Wieder hatte sie das Gefühl,

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