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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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etwas Glück existieren in diesen Häusern noch Küchen. Und mit noch mehr Glück gibt es in den Küchen Schubladen voller Messer und Bratspieße. Außerdem ist mir kalt, trotz Quinns Pullover und des grünen Handschuhs. Mittlerweile schüttet es, der Schal um meinen Kopf ist völlig durchnässt. Und ich habe kein Stück wasserdichte Kleidung bei mir.
    Die Türen der umliegenden Häuser sind eingetreten und die Fenster eingeschlagen. Vermutlich alles längst geplündert. Ich komme an einer Tankstelle mit verrosteten Autos vorbei. Bei einem steckt der Zapfschlauch noch in der Tanköffnung. Auf der anderen Straßenseite befindet sich eine kleine Krankenstation. Vielleicht sollte ich dort mal nachsehen. Aber ich hab Angst. Auf was für Knochenmengen werde ich da wohl stoßen? Auf wie viele Betten voller Leichen? Ein Stück weiter stehen noch deutlich mehr Häuser, relativ stattliche, mit wuchtigen Holztüren. Und nicht alle sehen geplündert aus. Wären sie nicht so bemoost, könnten sie glatt bewohnt sein. Aber Quatsch, das ist unmöglich. Ich schiebe denGedanken beiseite, weil er beängstigender ist, als sich das Haus leer vorzustellen.
    Mittlerweile klappern meine Zähne vor Kälte. Okay, ich werde also in einem dieser größeren Häuser Zuflucht suchen.
    Ich klettere über eine niedrige Steinmauer und tappe durch den Vorgarten, wobei ich höllisch aufpassen muss, auf den bemoosten Wegplatten nicht auszurutschen.
    Hätte ich mich doch bloß nicht von Quinn und Bea getrennt! Zu mehreren wäre es gleich viel erträglicher hier. Wobei ich momentan jeden als Begleitung nehmen würde – solange er nur lebendig ist. Eigentlich hab ich ja keine Angst vor Geistern. Ich glaube schlicht nicht an sie. Aber hier im Ödland scheint mir ihre Existenz auf einmal sehr glaubhaft.
    Ich stemme mich gegen die schwere Tür, von der die Farbe fast komplett abgeblättert ist. Knarzend öffnet sie sich.

QUINN
    »Was hat sie nur vor?« Ich greife nach Beas Arm, während wir beobachten, wie Alina mehrere Hundert Meter vor uns über eine Mauer klettert und sich einem Haus nähert, das nicht gerade vertrauenserweckend aussieht. »Komm, wir folgen ihr«, dränge ich.
    Doch Bea schüttelt den Kopf und zieht ihre Kapuze über. »Hm, vielleicht … nee, besser nicht.«
    Oh Mann, in solchen Momenten könnte ich sie echt durchschütteln. Da würde ich ihr am liebsten sagen, dass sie sich endlich aufraffen und etwas mehr Biss zeigen soll. Aber ich weiß, dass das irgendwie vermessen und unfair wäre. Sie würde mich für einen unsensiblen Klotz halten, einen Premium-Schnösel, der nichts kapiert. Und sie hätte recht damit.
    »Okay, was schlägst du also vor, was wir tun sollen?«, frage ich.
    »Vielleicht trifft sie sich dort mit jemandem. Vielleicht ist das ja der Unterschlupf der Rebellen. Wenn ja, dann wäre Alina in Sicherheit und wir wären in Gefahr.«
    »Aber wenn sie dort bei ihren eigenen Leuten unterschlüpfen kann, warum war sie dann so nervös?«
    »Quinn, Terroristen sind doch grundsätzlich nervös, oder?«
    »Also, ich finde, die Bude sieht unheimlich aus. Vielleicht braucht Alina unsere Hilfe.«
    »Dann geh doch hin. Geh und rette die Lage, na los, mach schon. Alina wird begeistert sein, dass wir hinter ihr herdackeln.«
    »Was ist denn auf einmal mit dir los?« Wir haben jetzt echt keine Zeit für so ’n Hickhack.
    »Nichts! Gar nichts! Alles großartig!«, sagt Bea eingeschnappt, und ich kann die Ausrufezeichen förmlich hören, die sie hinter jedes einzelne Wort knallt. Warum, verdammt noch mal, sind Mädchen so komisch?
    »Tut mir leid«, sage ich.
    »Ach, wirklich? Und was tut dir leid?«
    »Weiß ich nicht genau.«
    »Na, dann entschuldige dich auch nicht«, blafft sie.
    Verdammt, wir haben keine Zeit zu streiten. Alina ist schon im Haus und wir stehen hier rum und lassen uns nass regnen.
    »Weißt du was? Ich hätte gedacht, dass du mehr Rückgrat besitzt«, sage ich.
    »Mehr Rückgrat? Hallo? Was hab ich denn falsch gemacht? Schieß los, ich bin gespannt!«
    »Du willst Alina nicht helfen.«
    »Wieso? Wir laufen ihr doch hinterher. Wahrscheinlich sogar gegen ihren Willen. Was willst du denn noch?Und wenn wir was hören, folgen wir ihr ins Haus. Wenn nicht …«
    Sie schweigt und verschränkt die Arme vor der Brust: ein deutliches Signal, dass sie sich nicht vom Fleck rühren wird. Dass sie lieber komplett im Regen aufweicht, als auch nur einen Fuß in das Haus zu setzen. Und was, wenn ich alleine reingehe? Wird sie mir

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