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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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mal ein Premium?«, frage ich. Ich hatte immer geglaubt, Ausgestoßene wären Verrückte oder Kriminelle. Nie hätte ich gedacht, dass ein Premium-Bürger so degradiert werden könnte.
    »Alle Ausgestoßenen waren mal bei BREATHE«, sagt Alina ungeduldig, als wäre das Bestandteil des Allgemeinwissens.
    Das Solar-Atemgerät scheppert und Maude stößt es mit dem Ellbogen an. »Stimmt. Aber damals ham’se uns die Hoffnungskiller genannt. Sobald wir irgendne Spur von Leben fanden, ham wir einfach draufgesprüht, und – wusch – weg war’s. Bäume bedeuten Hoffnung. Deshalb wollten sie die immer loswerden.«
    Alina wirkt nicht im Mindesten erstaunt, und ich versuche ebenfalls, nicht allzu geschockt zu gucken, obwohl ich fassungslos bin. BREATHE zerstört Bäume?
    »Der Switch war ein Unfall, und dass die Bäume nicht nachwachsen, liegt daran, dass es so viele Blitzeinschläge gibt«, erkläre ich, ahne aber bereits, dass es gleich Widerspruch gibt.
    Maude schnieft. »Ja, klar, der Switch war’n Unfall. Aber alles andre is absoluter Bullshit. Blitzeinschlag? Pah! Ich wette, sie erzähln immer noch, dass sie an der Wiederaufforstung arbeiten, was? Und dass sie versuchen, die Meere zu reinigen?«
    »Weiß ich alles längst«, sagt Alina. »Dein Gerede bringt uns nicht weiter.«
    »Aber wenn es keine Wiederaufforstung und Wasserreinigung gibt, dann können die Menschen die Kuppeln ja nie mehr verlassen«, stelle ich entsetzt fest.
    Alina tritt ans Fenster und schaut prüfend in den Nieselregen. »Ich muss los«, sagt sie schließlich.
    »Wär besser, wenn ich euch begleite«, beharrt Maude, die mich vollkommen ignoriert und nur Alina anschaut. »Kenn die ganze Gegend hier. Gibt hier mordsviele Ausgestoßene, und ich weiß, wo die alle hocken … und … und …« Offenbar sind ihr die Argumente ausgegangen.
    »… und du hast versucht, mich umzubringen, du alte Hexe.« Alina krempelt sich die Ärmel hoch, als würde sie sich zum Zweikampf rüsten. Ich stehe zwischen ihr und Maude.
    »Aber wieso sollten sie die Erde nicht wieder bepflanzen wollen? Im Biosphärenreservat pflanzen sie doch auch Bäume«, flüstere ich.
    »Ach was, alles nur Alibi-Bäume!«, bellt Maude und stößt mit ihrem krummen Zeigefinger in meine Richtung.
    Alina seufzt. »Sie tun so, als würden Bäume nur bei ihnen gedeihen. Als sei es draußen unter freiem Himmel so schaurig, dass selbst die Bäume nur unter der Kuppel leben wollen.«
    »Nehmt mich mit. Ich werd euch nützlich sein«, winselt Maude wieder.
    »Und sie zerstören die Bäume absichtlich?« Ich versuche, ruhig zu klingen, aber innerlich bin ich absolut fassungslos. Und schlagartig wird mir klar, dass ich nie auch nur die geringste Chance hatte, ins Führungskräfteprogramm aufgenommen zu werden. Nicht nach all dem, was ich in der Diskussionsrunde über die Bäume und ihre Bedeutung gesagt habe.
    »Sie haben aus absolut miesen Umständen Kapital geschlagen«, sagt Alina.
    Quinn hebt protestierend eine Hand. »Okay, aber man kann nun auch nicht sagen, dass BREATHE das alles hier verursacht hat.« Er zieht an seiner Gesichtsmaske. Dann wirft er mir einen flehenden Blick zu, als könnte ich in irgendeiner Weise verhindern, dass sich das, was die beiden hier erzählen, als richtig herausstellt.
    »Die sind hinter dir her, weil du irgendwas angestellt hast«, werfe ich Alina unvermittelt an den Kopf.
    »Ich muss weiter«, wiederholt sie nur. »Ihr könnt gerne bleiben, wenn ihr wollt.« Und damit geht sie in Richtung Tür.
    Quinn ist plötzlich extrem blass. Er springt auf und stellt sich Alina in den Weg. »Was hast du getan?«, fragt er.
    »Ich habe Stecklinge aus dem Biosphärenreservat geklaut. Das ist es, was ich getan habe. Natürlich setzen sie alles dran, um zu verhindern, dass die Rebellen die Erde aufforsten. Und deshalb muss ich jetzt auch hier weg.« Mit diesen Worten schiebt sie Quinn zur Seite, aber sie geht nicht.
    »Sie wollen nicht, dass sich der Zustand der Erde bessert, weil wir dann alle wieder in die Freiheit hinausstürmen würden«, murmele ich.
    Alina nickt bedrückt, als würde sie mit mir um meine verlorene Unschuld trauern. »Ja, und dafür lassen sie sogar Menschen mit ihrem Leben bezahlen. Sie töten Menschen, die versuchen, Pflanzen anzusiedeln. Wenn ich geblieben wäre …« Sie hält inne. »Ach, das ist ’ne lange Geschichte.« Sie streckt ihre Hand nach der Türklinke aus.
    »Aber Maude wird auch sterben, wenn wir sie hier zurücklassen«, sage ich.

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