Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
lacht.
»Im Ernst, Alina. Wir müssen es doch irgendwie loswerden.«
»Oh, Mann, öffne die Luke und schmeiß das verdammte Scheißding raus«, sagt sie.
Also klettere ich die Leiter hoch, drücke die schwere Luke auf und schleudere den Peilsender so weit weg, wie ich nur kann.
Alina und Maude schweigen. Wenn sie sich nicht gerade streiten, haben sie sich nicht viel zu sagen. Ich schraube den Sitz wieder fest. Alina setzt sich, ohne mir zu danken. Ja, sie schaut mich nicht mal an. Und schon gar nicht bedankt sie sich bei Maude dafür, dass sie sich an das Versteck des Senders erinnert hat.
Wir fahren eine weitere halbe Stunde, bevor Alina plötzlich verkündet, dass wir da sind. Sie geht vom Gas, bremst und stellt den Panzer ab. Dann springt sie von ihrem Sitz und hastet die Leiter hinauf. Wir folgen ihr, klettern raus und stehen in einem irre breiten Gebäude mit hohem Dach. Der Panzer passt ohne Probleme hinein. Trotzdem sieht das Gebäude klapprig und baufällig aus.
»Ein ehemaliger Busbahnhof«, erklärt Alina und packt unvermittelt meinen Arm. »War das da eben dein Magen, der geknurrt hat?«
Ich lege eine Hand auf meinen Bauch und frage mich, ob es tatsächlich Magenknurren war.
»Wahrscheinlich war ich’s. Hab so’n Hunger, dass ich ’n paar fette Teenager verdrücken könnte«, verkündet Maude.
»Psst!« Alina legt einen Finger auf die Lippen.
»Hey, du hast mir überhaupt nich den Mund zu verbieten.« Maude hebt drohend ihre Fäuste.
»Ich glaube, das sind Zips«, keucht Alina.
Maude horcht. Wir alle horchen.
»Hast recht. Oh Gott, verschon mich«, stöhnt Maude.
»Ach du Scheiße, ich hab sie direkt zu Petra geführt.« Alinas Stimme ist nur noch ein Flüstern. »Sie werden von dort oben alles sehen. Wegen mir werden jetzt alle umgebracht.« Sie ist wie gelähmt vor Schreck und starrt zum Dach hoch, als würden von dort oben gleich Pech und Schwefel auf sie herabregnen.
Ich drehe mich zu Maude um. »Was machen wir jetzt?«
»Uns abkühln. Keine Körperwärme.« Maude greift nach etwas, das aussieht wie ein alter Verkehrsleitkegel, hastet auf die offene Straße und füllt ihn mit Schnee. Als sie zu uns zurückhumpelt, ruft sie: »Und jetzt: verstecken! In ’ner Minute sind sie über uns. Aber im Panzer müssten wir sicher sein. Los, öffne die Klappe.«
Endlich erwacht Alina aus ihrer Erstarrung und wir kriechen alle drei zurück in den Bauch des Panzers. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, warum wir das alles machen, bis Maude erklärt, dass die Zips mit Körperwärmedetektoren ausgestattet sind. Binnen weniger Sekunden stehen wir in Unterwäsche da und reiben uns mit Schnee ein. Schlotternd und mit klappernden Zähnen hocken wir im Panzer und lauschen auf das Dröhnen der Zips über unseren Köpfen.
»Schirmt der Panzer Körperwärme ab?«, fragt Alina.
»Quatsch, ’türlich nich«, blafft Maude. »Aber was Bessres war auf die Schnelle nich zu erreichen.«
Sie greift in den Verkehrskegel, holt eine weitere Handvoll Schnee heraus und wirft sie auf Alina. Ohne auf Maudes ruppigen Ton zu reagieren, reibt diese sich damit ein.
»Was haben wir für ’n Glück mit dem Wetter!«, seufzt sie.
Sobald das Dröhnen nachlässt, zieht Maude ihren zerlumpten Pullover wieder über und grinst: »Alles paletti, Ladys. Und wie sagen sie an dieser Stelle noch gleich in Filmen, Alina? ›Bring mich zu deim Anführer.‹«
Aber Alina lacht nicht. Sie steigt in ihre Klamottenund klettert die Leiter hoch, wobei sie irgendetwas vor sich hin murmelt.
Wir folgen ihr durch die Luke, streichen unsere Klamotten glatt und blicken uns an. Eine gefühlte Ewigkeit lang. Alina schaut extrem düster drein und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Maude summt vor sich hin.
»Glaubt ihr, dass Quinn tot ist?«, frage ich.
Schweigen. Was sollen sie auch sagen?
»Glaubt ihr das?«, hake ich nach, in ganz ruhigem Ton, damit die beiden wissen, dass ich keinen hysterischen Anfall bekomme. Maude hört auf zu summen und berührt mein Gesicht. Sie lässt ihre knochigen Finger eine Weile auf meiner Wange ruhen, dann zieht sie die Hand wieder weg.
»Ich schleuse euch gleich ins Zentrum der Widerstandsbewegung ein«, sagt Alina, ohne auf meine Frage einzugehen. So tapfer sie ist, nicht einmal sie hat den Mut auszusprechen, dass Quinn tot ist. »Diesen Ort dürft ihr niemals, niemals im Leben irgendjemandem gegenüber erwähnen. In eurem eigenen Interesse! Denn Petra, unsere Anführerin, wird euch auf der
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