Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Stelle umbringen lassen, wenn ihr den Widerstand verratet. Wahrscheinlich werde ich es sogar selbst tun. So, und jetzt lasst uns gehen.« Sie knöpft ihre Jacke zu und tritt aus dem Busbahnhof heraus.
»Boah, is die vielleicht fies«, spottet Maude in Alinas Richtung.
»Du hältst jetzt besser deine Zunge im Zaum«, warne ich sie. »Mit dieser Petra ist garantiert nicht zu spaßen.«
»Pah!«, schnaubt Maude.
»Ich meine es ernst.«
Wir biegen an der ersten Straße rechts ab, dann links und stehen kurz darauf vor einem riesigen, vollständig verglasten Gebäude. Das Hauptquartier der RATTEN. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding, als wir uns der Eingangstreppe nähern. Die ganze Zeit zermartere ich mir den Kopf, warum ich nicht längst umgekehrt und nach Hause gelaufen bin. Ich muss mich an Maude festhalten, um nicht umzukippen.
Alina wirft einen Blick über ihre Schulter, mustert mich und bleibt stehen: »Alles in Ordnung mit dir?«
»Es ist nur so eiskalt«, sage ich. Alina nickt und geht weiter.
»Lass dir nicht anmerken, dass du Schiss hast«, flüstert Maude.
Ich lasse sie los und taste nach dem Treppengeländer. Dann schlucke ich einmal und nehme die erste Treppenstufe.
QUINN
Ich will ja nicht paranoid erscheinen oder so, aber Inger und Silas sind seit mindestens einer Meile total vertieft in ein Gespräch. Es geht um irgendwas Ernstes, das spüre ich. Kann es sein, dass sie planen, mich umzubringen? Auch wenn sie mir gestern noch das Leben gerettet haben?
»Wir haben nicht wirklich ’ne Alternative«, sagt Inger gerade und nickt in meine Richtung. Dann bleibt er stehen und holt einen zerknitterten Faltplan hervor, der mit kleinen grünen Kreuzen übersät ist. »Hier«, sagt er und deutet auf eines von ihnen.
Silas bleibt jetzt auch stehen. »Wo hast du die denn her?«
Er nimmt Inger die Karte ab und betrachtet sie. Ich linse über Silas’ Schulter, um zu sehen, wo wir uns gerade befinden, kann aber nichts darauf erkennen.
»Hab sie selbst gezeichnet. Petras Befehl. Ist fast fertig.«
»Du hast sie selbst gezeichnet? Und die Kreuze sind alles Solar-Atemgeräte?«, fragt Silas.
»Ja.« Inger schaut mich kurz an und wendet dann rasch den Blick ab.
»Aber was ist mit den …?«, beginnt Silas.
»Die meisten von ihnen waren bereits tot«, sagt Inger.
»Und die, die es nicht waren?«, fragt Silas. »Du hast sie doch wohl nicht …?« Jäh weicht er ein paar Schritte zurück.
»Natürlich nicht! Das ist einfach nur ’ne Übersichtskarte. Petra wollte sie für Notfälle. Wenn ich auf welche gestoßen bin, die noch lebten, hab ich natürlich kein Kreuz gemacht. Schließlich kann man ja nicht wissen, ob sie mit dem Gerät nicht noch umherziehen.« Dann macht Inger eine Kopfbewegung in meine Richtung. »Seine Flasche ist gleich leer. Schraub das Ventil weiter zu.«
Silas kommt zu mir und dreht am Ventil meiner Flasche. Für ein paar Sekunden glaube ich, dass er es um volle dreihundertsechzig Grad dreht. Dass er es einfach dicht macht und mich röchelnd in der Gegend stehen lässt. Aber das tut er nicht.
»Kein Stress, ich reduziere nur den Sauerstoffgehalt. Atme normal weiter«, sagt er.
Ich spüre, wie die Luft dünner wird, und versuche, seinem Rat zu folgen, doch der Sauerstoffmangel macht mich total panisch. Ich beginne zu hyperventilieren.
»Hey, jetzt entspann dich.«
Silas schüttelt mich, was mich nur noch schwindeliger macht. Ich schwanke auf ihn zu, und er muss mich auffangen, damit ich nicht umkippe. Also dreht er das Ventil wieder auf, und als ich einigermaßen normal atmen kann, nicke ich.
Silas und Inger werfen sich einen Blick zu, dann gibt Inger einen grunzenden Laut von sich. »Wir haben keine andere Wahl«, wiederholt er. »Lass uns gehen.«
»Ist irgendwas los?«, frage ich in möglichst beiläufigem Ton. »Wie weit ist es noch?«
Silas und Inger flüstern sich etwas zu, dann ändern sie plötzlich die Richtung.
»Jungs?« Mittlerweile ist meine Stimme nur noch ein Krächzen.
Unvermittelt bleibt Silas stehen, blickt an der Fassade eines großen, rot geziegelten Hauses hoch und reibt sich nachdenklich die Stirn.
»Wir haben schon jahrelang keine Zips mehr zu Gesicht bekommen. Dass jetzt welche hier rumfliegen, kann nur eines bedeuten: Es gibt Probleme. Die sind auf der Jagd. Petra wird unsere Hilfe brauchen«, erklärt Inger. »Wenn wir jedoch unsere Luft mit dir teilen, werden wir langsamer und erreichen den Rebellenhain womöglich nicht rechtzeitig, um sie zu
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