Breathless 01 – Gefährliches Verlangen
seidige Strähnen umrahmten ihr Gesicht und lenkten den Blick auf ihren schlanken Hals, der wie geschaffen war für die Lippen eines Mannes. Gabe widerstand nur mit Mühe dem Drang, quer durch den ganzen Saal zu marschieren und ihr sein Jackett umzulegen, damit kein anderer mehr sehen konnte, was er bereits als sein Eigen betrachtete. Meine Güte, das machte die Sache ja noch verrückter. Sie war nicht sein Eigen. Aber auch das würde sich bald ändern.
Das schulterfreie Cocktailkleid lenkte den Blick auf ihre Brüste, und er wollte verdammt noch mal nicht, dass ein anderer sie ansah. Und die Männer sahen sie an. Sie hatte bereits die Aufmerksamkeit anderer erregt, die sie – genau wie er – mit hungrigem Blick anstarrten.
Sie trug eine zarte Kette mit einem einzelnen Diamanten um den Hals und dazu passende Diamantohrstecker. Beides hatte er ihr vor einem Jahr geschenkt. Zu Weihnachten. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, dass sie heute Abend etwas trug, das er für sie gekauft hatte. Für ihn war das ein weiterer Schritt auf dem unausweichlichen Weg, an dessen baldigem Ende sie ihm gehören würde.
Sie wusste es zwar noch nicht, er aber hatte lange genug gewartet. Er hatte sich lange genug wie ein Verbrecher der allerschlimmsten Sorte gefühlt, weil er die kleine Schwester seines besten Freundes begehrte. Als sie zwanzig geworden war, hatte er angefangen, sie mit anderen Augen zu betrachten. Aber damals war er vierunddreißig gewesen, und er wusste, dass sie immer noch viel zu jung für das war, was er von ihr wollte. Und deshalb hatte er gewartet.
Er war von ihr besessen, und auch wenn er es nur ungern zugab, so war sie doch wie eine Sucht, von der er nicht geheilt werden wollte. Jetzt war sie vierundzwanzig und der Alter unterschied schien nicht mehr vollkommen unüberwindbar. Das redete er sich zumindest ein. Jace würde natürlich trotzdem ausrasten – Mia würde schließlich immer seine kleine Schwester sein –, aber Gabe war bereit, dieses Risiko einzugehen, um endlich von der verbotenen Frucht kosten zu dürfen.
Oh ja, er hatte Pläne mit Mia. Er musste sie jetzt nur noch umsetzen.
Mia nahm einen kleinen Schluck von ihrem Wein – das Glas hatte sie eigentlich nur genommen, um sich in dieser Schar schöner und reicher Menschen nicht ganz so fehl am Platze zu fühlen – und sah sich ängstlich nach Jace um. Er hatte gesagt, dass er hier sein würde, und sie hatte ihn mit ihrem unerwarteten Auftauchen bei der Eröffnung des neusten Hotels von HCM überraschen wollen.
Das moderne und luxuriöse Hotel am Union Square war offensichtlich auf eine betuchtere Klientel ausgerichtet. Aber Jace – und seine beiden besten Freunde – lebten schließlich auch in dieser Welt. Sie hatten sehr hart gearbeitet, um so weit zu kommen, und waren erfolgreicher, als die meisten es vorauszusagen gewagt hätten – und das alles schon vor der Vollendung ihres dreißigsten Lebensjahres.
Nun, mit achtunddreißig, zählten sie zu den erfolgreichsten Hoteliers der Welt. Aber für Mia waren sie immer noch nicht mehr als ihr Bruder und seine besten Freunde. Nun ja, außer Gabe, aber vielleicht war es langsam an der Zeit, ihre peinlichen Teenagerfantasien in Bezug auf ihn abzulegen. Mit sechzehn war das ja noch verständlich gewesen. Aber mit vierundzwanzig konnte man das Ganze nur noch als verzweifelte Verblendung betrachten.
Ash und Gabe stammten aus reichen Familien. Sie und Jace nicht, und deshalb fühlte sie sich in den Kreisen, in denen ihr Bruder sich bewegte, auch nicht ganz wohl. Aber sie war über die Maßen stolz auf seinen Erfolg, der umso beeindruckender war, als Jace sich nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern auch noch um seine jüngere Schwester hatte kümmern müssen.
Gabe hatte ein enges Verhältnis zu seinen Eltern, oder es zumindest gehabt, solange sie verheiratet gewesen waren. Alle waren schockiert gewesen, als Gabes Vater sich gleich nach dem neununddreißigsten Hochzeitstag von Gabes Mutter hatte scheiden lassen. Und Ash … tja, seine Familienverhältnisse konnte man allenfalls als interessant bezeichnen, wenn man es positiv ausdrücken wollte, diplomatischer ließ sich das wohl nicht formulieren. Er kam mit seiner Familie nicht zurecht – mit keinem aus seiner Familie. Schon in jungen Jahren war er eigene Wege gegangen, wollte nicht ins Familienunternehmen eintreten – wollte auch kein Geld –, und vielleicht erzürnte sein Erfolg seine Familie umso mehr, weil er es ohne sie geschafft hatte.
Mia
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