Brenda Joyce
schwindelte sie.
Ariella
umfasste ihre Schultern und schüttelte sie. »Hast du meinen Bruder schon
begrüßt? Hat er dich begrüßt? Weiß er, dass du hier bist? Habt ihr euch
versöhnt?«
In gewisser
Weise stand Alexi jetzt zwischen Elysse und Ariella. Sie hatten niemals
Geheimnisse voreinander gehabt – bis zu Montgomerys Tod. Elysse hatte sich
Ariella nie anvertraut, obwohl sie es gelegentlich gern getan hätte. Sie hatte
immer so getan, als wäre ihr Leben wunderbar, und als machte es ihr nichts aus,
einen Ehemann zu haben, der weit weg war. Sie lächelte jetzt. »Natürlich haben
wir einander begrüßt, Ariella.«
Ariella war
neugierig. »Und was ist dann passiert?«
»Nichts ist
passiert.« Aber sie dachte: Er hätte mich beinahe geküsst. Zu ihrer
Überraschung ertappte sie Alexi dabei, wie er sie ansah. Er wandte sich ab und
trank das Glas mit dem Champagner leer, dann lachte er über etwas, das die
Damen in seiner Gruppe sagten. Alexi flirtete offensichtlich mit einer
attraktiven Brünetten. Sie spürte, dass sie sich darüber ärgerte.
Dann
erinnerte sie sich daran, dass er über die Jahre viele Affären gehabt hatte –
sie hatte allerlei Gerede gehört über eine Mätresse in Singapur und seine
Geliebte auf Jamaika – und dass ihr das nichts ausmachte. Gerade wollte sie
sich wieder Ariella zuwenden, als sie bemerkte, dass er wieder zu ihr hinsah.
Ihr Herz schlug schneller. Ihre Blicke begegneten sich, dann nahm er von einem
vorübergehenden Angestellten ein neues Glas und sah sie direkt an, als er
davon trank. Sein Blick war noch kühner als der von Janssen.
»Er hat
seinen eigenen Rekord übertroffen«, sagte Elysse mit belegter Stimme.
»Ich weiß.
Er hat es mir erzählt. Er erzählt es jedem. Er wird allmählich ziemlich
betrunken.« Ariella musterte sie. »Habt ihr überhaupt miteinander
gesprochen?«
»Natürlich
haben wir miteinander gesprochen«, sagte Elysse und brachte es nicht
fertig, Ariella in die Augen zu sehen. Alexi lächelte jetzt eine andere Frau
an, eine sehr schöne Rothaarige. Sie ärgerte sich noch mehr. Sie überlegte,
hinzugehen und sich vorzustellen
– und damit der Rothaarigen einen Strich durch ihre Pläne zu machen. Aber dann
sah Alexi sie wieder an, und ganz plötzlich hob er sein Glas und prostete ihr
zu.
»Lächelt er
dir zu?« Ariella nahm ihre Hand. »Bitte vertrag dich wieder mit ihm. Ich
weiß nicht, warum ihr beide seit sechs Jahren nicht mehr miteinander gesprochen
habt, aber bitte geh hin und rede mit ihm. Er ist in so guter Stimmung. Wenn er
so ist wie jetzt, dann kannst du von ihm alles bekommen, was du willst, Elysse,
davon bin ich überzeugt.«
Woher
wusste Ariella, dass sie zerstritten waren? Hatte sie es immer geahnt?
Sie kannte
Alexi besser als jeder andere Mensch. War es möglich, dass er wirklich in
guter Stimmung war? Und in diesem Augenblick wusste Elysse, was sie wollte:
Vergebung, Versöhnung und eine richtige Ehe.
Nach allem,
was er getan hatte – nach all dem Schmerz und den Demütigungen – wollte sie ihn
zurückhaben, als ihren Freund und als ihren Mann.
Ariella zog
an ihrer Hand. »Die Rothaarige war vor Jahren seine Geliebte. Sie heißt Jane
Beverly Goodman. Geh hin, ehe sie ihn in irgendein abgelegenes Büro zieht und
die Affäre erneut beginnt.«
Elysse
zögerte. Wenn Ariella recht hatte und sie sich tatsächlich zusammensetzen und
ihre Schwierigkeiten besprechen könnten, dann würde sie ihrer Hölle auf Erden
vielleicht entkommen. Wenn Ariella recht hatte, dann könnte sie vielleicht
aufhören, so zu tun als ob, und endlich wieder ein richtiges Leben haben.
Sie wollte
so gern mit Alexi sprechen, ohne Ärger und ohne Zorn. Aber die Rothaarige
flüsterte ihm etwas ins Ohr. Wenn sie hinging, was würde dann passieren?
Konnten sie beide die vergangenen sechs Jahre vergessen? Konnten sie die
Umstände vergessen, unter denen sie geheiratet hatten? Konnte sie den Schmerz
und das Leid vergessen?
Sie
knabberte nervös an ihrer Unterlippe. Was hatte sie zu verlieren? Sie hatte
seinen Namen, seinen Reichtum, aber sonst nichts. Sie hatte nichts mehr zu
verlieren außer den Vorspiegelungen, die jetzt ihr Leben ausmachten.
Elysse
lächelte Ariella nervös zu und ging davon. Sie stieß mit Blair zusammen, der
sie an den Schultern festhielt. »Kann ich Sie nach Hause bringen?«, fragte
er. »Ich kann nicht länger bleiben. Ich habe noch ein paar Termine vor dem
Abendessen.«
Aus Angst,
dass Alexi sie vielleicht bemerken könnte, trat sie
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