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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sagten, sie seien auf einen Drink gekommen. Kurz nach der Sperrstunde wurde Milt Grossen in seinem Laden von mehreren Kunden und guten Freunden besucht...
    Die Touristen, die auf der Route 12 vorbeifuhren, sahen nichts von Salem's Lot außer einem Straßenzeichen mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach der Stadt beschleunigten sie wieder auf sechzig Meilen und dachten vermutlich: Was für eine tote Kleinstadt!
    Die Stadt hütete ihre Geheimnisse, und das Marstenhaus brütete über ihr wie ein entthronter König.
    Am nächsten Morgen fuhr Ben zurück und ließ Mark im Hotelzimmer. Vor einer Eisenwarenhandlung in Westbrook hielt Ben an und kaufte eine Schaufel und eine Hacke.
    Salem's Lot war still; aus dem dunklen Himmel fiel noch kein Regen. Nur wenige Autos fuhren auf der Straße. Spencer's war offen, aber das Excellent-Cafe war geschlossen, die grünen Rolläden heruntergezogen, die Speisekarte aus dem Fenster entfernt, die Tafel, auf der einst die Menüs angeschrieben gewesen waren, gelöscht.
    Die leeren Straßen ließen Ben erschauern, und ein Bild drängte sich plötzlich in seine Gedanken, ein altes Rock'n' Roll-Album mit dem Bild eines Transvestiten auf dem Cover. Ein seltsam maskulines Gesicht, blutrot angemalt mit Rouge und Schminke; Titel: ›Sie kamen nur des Nachts.‹ Ben ging zuerst zu Evas Pension, stieg in den zweiten Stock hinauf und öffnete die Tür seines Zimmers. Alles war, wie er es verlassen hatte. Unter dem Schreibtisch stand ein leerer Metallpapierkorb. Er schob ihn in die Mitte des Zimmers.
    Dann warf er sein Manuskript hinein und zündete es an. Es schmeckte den Flammen, und sie krochen eifrig über die Seiten.
    Weißer Rauch quoll aus dem Papierkorb, und gedankenlos öffnete Ben das Fenster.
    Er fand den Briefbeschwerer - die Glaskugel, die ihn seit seiner Kindheit begleitet hatte. Er schüttelte sie, wie er es als Junge getan hatte, und der uralte Trick funktionierte. Durch die Scheeflocken konnte man ein kleines Lebkuchenhaus sehen und einen Pfad, der zur Tür führte. Die Lebkuchenfensterläden waren geschlossen, aber ein Junge mit Phantasie konnte sich vorstellen, daß ein Fensterladen von einer langen weißen Hand geöffnet werde und ein blasses Gesicht herausschaue; es grinste dich mit langen Zähnen an und lud dich in dieses Haus jenseits der Welt ein, in ein Phantasieland mit falschem Schnee, wo die Zeit ein Mythos ist. Jetzt wieder schaute ihn das Gesicht an, blaß und hungrig, ein Gesicht, das niemals mehr das Tageslicht oder einen blauen Himmel sehen würde.
    Es war sein eigenes Gesicht.
    Ben warf den Briefbeschwerer in eine Ecke, und er zerbrach.
    Ben ging, ohne abzuwarten, was herausschlüpfen könnte.
    Er ging in den Keller, um Jimmys Leiche zu holen. Barlows Sarg stand, wo er in der vergangenen Nacht gestanden war, leer ... und doch nicht ganz leer. Der Pfahl lag drin und noch etwas anderes. Zähne. Barlows Zähne – sie waren alles, was von ihm übriggeblieben war. Ben hob sie auf - und sie drehten sich in seiner Hand wie kleine weiße Tiere. Sie versuchten zueinander zu kommen und zu beißen.
    Mit einem angewiderten Schrei warf Ben sie fort. Sie zerbrachen.
    »Gott«, flüsterte Ben und rieb die Hände an seinem Hemd ab. »Oh, mein Gott, laß dies das Ende sein. Laß dies sein Ende sein.«
    Irgendwie gelang es ihm, Jimmy aus dem Haus zu tragen und in den Kofferraum des Buick zu legen. Ben fuhr zum Petriehaus und verbrachte den Vormittag und den halben Nachmittag damit, auf einer Waldlichtung hinter dem Haus ein großes Grab zu schaufeln. Er legte Jimmys Leichnam hinein und neben ihn die Petries, die immer noch in den Überwurf gehüllt waren.
    Um 14 Uhr 30 begann er, das Grab zuzuschaufeln. Er schaufelte rascher und rascher, als das Licht langsam vom bewölkten Himmel verschwand. Schweiß, der nicht allein von der Anstrengung kam, sammelte sich auf seiner Haut.
    Um sechzehn Uhr war das Loch zugeschüttet. In Jimmys Wagen fuhr Ben zur Stadt zurück. Der kleine Park, in dem er Susan Norton getroffen hatte, lag einsam und verlassen. In der Stadtverwaltung waren die Jalousien heruntergelassen. Im Fenster von Larry Crocketts Versicherungsbüro hing eine Tafel
    »Komme gleich«. Der leise Regen war das einzige Geräusch ringsum.
    Als er zu Evas Pension kam, sah er sich zum letzten Mal um.
    Nichts rührte sich. Die Stadt war tot. Plötzlich wußte er das mit der gleichen Gewißheit, mit der er gewußt hatte, daß Miranda tot war, als er ihren Schuh auf der Straße liegen sah.
    Er

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