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Brennen Muss Salem

Brennen Muss Salem

Titel: Brennen Muss Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Nebel des Glaubens oder Nicht-Glaubens tastete, wenn er sich jetzt mit einem Gegner maß, dessen Körper unwirklich war.
    Das Axtblatt glänzte noch heller.
    »Los!« flehte Mark. »Rasch! Bitte!«
    Ben Mears stellte sich breitbeinig hin, holte aus und ließ die Axt in einem großen Bogen herabsausen. Das Blatt biß in das Holz und versank bis zum Schaft. Späne flogen.
    Ben zog die Axt heraus und schlug wieder zu ... wieder und wieder. Beim fünften Schlag krachte die Axt durch das Holz ins Leere. Mit einer Schnelligkeit, die an Raserei grenzte, erweiterte Ben die Öffnung.
    Verblüfft starrte Mark ihn an. Das kalte blaue Feuer war den Axtstiel entlanggekrochen und hatte sich über Bens Arme verteilt, bis es aussah, als arbeite er in einer Feuersäule.
    Ben holte zum letzten Schlag aus und warf dann die Axt fort.
    Er hielt seine Hände vor die Augen. Sie sprühten Feuer.
    Er streckte sie Mark entgegen, und der Junge wich zurück.
    »Ich hab' dich lieb«, sagte Ben.
    Ihre Hände fanden einander.
    Der Rübenkeller war klein wie eine Zelle und leer, abgesehen von etlichen verstaubten Flaschen, einem Korb mit sehr alten Kartoffeln - und den Leichen. Barlows Sarg stand an der Wand wie der Sarkophag einer Mumie, und sein Wappen glänzte in dem Licht, das die beiden mit sich trugen, wie ein Elmsfeuer.
    Vor dem Sarg lagen die Leichen von Menschen, mit denen Ben gelebt und das Brot geteilt hatte: Eva Miller und neben ihr Weasel Craig; Mabe Mullican vom letzten Zimmer im zweiten Stock; Vinnie Upshaw; Grover Verrill.
    Ben und Mark stiegen über die Leichen hinweg und standen vor dem Sarg. Ben schaute auf die Uhr. Es war 18 Uhr 40.
    »Wir werden ihn hinaus zu Jimmy tragen«, sagte er.
    »Er muß eine Tonne wiegen«, erwiderte Mark.
    »Es wird, es muß gehen.« Ben griff nach einer Ecke des Sarges. Der ließ sich ganz leicht bewegen. Das Holz jedoch wider-setzte sich der Berührung und vermittelte ein unangenehmes, kribbelndes Gefühl. Es war mit den Jahren glatt und steinhart geworden. Das Holz schien keine Poren und keine Kerben zu haben. Aber der Sarg ließ sich leicht schieben. Man benötigte nur eine Hand dazu.
    Ben gab ihm einen Stoß und spürte, wie das schwere Gewicht von unsichtbaren Gegengewichten aufgehoben wurde.
    »Faß an«, sagte er zu Mark.
    Ohne Anstrengung hob Mark die andere Seite in die Höhe.
    Verwunderung breitete sich über seinem Gesicht aus. »Ich glaube, ich könnte ihn mit einem Finger heben.«
    »Vermutlich. Endlich neigt sich die Waage zu unseren Gun-sten. Aber wir müssen uns beeilen.«
    Sie trugen den Sarg durch die eingeschlagene Tür. Es bestand allerdings die Gefahr, daß er an seiner gewölbtesten Stelle in der Tür stecken bleiben könnte, aber Mark zog seinen Kopf ein und schob. Der Sarg ging, wenn auch unter gewaltigem Ächzen im Holz, hindurch.
    »Hier ist er, Jimmy«, sagte Ben. »Hier ist der Hurensohn.«
    Wieder schaute Ben auf die Uhr. 18 Uhr 45. Das Licht, das durch die Küchentür fiel, war grau.
    »Jetzt?« fragte Mark.
    Über den Sarg hinweg sahen sie einander an.
    »Ja.«
    Mark stellte sich neben Ben, beide beugten sich über die Siegel und Schlösser des Sarges. Sie berührten die Schlösser, und diese öffneten sich. Ben hob den Deckel.
    Vor ihnen lag Barlow mit geöffneten Augen.
    Jetzt war er ein junger Mann mit schwarzem, glänzendem Haar. Seine Haut war lebendig, seine geröteten Wangen hatten die Farbe von Wein. Über seine vollen Lippen ragten, wie Elfenbein, kräftige weiße Zähne mit gelben Streifen.
    »Er -« begann Mark. Der Satz wurde niemals vollendet.
    Barlows Augen bewegten sich hin und her in den Höhlen, füllten sich mit gräßlichem Leben und höchstem Triumph. Sie ließen Mark nicht los, und Mark starrte in diese Augen. Sein Blick wurde leer und fern.
    »Sieh ihn nicht an!« schrie Ben, aber es war zu spät.
    Er stieß den Jungen fort. Der Junge wimmerte, und dann stürzte er sich auf Ben. Ben taumelte zurück. Einen Augenblick später hatte Mark Homer McCaslins Revolver in der Hand.
    »Mark! Nicht -«
    Aber der Junge hörte Ben nicht mehr. Marks Wimmern war das Wimmern eines sehr kleinen gefangenen Tieres. Er hielt mit beiden Händen den Revolver fest.
    »Mark!« schrie Ben. »Mark, wach auf. Um Himmels willen–«
    Der Revolver ging los. Ben spürte den Schuß an seiner Schläfe vorbeipfeifen. Er packte Mark und versetzte ihm einen Fußtritt.
    Mark taumelte zurück, der Revolver fiel zu Boden. Wimmernd sprang der Junge nach der Waffe, und Ben schlug ihm mit

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