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Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless

Titel: Brennende Finsternis - Carriger, G: Brennende Finsternis - Changeless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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sie mit einem Rudel Werwölfe zusammenlebte und sich allmählich an deren ständige Nacktheit gewöhnte – schon allein aus Notwendigkeit, wenn nicht aus persönlicher Vorliebe. In ihrem Leben gab es gegenwärtig wirklich viel mehr haarige Männlichkeit, als eine anständige Engländerin monatlich ertragen sollte. Abgesehen davon kämpfte die Hälfte des Rudels derzeit im Norden Indiens.
    Ein zaghaftes Klopfen erklang, gefolgt von einer langen Pause. Dann wurde die Tür des Schlafzimmers langsam geöffnet, und ein herzförmiges Gesicht gepaart mit dunkelblondem Haar und riesigen veilchenblauen Augen spähte herein. Die Augen blickten ängstlich besorgt. Die Zofe, der sie gehörten, hatte zu ihrer tiefsten Beschämung gelernt, ihren Herrschaften etwas mehr Zeit zu geben, bevor sie sie in ihrem Schlafzimmer störte. Lord Maccons amouröse Stimmungen ließen sich nie vorhersagen, aber es ließ sich ganz gewiss vorhersehen, in welche Stimmung er geriet, wenn er dabei gestört wurde.
    Als sie mit deutlicher Erleichterung seine Abwesenheit feststellte, trat die Zofe mit einer Waschschüssel voll heißem Wasser und einem warmen weißen Handtuch über dem Arm ein. Anmutig knickste sie vor Alexia. Sie trug ein modisches, wenn auch düsteres graues Kleid, auf das eine gestärkte weiße Schürze geheftet war. Alexia wusste im Gegensatz zu anderen, dass der hohe, weiße Kragen an ihrem schlanken Hals zahlreiche Bissspuren verdeckte. Und als ob eine ehemalige Vampir-Drohne in einem Werwolfshaushalt nicht schon schockierend genug wäre, öffnete das Mädchen den Mund und bewies mit ihrem Akzent, dass sie obendrein und recht verwerflicherweise auch noch Französin war.
    »Guten Abend, Madame.«
    Alexia lächelte. »Guten Abend, Angelique.«
    Die frischgebackene Lady Maccon hatte kaum drei Monate nach ihrer Hochzeit bereits bewiesen, dass ihr Geschmack recht gewagt war, die Speisen an ihrer Tafel unvergleichlich und ihr Stil richtungsweisend waren. Und während es in der feinen Gesellschaft nicht allgemein bekannt war, dass sie Mitglied des Schattenkonzils war, so wurde doch bemerkt, dass sie mit Königin Victoria in freundschaftlicher Beziehung stand. Dies gepaart mit einem temperamentvollen Werwolf-Ehemann mit beträchtlichem Vermögen und hohem Ansehen sorgte dafür, dass die feine Gesellschaft über ihre exzentrischen Anwandlungen – wie zum Beispiel nachts einen Sonnenschirm bei sich zu tragen und eine übermäßig hübsche französische Zofe zu beschäftigen – gnädig hinwegsah.
    Angelique platzierte die Waschschüssel und das Handtuch auf Alexias Ankleidetisch und verschwand wieder. Höfliche zehn Minuten später kam sie mit einer Tasse Tee zurück, brachte geschwind das benutzte Handtuch und das schmutzige Wasser fort und erschien dann erneut mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck und einer Aura ruhiger Autorität. Für gewöhnlich kam es zwischen ihnen zu einem kleineren Kräftemessen in Sachen Willensstärke, wenn es darum ging, Lady Maccon anzukleiden, doch das jüngste Lob in der Gesellschaftsspalte des Lady’s Pictorial hatte Alexias Vertrauen in Angeliques Entscheidungen à la toilette gestärkt.
    »Also gut, du Xanthippe«, sagte Lady Maccon zu dem schweigenden Mädchen. »Was werde ich heute Abend tragen?«
    Angelique traf ihre Wahl aus der Garderobe: eine militärisch inspirierte teebraune Kreation besetzt mit schokoladenbraunem Samt und großen Messingknöpfen. Das Kleid war elegant und sehr passend für ein geschäftliches Treffen mit dem Schattenkonzil.
    »Wir werden die Seidenstola weglassen«, protestierte Alexia der Form halber. »Ich muss heute Abend meinen Hals zeigen.« Sie erklärte ihr nicht, dass die Palastwache sie auf Bissmale untersuchte. Angelique gehörte nicht zu denen, die wussten, dass Alexia Maccon den Posten der Muhjah innehatte. Sie mochte zwar Alexias persönliche Zofe sein, doch sie war immer noch Französin, und entgegen der diesbezüglichen Ansicht von Alexias ehemaligen Butler Floote musste das Hauspersonal nicht alles wissen.
    Angelique fügte sich widerspruchslos und steckte Lady Maccons Haar zu einer schlichten Hochsteckfrisur, um die Strenge des Kleides zu unterstreichen. Nur ein paar Löckchen und Strähnen lugten unter einer kleinen Spitzenhaube hervor. Dann gelang Alexia endlich die Flucht, kribbelig vor Neugier über den frühen Aufbruch ihres Gatten.
    Doch da war niemand, den sie fragen konnte. Niemand wartete an der Dinnertafel. Sowohl Claviger als auch

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