Brennendes Land
Gartenanlagen umher.
»Du hast nach Beendigung des Wahlkampfs für ein paar Extras gesorgt«, sagte Pelicanos. »Na ja, Bambakias kann sich das gewiss leisten, und die Leute haben sich über die Geste gefreut. Wahlkampfhelfer sind jedoch von Natur aus Zeitarbeiter. Du brauchst sie einfach nicht mehr. Du brauchst keine zwölf Leute, um einen Ausschussbericht zu erarbeiten.«
»Aber sie machen sich nützlich! Weißt du ihre Dienste nicht zu schätzen? Wir haben einen Bus, einen Fahrer, eigene Sicherheitsleute, wir haben sogar eine Masseuse! Wir leben in Saus und Braus. Außerdem ist es egal, ob sie die Beine hier langmachen oder anderswo.«
»Das ist keine Antwort.«
Oscar sah ihn an. »Du erstaunst mich, Yosh… Sandra fehlt dir.«
»Ja«, räumte Pelicanos ein. »Meine Frau fehlt mir.«
Oscar schwenkte die Hand. »Dann nimm dir am Wochenende drei Tage frei. Flieg nach Beantown. Das hast du verdient, und wir können es uns leisten. Triff dich mit Sandra. Vergewissere dich, wie es ihr geht.«
»Also gut. Ich glaub, ich mach’s. Ich fliege hin und treffe mich mit Sandra.« Pelicanos’ Miene hellte sich auf. Oscar sah, wie sich seine Stimmung hob; die Freude schlug über ihm zusammen wie eine kleine Welle. Seltsam, aber Pelicanos war glücklich. Obwohl sich seine Frau seit neun Jahren in einem Sanatorium für Geisteskranke befand.
Pelicanos war ein ausgezeichneter Organisator, ein guter Finanzberater und ein nahezu genialer Buchhalter, während sein Privatleben eine bodenlose Tragödie darstellte. Oscar fand dies äußerst interessant. Es sprach ein grundlegendes Element seiner Persönlichkeit an, seine brennende Neugier für Menschen und die Taktik und Strategie, mittels derer man sich ihr Wohlverhalten sichern konnte. Yosh Pelicanos schritt scheinbar durchs Leben wie jeder andere auch, während er gleichzeitig ein tonnenschweres Geheimnis mit sich herumschleppte. Pelicanos wusste wirklich, was Hingabe und Loyalität bedeuteten.
Oscar selbst hatte mit Hingabe und Loyalität nicht viel am Hut, hatte diese Eigenschaften aber bei anderen schätzen gelernt. Pelicanos war nicht zufällig am längsten von allen sein Mitarbeiter.
Pelicanos senkte die Stimme. »Aber bevor ich aufbreche, Oscar, möchte ich dich um einen kleinen Gefallen bitten. Ich muss wissen, was du vorhast. Sei offen zu mir.«
»Du weißt doch, dass ich keine Geheimnisse vor dir habe, Yosh.«
»Versuch’s noch mal.«
»Also gut.« Oscar schritt unter einem hohen grünen Torbogen aus gefiederten Farnwedeln mit rosa Blüten hindurch. »Die Sache ist die: Politik macht mir Spaß. Das Spiel liegt mir.«
»Das hört man gerne, Boss.«
»Du und ich, wir haben gerade unseren zweiten Wahlkampf abgeschlossen und unseren Mann in den Senat gehievt. Das ist eine große Leistung. Ein Senatssitz ist nach allen gängigen Maßstäben sehr hoch zu veranschlagen.«
»So ist es. Und weiter?«
»Und zum Lohn für all unsere Mühen befinden wir uns wieder im politischen Dschungel.« Oscar entfernte einen übel riechenden Zweig von seiner Sakkoschulter. »Glaubst du wirklich, Bambakias hätte Bedarf für ein gottverdammtes ausgestorbenes Tier? Neulich hat mich um sechs Uhr morgens der neue Stabschef angerufen. Er meinte, die Frau des Senators interessiere sich für meinen gegenwärtigen Auftrag, und ich solle ihr doch bitte ein exotisches Tier mitbringen. Bloß hat nicht sie mich angerufen – und auch nicht Bambakias –, sondern Leon Sosik.«
»Stimmt.«
»Der Bursche will mich fertigmachen.«
Pelicanos nickte vielsagend. »Sosik weiß ganz genau, dass du scharf auf seinen Job bist.«
»Ja. Das weiß er. Daher vergewissert er sich, ob ich auch tatsächlich meine Zeit am Arsch der Welt absitze. Und dann besitzt er die Unverschämtheit, mir obendrein noch diesen kleinen Auftrag aufzuhalsen. Sosik hat dabei nichts zu verlieren. Wenn ich ihm die Bitte abschlage, bin ich der Dumme. Wenn ich’s vermassele oder in Schwierigkeiten gerate, macht er mich deswegen fertig. Und wenn ich Erfolg habe, heimst er die Meriten ein.«
»Mit Grabenkämpfen kennt Sosik sich aus. Der hat viele Jahre auf dem Capitol Hill zugebracht. Sosik ist ein Profi.«
»Ja, das ist er. Und wir sind seiner Meinung nach blutige Anfänger. Diesen Kampf aber werden wir gewinnen. Weißt du wie? Es wird genau so laufen wie beim Wahlkampf. Zunächst dämpfen wir die Erwartungen, damit alle glauben, wir hätten hier keine Chance. Und dann sind wir in einem solchen Maße erfolgreich – und
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