Brennendes Land
sagen.« Der Computer hatte ihnen eine gemeinsame Ebene eröffnet. Es war ein billiger Trick, ein Party-Trick, doch wie viele andere psychologische Winkelzüge funktionierte er recht gut. Auf einmal waren sie keine Fremden mehr.
»Wie alt ist Ihr Dad jetzt eigentlich?«
»Logan Valparaiso ist leider ‘42 gestorben. Nach einem Herzanfall.«
»Das ist wirklich schade.« Der Offizier schnippte bedauernd mit seinen Wurstfingern. »Er hat in ein paar tollen Actionfilmen mitgespielt.«
»Mein Vater hat es zuletzt etwas ruhiger angehen lassen«, meinte Oscar. »Er hat mit Immobilien gehandelt.« Sie logen beide. Die Filme waren zwar recht populär, aber sehr schlecht gewesen. Die Immobiliengeschäfte hatten der Geldwäsche im Auftrag von Hintermännern aus Hollywood gedient: emigrierte kolumbianische Mafiosi.
»Könnten Sie die Sperrung nicht vorübergehend für uns aufheben?« fragte Fontenot mit sanfter Stimme.
»Ich will Ihnen was verraten«, sagte der Mann. Die Bildschirmanzeigen waren noch immer in Bewegung, doch das war nicht mehr von Bedeutung. Sie tauschten Klatschgeschichten aus, kleine Vertraulichkeiten. Wer einen Filmstar zum Vater hatte, den erschoss man nicht. »Wir haben den Einsatz so gut wie abgeschlossen.«
Oscar hob die Brauen. »Ach. Das hört man gerne.«
»Ich führe bloß noch ein paar Aufklärungsscans durch… Wissen Sie, das Problem bei der Infoware ist nicht, in die Systeme hinein zu kommen. Vielmehr geht es darum, ohne größeren Schaden wieder heraus zu kommen. Wenn Sie sich also noch ein wenig gedulden würden, dann packen wir zusammen und verschwinden, ehe Sie sich’s versehen.«
Der befehlshabende Offizier ächzte in seinem Vollrausch und schlug auf die Pritsche ein. Der Presseoffizier eilte an die Seite seines Vorgesetzten und rückte fürsorglich die raue Decke und das aufblasbare Kissen zurecht. Als er zurückkam, brachte er eine Flasche Bourbon mit, die er unter der Pritsche hervorgezogen hatte. Er schenkte sich geistesabwesend einen Schluck in einen Pappbecher ein und schaute auf einen der Bildschirme.
»Was haben Sie gesagt?« meinte Oscar.
»Aufklärung. Das ist der Schlüssel zu einem reibungslosen Einsatzablauf. Wir haben Überwachungsdrohnen über dem Highway stationiert und überprüfen die Daten der Fahrzeughalter. Die Daten geben wir in diese Datenbank ein, überprüfen die Bonität und erstellen Kundenprofile, picken die Leute heraus, von denen zu erwarten ist, dass sie ohne großes Aufhebens bereit sind, einen großzügigen finanziellen Beitrag zu leisten…« Der Offizier schaute hoch. »Man könnte es auch als alternative, dezentralisierte Besteuerung bezeichnen.«
Oscar sah Fontenot an. »Ist das wirklich möglich?«
»Klar, machbar ist es schon«, antwortete Fontenot. Er hatte für den Secret Service gearbeitet. Der Geheimdienst kannte sich mit diesen Dingen aus.
Der PR-Mann lachte bitter. »So nennt der Gouverneur das gerne… Schauen Sie, das ist ganz normaler Infokrieg, wie wir ihn auch in Übersee ständig führen. Wir fliegen ein, zerstören lebenswichtige Computersysteme und erreichen das Einsatzziel mit null oder nur geringen Verlusten. Dann müssen wir verschwinden, auf und davon, und schon ist die Sache vergessen. Bitte umblättern.«
»Ja«, sagte Fontenot. »Wie bei der zweiten Panamakrise.«
»Hey«, meinte der Offizier stolz. »Ich war bei der zweiten Krise dabei! Das war ein klassischer Computerkrieg! Wir haben das dortige Regime allein dadurch gestürzt, dass wir den Datenfluss unterbrochen haben. Keine Toten! Kein einziger Schuss wurde abgefeuert!«
»Es ist immer gut, wenn es keine Toten gibt.« Fontenot krümmte knarrend seine Beinprothese.
»Musste die Arbeit beim Nachrichtendienst anschließend leider aufgeben, weil ich aufgeflogen war. Aber das ist eine lange Geschichte.« Ihr Gesprächspartner trank aus dem Pappbecher und machte ein todtrauriges Gesicht. »Möchten Sie einen Bourbon?«
»Aber sicher doch!« antwortete Oscar. »Vielen Dank!« Er nahm einen randvoll mit gelbem Schnaps gefüllten Pappbecher in Empfang und tat so, als kostete er davon. Oscar trank niemals Alkohol. Er hatte schon mehrfach miterlebt, wie der Alkohol Menschen auf qualvolle Weise zugrunde gerichtet hatte.
»Wann genau wollen Sie sich zurückziehen?« fragte Fontenot und nahm seinen Pappbecher mit munterem Eisenhower-Grinsen entgegen.
»Ach, um neunzehn Uhr. Vielleicht. So hat sich der Kommandant jedenfalls heute morgen geäußert.«
»Ihr Kommandant
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