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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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öffentlichen Bauten bleiben sollen, dann wäre alles in Butter.«
    »Sie haben sich von ihm beschwatzen lassen«, sagte Oscar.
    »Ich hab gewusst, dass das eine beknackte Idee war! Aber… Na ja, Al fand das in Ordnung. Al ist der Typ, der mit sowas durchkommt.«
    Sosik geleitete sie in einen Aufzug aus Glas und Plastik. Bambakias hatte das ehemalige vierte Stockwerk entkernen lassen. Zurückgeblieben war ein höhlenartiger Raum mit freiliegenden Wasserleitungen, Belüftungsrohren und Aufzugkabeln, alles geschmackvoll mandarinfarben, türkis, apfelsinenfarben und preußischblau überpinselt.
    Fünfunddreißig Personen lebten in den Büros, Bambakias persönlicher Mitarbeiterstab. Das Ganze war gleichzeitig Wohnung wie auch Atelier. Sosik führte sie an ergonomischen Bürostühlen, tablettartigen Präsentationstischen aus Kevlar und zuckenden Haufen cybernetischer Bauelemente vorbei. Draußen war es kalt, daher wurden die porösen Fußbodenmembranen von leise zischendem Dampf erwärmt.
    Ein Büro in einer Ecke diente gleichzeitig als Medienraum und als medizinisches Zentrum. Die Überwachunsgeräte arbeiteten momentan nicht und säumten die Wände, die Bildschirme aber leuchteten lautlos und wechselten immer wieder die Anzeige.
    Der Senator lag bäuchlings und nackt auf einem Massagetisch, den Steiss mit einem Handtuch bedeckt. Ein Masseur bearbeitete seinen Hals und seine Schultern.
    Oscar war schockiert. Er hatte gewusst, dass Bambakias bei dem radikalen Hungerstreik eine Menge Gewicht verloren hatte, doch was das physisch für den Senator bedeutete, war ihm bislang nicht bewusst gewesen. Bambakias wirkte um zehn Jahre gealtert. Die Haut umschlotterte ihn wie ein zu weiter Overall.
    »Schön, Sie zu sehen, Oscar«, sagte Bambakias.
    »Ich möchte Ihnen Dr. Penninger vorstellen«, sagte Oscar.
    »Nicht schon wieder eine Ärztin«, stöhnte der Senator.
    »Dr. Penninger ist staatlich angestellte Wissenschaftlerin.«
    »Ah, ja, natürlich.« Bambakias setzte sich auf und rückte das Handtuch zurecht. Seine Hand erinnerte an feuchtes Reisig. »Das reicht, Jackson… Bringen Sie meinen Freunden… was haben wir denn da? Bringen Sie ihnen Apfelsaft.«
    »Wir könnten ein richtiges Mittagessen vertragen«, sagte Oscar. »Ich habe Dr. Penninger Bostoner Fischsuppe versprochen.«
    Bambakias blinzelte; seine Augen lagen tief in den Höhlen und hatten farblose Ränder. »Mein Küchenchef ist in letzter Zeit etwas aus der Übung.«
    »Soll das heißen, er kann keine Fischsuppe mehr machen?« scherzte Oskar. »Wie ist das möglich? Ist er vielleicht tot?«
    Bambakias seufzte. »Jackson, sorgen Sie dafür, dass dieser fette Wahlkampfmanager seine gottverdammte Fischsuppe bekommt.« Bambakias blickte auf seine welken Hände nieder, studierte ihr Zittern mit großem Interesse. »Worüber haben wir gerade gesprochen?«
    »Dr. Penninger und ich würden uns gern mit Ihnen über Wissenschaftspolitik unterhalten.«
    »Natürlich. Dann ziehe ich mich mal an.« Bambakias eilte auf seinen knochigen Füßen zu einem beiseite gleitenden Wandschirm und schlüpfte durch die Öffnung. Man hörte, wie er mit schwacher Stimme nach seiner Imageberaterin rief.
    Ein Rüschenvorhang hob sich wie ein Augenlid und ließ durch die dahinter liegenden Glasblöcke hellen winterlichen Sonnenschein ein. Das Eckbüro war ein kleines Wunder an Luftigkeit und Helligkeit; obwohl er halb leer war, wirkte der Raum gleichwohl vollständig und komplett.
    Ein kleiner pelziger Roboter betrat das Büro mit ein paar Plastikpaketen in den Schlaucharmen. Er legte die Pakete behutsam auf dem Teppich ab und ging wieder hinaus.
    Die abgelegten Pakete bewegten sich, während man das gedämpfte Knirschen und Quietschen von Scharnieren und Federn vernahm. Unter der transparenten Polsterung blitzten geodätische Stäbe und Kabel auf wie Vektorgrafiken. Plötzlich verwandelten sich die Pakete in zwei Stühle.
    Greta öffnete ihre neue elegante Handtasche und führte ein Papiertaschentuch an die Nase. »Die Luft ist hier sehr gut, weißt du.«
    Bambakias kehrte zurück, bekleidet mit einer grauen Seidenhose und Unterhemd, gefolgt von einer schweigsamen jungen Frau, bepackt mit Schuhen, Hemd und Hosenträgern. »Wo ist mein Hut?« fragte Bambakias gereizt. »Wo ist mein Umhang?«
    »Die Stühle sind sehr interessant«, meinte Greta. »Erzählen Sie mir etwas darüber.«
    »Ach, diese Entwürfe hatten keinen Erfolg«, sagte Bambakias und steckte einen mageren Arm in den

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