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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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unsere Soldaten dem Mann überlassen, der sie unter Gas gesetzt hat!« Bambakias deutete auf den hinter ihm flackernden Bildschirm. »Ich habe mitverfolgt, wie er das gedeichselt hat. Dieser Huey. Als ob er sie gerettet hätte. Dieser Hurensohn steht in der Öffentlichkeit als ihr Retter da!«
    »Also, das war ein wirklich schlimmer Zwischenfall, aber wenigstens gab es keine Toten. Wir können die Sache jetzt abschließen. Morgen ist auch noch ein Tag.«
    Oscar ergriff den funkelnden Suppenlöffel und kostete umständlich. Wie immer schmeckte die Fischsuppe köstlich.
    »Moment mal«, sagte er zu Greta, die keine Anstalten machte zu essen. »Da stimmt was nicht.« Er richtete sich auf. »Was ist mit Ihrem Küchenchef, Alcott? Verwendet der etwa Konserven?«
    Bambakias runzelte die Stirn. »Was?«
    »Das ist nicht Ihre Spezialität.«
    »Natürlich ist sie das. Ganz bestimmt.«
    »Probieren Sie mal«, sagte Oscar.
    Greta bekundete mit einem Kopfnicken ihr Einverständnis, was eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre, denn der Senator war bereits vom Bett hochgesprungen und hatte sich ihren Löffel geschnappt. Er probierte die Suppe.
    »Hat einen metallischen Beigeschmack«, meinte Oscar augenzwinkernd.
    Bambakias probierte noch zwei Löffel. »Unsinn«, knurrte er. »Schmeckt delikat.«
    Sie langten schweigend zu. »Ich besorge noch einen Stuhl«, murmelte Greta. Sie stand auf und ging hinaus.
    Bambakias nahm auf Gretas Stuhl Platz und mampfte eine Handvoll Muschelcracker. Die Garderobiere kam zurück und legte den Hut und den Umhang des Senators in der Nähe ab. Bambakias beachtete sie nicht, sondern beugte sich in angespannter Konzentration auf den Teller hinab. Seine Hände waren wie gelähmt; er konnte den Löffel kaum festhalten.
    »Ich könnte jetzt einen Milchshake vertragen«, bemerkte Oscar. »Wie die, die wir während des Wahlkampfs immer getrunken haben.«
    »Eine gute Idee«, meinte Bambakias geistesabwesend. Er reckte das Kinn, deutete mit zwei Fingern darauf und sagte ins Leere: »Vince, zwei Wahlkampf-Power-Milch-shakes.«
    »Hat Sosik Ihnen schon die neuesten Umfrageergebnisse gezeigt, Al? Sie haben bei dieser Episode besser abgeschnitten, als Sie meinen.«
    »Nein, da irren Sie sich beide. Ich habe alles vermasselt. Ich habe eine schwere Krise heraufbeschworen, bevor ich auch nur vereidigt wurde. Und jetzt bin ich ein ebensolcher mieser Krimineller wie der ganze Rest, mir bleibt keine andere Wahl – von jetzt an muss ich das Spiel nach ihren Regeln spielen. Und der Senat ist ein Scheißspiel.«
    »Was sagen Sie?« erwiderte Oscar.
    Bambakias schluckte mühsam und hob den knochigen Zeigefinger. »In diesem Land gibt es sechzehn Parteien. Mit derart fragmentierten Strukturen lässt sich nicht regieren. Und die Parteien spiegeln bloß das zugrunde liegende Chaos wider. Das Erziehungssystem ist zusammengebrochen. Das Gesundheitssystem ist so schlecht, dass es einen Schwarzmarkt für Organe gibt. Wir leben im permanenten Ausnahmezustand.«
    »Damit sagen Sie mir nichts Neues«, scherzte Oscar. Er blickte neidisch auf Bambakias’ Teller. »Wollen Sie das aufessen?«
    Bambakias beugte sich mit wölfischem Funkeln auf seinen Teller hinunter.
    »Okay, kein Problem.« Oscar hob die Stimme und wandte sich an die verborgenen Mikrofone. »Vincent, Beeilung mit den Milchshakes! Und bringen Sie noch mehr Suppe. Und Brötchen.«
    »Ich will keine verdammten Brötchen«, murmelte Bambakias. Seine Augen tränten, sein Gesicht war gerötet. »Die Ungleichheiten im Gesundheitswesen sind eine Schande«, brummte er über der Suppe. »Wir haben eine nicht konvertierbare Währung, die Wirtschaft ist ruiniert. Wir haben Wetterkatastrophen. Luftverschmutzung. Eine sinkende Geburtenrate. Eine steigende Sterblichkeitkeitsrate. Das ist schlimm. Das ist wirklich schlimm. Eigentlich ist die Lage völlig hoffnungslos.«
    »Vincent, bringen Sie noch was Vernünftiges zu essen. Rasch. Bringen Sie uns Teriyaki. Und Dim Sum.«
    »Was quatschen Sie da eigentlich?« sagte Bambakias.
    »Alcott, Sie bringen mich in Verlegenheit. Ich habe Dr. Penninger versprochen, hier gäbe es etwas Gutes zu essen, und da essen Sie ihr das Mittagessen weg!«
    Bambakias starrte auf die Überreste der Fischsuppe. »Du meine Güte…«
    »Alcott, überlassen Sie das mir. Das mindeste, was Sie tun können, ist, dass Sie uns Gesellschaft leisten und dafür sorgen, dass unser Gast ordentlich verköstigt wird.«
    »O je, das tut mir aber leid!« ächzte

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