Brennpunkt Nahost
sein, sondern auch panzerbrechende Raketen und mobile Flugabwehrwaffen, die wenigstens ein ungefähres Waffengleichgewicht mit der Assad-Armee herstellen sollten. Außerdem waren Mitte 2013 schon 5 000 US-Spezialisten in Jordanien stationiert, um Rebellenverbände auszubilden.
Für die Republikaner in den USA war die Entscheidung Obamas ein schon lange geforderter erster Schritt, hatten sie Obama doch immer Zögern und Zaudern vorgeworfen. Syrien sei ein beschämendes Kapitel in der US-Geschichte, hatte der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Vietnamveteran John McCain dem Präsidenten vorgeworfen. Eine Flugverbotszone sei das mindeste, was die USA leisten müssten. Außerdem: gezielte Schläge gegen Assads Luftwaffe, Zerstörung von Startrampen der Scud-Raketen und die Einrichtung von Sicherheitszonen innerhalb Syriens, um Zivilisten und Rebellen zu schützen. Die amerikanische Regierung hatte zwar immer argumentiert, Russland und China hätten mit ihren Vetos die Einrichtung solcher für die Rebellen und Bevölkerung sicheren Zonen verhindert. Sicherlich ein richtiges Argument. Warum aber kein Alleigang zum Schutz der Syrer wie zwanzig Jahre zuvor?
Katar
Bevölkerung: 1 699 435 allerdings nur 20 Prozent mit katarischer Staatsangehörigkeit, die übrigen sind Inder, Pakistani, Bangladesch usw. mit eingeschränkten Rechten.
Laut Verfassung ist Katar ein Emirat, also eine absolute Monarchie. Staatsreligion ist der Islam, und laut Artikel 1 ist die Schari’a die Hauptquelle der Gesetzgebung.
Katar ist weltgrößter Exporteur von Flüssiggas. Mit 14 Prozent besitzt es die drittgrößten Erdgasreserven der Welt – nach Russland und dem Iran. Die Gasvorkommen liegen zwischen katarischem und iranischem Hoheitsgebiet. Der Emir muss sich also mit den Mullahs die Vorkommen teilen.
Aufgrund dieser Vorkommen sind die Einwohner Katars mit jährlich über 100 000 Dollar Durchschnittseinkommen die Reichsten der Welt.
Der Sitz des Hauptquartiers der US-Streitkräfte im Nahen Osten liegt ebenfalls in Katar, genauso wie die diplomatische Vertretung der Taliban.
Der inzwischen in aller Welt bekannte und vertretene arabische Nachrichtensenders ›Al Jazeera‹ wird vom Emir von Katar finanziert. Hauptsitz ist die katarische Metropole Doha.
In den neunziger Jahren hatten sich die Vereinigten Staaten gar nicht erst um Abstimmungen im Sicherheitsrat gekümmert, als sie die Flugverbotszonen über dem Irak festgelegt hatten. Damals sollten erst die Kurden im Norden, später auch die Schiiten im Süden geschützt werden. Schritt für Schritt hatten die USA, Großbritannien und Frankreich diese Sperrgebiete bis kurz vor Bagdad ausgeweitet und damit den Aktionsradius der irakischen Luftwaffe erheblich eingeschränkt. Um ein Mandat der Vereinten Nationen scherte sich damals kaum ein amerikanischer Politiker.
Auch für Israel war die Entscheidung Obamas ein wichtiger Schritt, hatte die Regierung Netanjahu doch immer gedrängt, die USA mögen eingreifen in diesen Konflikt, der immer mehr zu einer Bedrohung des jüdischen Staates selbst werde.
Allerdings ruderten schon bald nach diesen Ankündigungen England und Frankreich zurück. Die Entwicklungen auf der Rebellenseite in Syrien sind zu offenkundig. Die Djihadisten kontrollieren zunehmend den Norden Syriens, und es ließe sich kaum vermeiden, dass Waffen aus dem Westen auch bei ihnen ankämen. Flugabwehrraketen zum Beispiel nach dem Kriegsende wieder einzusammeln, ist so gut wie unmöglich. Diese Erfahrung hatten die USA schon nach dem Abzug der Russen aus Afghanistan machen müssen. Nur für sehr viel Geld hatten sie den Mudschahedin gerade mal zwölf ihrer rund tausend gelieferten Stingerraketen wieder abkaufen können. Mit dem Rest bedrohen heute die Taliban die US-Hubschrauber in Afghanistan. Mit sehr viel Bauchgrimmen beschloss daher der US-Kongress am 23. Juli 2013, die säkularen Rebellen mit Waffen zu beliefern.
Die USA stecken im Syrienkrieg also in einem für sie kaum lösbaren Dilemma. Greifen sie auf der Seite der Freien Syrischen Armee in den Konflikt aktiv ein, unterstützen sie damit ungewollt, aber nahezu automatisch auch die radikalen Sunniten; denn sie können nicht gegen diese und gleichzeitig gegen Assad einen Krieg führen. Schlimmstenfalls müssten sie nach einem Sturz Assads entweder zu einem Feldzug gegen Al-Qaida-Verbände antreten oder Sicherheitszonen für von radikalen Sunniten bedrohte Minderheiten wie den Alawiten – ihre ehemaligen Feinde – und
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