Brennpunkt Nahost
von den Rebellen besetzten Teilen des Landes sprechen dafür.
Fragen, die am Ende nur von den neutralen Experten der UNO beantwortet werden könnten. Sie sind die einzigen Fachleute, die am Ort des Grauens ermittelt haben, Bodenproben genommen, mit Augenzeugen und Ärzten geredet haben. Doch die UN-Inspektoren dürfen nur nach einem rauchenden Colt suchen, nicht aber sagen, wem er gehört. Allerdings kann man aus Indizien ihres Berichts, den sie am 16. September dem UNGeneralsekretär Ban Ki Moon übergaben, auf die Täter schließen. Dieser Bericht sagt aus, dass in großen Mengen das Nervengift Sarin eingesetzt worden ist. In Blut-, Urin- und Haarproben haben bei 34 von 36 untersuchten Opfern unabhängige Labore dieses Giftgas nachgewiesen, genauso in der Mehrheit der Bodenproben und in Raketenfragmenten. Abgefeuert wurde es offensichtlich in Geschossen teils russischer Herkunft, über die vermutlich nur das Militär Assads verfügt. Kennziffern auf den Raketenteilen und rekonstruierte Flugbahnen legen den Schluss nahe: mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kommt nur Assad als Täter in Frage.
Hisbollah – mehr als nur eine Miliz
Hisbollah (Partei Gottes) ist Hilfsorganisation, Partei und Widerstandsgruppe in einem. Sie unterhält Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, Wohltätigkeitsorganisationen, Frauengruppen, Pfadfindervereine, stellt gewählte Bürgermeister und sendet über den eigenen Fernsehsender ,Al Manar’ täglich 24 Stunden Propaganda in den Äther. Seit 1992 sitzt die Hisbollah im libanesischen Parlament, seit 2008 stellt sie auch Minister und hat dadurch eine Sperrminorität. Darüber kann sie die Regierung kontrollieren. An den Hisbollah-Abgeordneten und Ministern kommt im libanesischen Parlament keiner vorbei.
Der Südlibanon, bis zur libanesisch-israelischen Grenze, ist fest in Hisbollah-Hand. Sie weigert sich anzuerkennen, dass sich Israel im Jahr 2000 tatsächlich aus dem Libanon zurückgezogen hat, wie die UNO anerkannt hat. Die Hisbollah behauptet dagegen, die sogenannten Shebasfarmen auf dem von Israel besetzten Golan gehörten zum Libanon, daher gäbe es immer noch von Israel besetztes libanesiches Gebiet; deswegen müsse der Kampf gegen den Erzfeind weitergehen. Bei diesen Shebafarmen handelt es sich um Ackerland, das vor der Besetzung des Golans zu Syrien gehörte, aber von libanesischen Bauern bewirtschaftet wurde. (UN-Version)
Die Hisbollah finanziert sich mit Geld, das der Iran jährlich überweist. Nach Angaben von US-Behörden sollen es über 100 Millionen Dollar sein. Außerdem durch Spenden reicher libanesischer Schiiten. Drogen- und Diamantenhändler sollen auch eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen.
Die ,Befreiung ganz Palästinas’ und die Vertreibung der Juden aus dem historischen Palästina ist Ziel der Hisbollah. Tatsächlich hat sie inzwischen eingesehen, dass sie im multireligiösen Libanon keine Theokratie einrichten kann.
Kriege zwischen Hisbollah und Israel:
Bis zum Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 herrscht ein permanenter Kriegszustand zwischen der Hisbollah und der israelischen Besatzung.
1996 kam es zwischen dem 11. April bis 28. April zur Operation Früchte des Zorns. Beide Seiten beschuldigen sich, die Kampfhandlungen provoziert zu haben.
2006 beginnt nach Entführung von 2 israelischen Soldaten am 12. Juli die israelische Militäraktion gegen den Südlibanon. Auch Teile von Beirut werden bombardiert. Der Krieg endet am 14. August mit einem Waffenstillstand.
Am 22. Juli 2013 beschloss die EU, den militärischen Teil der Hisbollah zur Terrororganisation zu erklären.
Für die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich stand schon früher fest, Assad ist der Schuldige, er muss bestraft werden. Obama eröffnet also einen neuen Kriegsschauplatz der USA auf rechtlich schwankender Grundlage. Eine Zustimmung des Sicherheitsrats der UN wird er kaum bekommen, die Vetos von Russland und China sind sicher. Beide Länder werden bei ihrer Behauptung bleiben: Die Rebellen waren es, um genau diese Reaktion des Westens zu provozieren. Allein ihnen nützten die Angriffe.
Am 29. August musste der britische Premier David Cameron diese Minikoalition der Willigen wieder verlassen. Sein Unterhaus entschied, Großbritannien solle sich nicht an den Angriffen beteiligen. Nicht nur die Labour-Opposition stimmte gegen eine militärische Strafaktion. Zu dieser Ablehnungsfront gehörten auch dreißig Abgeordnete seiner eigenen
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