Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
auch ein Sklave war? Wahrscheinlich. Warum sollte der Sultan Lohn zahlen, wenn Sklaven so leicht zu beschaffen waren?
Das brachte seine Gedanken wieder zu der europäischen Sklavin. Lag sie in einer dunklen Zelle und betete, dass er ihr helfen möge? Oder war sie zerschunden und blutig und bar jeder Hoffnung? Hoffentlich hatte Suryo etwas über sie in Erfahrung bringen können — Gavin hatte seinen Freund gebeten, sich bei der Dienerschaft des Palastes anzubiedern, um etwas über das wirkliche Leben in Maduri herauszubekommen.
Gavin betrat seine Gemächer und blieb wie angewurzelt stehen. Ein riesengroßer, sechseckiger Käfig aus vergoldeten Gitterstäben stand mitten in seinem Salon. Zusammengekauert in einer Ecke entdeckte er die Sklavin.
Kapitel 4
Alexandra war in einem Winkel des Käfigs eingeschlafen, als sie aber Fußtritte hörte, sprang sie erschreckt auf. Ihr Dasein als Sklavin hatte ihr rasch gezeigt, dass Veränderungen selten etwas Gutes bedeuteten. Seitdem die Wachen sie in den Palast gebracht und in einen Käfig gesperrt hatten, war sie der Furcht vor dem Ungewissen kaum Herr geworden, auch als die Männer sie in einem fremden, kostbar eingerichteten Zimmer allein zurückgelassen hatten.
Zuerst sah sie in dem gedämpften Licht einer Lampe einen großen, breitschultrigen Mann eintreten. Erleichtert erkannte sie den Europäer, den sie auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte. Oder spielte ihr die Phantasie einen Streich? Nein, er war es. Ein hoch gewachsener, kräftiger Mann, dem man anmerkte, dass er zu befehlen gewohnt war. Diese grauen Augen und das helle, von der Sonne goldblond gebleichte Haar mussten europäisch sein. Sie stand auf, ging einige Schritte auf ihn zu und presste sich an die Gitterstäbe, während sie ihn begierig betrachtete. Die auffallend verzierte Uniform war nicht britisch — vielleicht deutsch oder skandinavisch.
Sie dämpfte ihre Erwartungen. Auch wenn er Europäer war, bedeutete dies nicht, dass er ihr helfen würde. Obwohl sie ihn auf dem Markt instinktiv um Hilfe angefleht hatte, sagte sie sich, jetzt, wo sie ihm gegenüberstand, dass ein Mann aus dem Abendland, der die entlegensten Winkel der Erde aufsuchte, ein Abenteurer und Abtrünniger war. Vielleicht hatte dieser hier den Sultan gebeten, ihm für die Nacht eine europäische Sklavin zur Verfügung zu stellen.
Aber das spielte keine Rolle. Auch wenn er aus niedrigen Motiven handelte, er war ihre einzige Chance, die Freiheit wiederzuerlangen, und sie würde alles tun, um sich bei ihm lieb Kind zu machen. Er musste ihr hellen.
Der Mann blieb erschrocken stehen, als er sie sah. Wahrscheinlich ist er nicht für meine Anwesenheit verantwortlich, dachte sie erleichtert und fragte ihn: »Sprechen Sie Englisch? Parlez vous francais ?«
»Beides«, antwortete er auf Englisch. »Wie sind Sie in meine Suite gekommen?«
»Ich habe keine Ahnung.« Sie konnte ihre Verbitterung nicht unterdrücken, als sie hinzufügte: »Für gewöhnlich erfahren Sklaven nicht, was man mit ihnen vorhat.«
Seine Gesichtsmuskeln spannten sich. »Verzeihen Sie, das war eine törichte Frage.«
Obwohl sie ihre zerfetzte Baumwollbluse so gut es ging wieder in Ordnung gebracht hatte, war es ihr peinlich, dass der dünne, abgenutzte Stoff über ihren Brüsten spannte. Sie war größer als die meisten Frauen der Inseln. Für sie gab es keine passende kebaya.
Als sein Blick auf ihren Oberkörper fiel, blickte er verlegen weg. Sie empfand dies als beruhigend — ein Mann mit Anstandsgefühl wäre eher bereit, ihr zu hellen.
Er ging in das Schlafzimmer und kam mit einem ordentlich gefalteten Hemd zurück. »Darf ich Ihnen das geben?«
»Oh, bitte. « Er reichte ihr das Hemd durch die Gitterstäbe. Sie zog es sich sofort über den Kopf. Das Kleidungsstück reichte ihr fast bis zu den Knien. Bevor sie die Ärmel aufkrempelte, drückte sie das Gesicht in das frische weiße Gewebe. »Mmm, wie gut das riecht! So sauber.«
Er blickte in den Käfig hinein, der nichts enthielt außer einem Messingnachttopf. »Brauchen Sie noch etwas? Zu essen oder zu trinken?«
Sie benetzte die Lippen. Seit dem frühen Morgen hatte sie weder etwas gegessen oder getrunken. Während der ersten Stunde in ihrem Käfig hatte sie sehnsüchtig auf eine Schale mit Früchten auf einem niedrigen Tischchen an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers gestarrt.
»Wasser, bitte. Und dann ... könnte ich etwas Obst haben?«
»Selbstverständlich.« Er stellte die Obstschale auf den
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