Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
erzählt. Sie sagte, ich solle mich nicht von einer billigen Karte verrückt machen lassen und mir Daniel aus dem Kopf schlagen, da er kein besonders netter Mensch sei und nichts Gutes dabei herauskommen werde.
Rief Tom an, um eine zweite Meinung zu hören, insbesondere im Hinblick darauf, ob ich Daniel am Wochenende anrufen soll.
»Neiüüiiin!« schrie er. Er stellte mir mehrere forschende Fragen: zum Beispiel, wie sich Daniel in den letzten paar Tagen verhalten hätte, als er, nachdem er die Karte abgeschickt hatte, keine Reaktion von mir bekam. Ich berichtete, dass er mehr als sonst mit mir gefüttert hätte. Toms Rezept lautete, bis nächste Woche zu warten und reserviert zu bleiben.
Sonntag. 18. Februar
57 kg, Alkoholeinheiten 4, Zigaretten 6, Kalorien 2746, richtige Lottozahlen 2 (s. g.).
Endlich habe ich herausgefunden, was mit Mum und Dad los ist. Ich vermutete schon langsam eine Art Shirley-Valentine-Szenario im Anschluss an den Portugal-Urlaub und dass ich die Zeitung aufschlagen und meine Mutter mit blondgefärbten Haaren und einem Top mit Leopardenmuster neben einem Typ in stonewashed Jeans namens Gonzales auf dem Sofa sitzen sähe, während sie erklärt, dass ein Altersunterschied von sechsundvierzig Jahren wirklich keine Rolle spielt, wenn man jemanden aufrichtig liebt.
Heute bat sie mich, im Cafe von Dickens & Jones mit ihr zu Mittag zu essen, und ich habe sie unumwunden gefragt, ob sie einen anderen hätte.
»Nein. Es gibt keinen anderen«, sagte sie und starrte mit einem Ausdruck melancholischer Tapferkeit in die Ferne, den sie unter Garantie bei Prinzessin Diana abgeschaut hat.
»Warum bist du dann so gemein zu Dad?« fragte ich.
»Liebes, als dein Vater in den Ruhestand ging, ist mir einfach nur klargeworden, dass ich fünfunddreißig Jahre ohne Pause damit zugebracht habe, ihm den Haushalt zu führen und seine Kinder aufzuziehen...«
»Jamie und ich sind auch deine Kinder«, unterbrach ich sie verletzt.
»... und dass in seinen Augen seine Lebensarbeit getan war, während meine immer noch weiterging, was genau dasselbe Gefühl war wie damals, als du klein warst und es um die Wochenenden ging. Man hat nur ein Leben. Ich habe gerade die Entscheidung getroffen, ein paar Änderungen vorzunehmen und das, was mir von meinem noch bleibt, damit zuzubringen, mich zur Abwechslung mal um mich selbst zu kümmern.«
Als ich zum Zahlen an die Kasse ging, dachte ich über alles noch einmal nach und versuchte, Mums Einstellung feministisch zu betrachten. Dann fiel mein Blick auf einen großen, vornehm aussehenden Mann mit grauem Haar, einer Lederjacke kontinentalen Schnitts und einem dieser Herrenhandtäschchen. Er schaute in das Cafe, tippte auf seine Uhr und zog die Augenbrauen hoch. Ich wirbelte herum und sah gerade noch, wie meine Mutter mit lautlosen Lippenbewegungen »Komme sofort« mimte und entschuldigend zu mir herübernickte.
Ich sagte nichts mehr, sondern verabschiedete mich nur, kehrte dann aber wieder um und folgte ihr, um sicherzugehen, dass ich mir nichts einbildete. Natürlich fand ich sie schließlich, wie sie mit dem hochgewachsenen, smarten Knaben durch die Parfümerieabteilung stolzierte, sich alles, was ihr unter die Finger kam, auf die Handgelenke sprühte, sie ihm unter die Nase hielt und kokett lachte.
Als ich nach Hause kam, war eine Nachricht von meinem Bruder Jamie auf dem Band. Rief ihn sofort zurück und erzählte ihm alles. »Du bist so sexbesessen, dass Mum nicht mal zur Kommunion gehen dürfte, ohne dass du sie im Verdacht hättest, sie wollte dem Pfarrer einen blasen. Hast du eigentlich Karten zum Valentinstag bekommen?«
»Allerdings«, schnaubte ich zornig. Woraufhin er erneut in Lachen ausbrach und dann sagte, er müsse Schluss machen, weil er und Becca jetzt zum Tai Chi im Park verabredet seien.
Sonntag, 19. Februar
56,5 kg (s. g., aber nur durch Kummer), Alkoholeinheiten l (aber Tag des Herrn), Zigaretten 7, Kalorien 2100.
Habe Mum angerufen, um sie wegen des smarten Knaben in ihrem zweiten Frühling zur Rede zu stellen, mit dem ich sie nach unserem Mittagessen gesehen habe.
»Oh, du meinst sicher Julian«, zwitscherte sie.
Damit verriet sie sich auf der Stelle. Meine Eltern sprechen von ihren Freunden nicht mit deren Vornamen. Es heißt stets Una Alconbury, Audrey Coles oder David Ricketts: »Du kennst doch David Ricketts, Liebes - er ist mit Anthea Ricketts verheiratet, die bei Lifeboat mitarbeitet.« Das ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass sie
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