Bridget Jones 01 - Schokolade zum Fruehstueck
die Lösung darin, die Lehrpläne der Schulen zu ändern?« Dann stieß ich im Standard auf ein Foto von Darcy und Elizabeth - grässlich, gekleidet wie ein modernes Pärchen und auf einer Wiese ineinander verschlungen: sie eine blonde Nobeltussi in einem Hosenanzug aus Leinen, er in gestreiftem Polohemd und Lederjacke und mit einem schmalen Menjoubärtchen.
Offensichtlich schlafen sie doch bereits miteinander. Es ist durch und durch abstoßend. Bin durcheinander und voller Sorge, denn bestimmt wäre der richtige Mr. Darcy niemals nur ein blöder, eitler Schauspieler. Und doch ist Darcy Schauspieler. Hmmm. Alles sehr verwirrend.
Dienstag. 24. Oktober
58,5 kg (diese dämlichen Smoothies), Alkoholeinheiten 0, Zigaretten 0, Smoothies 32.
In der Arbeit läuft's sagenhaft. Seit dem Interview mit Elena Wie-hieß-sie-noch-mal kann ich anscheinend nichts mehr falsch machen.
»Los! Los! Rosemary West!« drängte Richard Finch, als ich ins Büro kam (offen gestanden ein bisschen zu spät, aber das kann ja mal passieren), und hielt die Fäuste in die Höhe wie ein Boxer. »Ich denke an lesbische Vergewaltigungsopfer, ich denke an Jeanette Winterson, ich denke an einen Arzt in Good Afternoon!, ich frage mich, was Lesben tatsächlich machen. Das ist es! Was machen Lesben eigentlich im Bett?« Plötzlich sah er mich unverwandt an.
»Weißt du es?« Alle starrten mich an. »Los doch, Bridget, du verdammte Schlafmütze!« brüllte er ungeduldig. »Was machen Lesben im Bett?«
Ich holte tief Luft. »Offen gestanden finde ich, wir sollten über die Liebesgeschichte zwischen Darcy und Elizabeth berichten. Was alles so hinter den Kulissen abgeht, dachte ich.«
Er musterte mich langsam vom Scheitel bis zur Sohle. »Brillant«, sagte er ehrfürchtig. »Absolut verflucht brillant. Okay. Die Schauspieler, die Darcy und Elizabeth verkörpern? Los, los«, drängte er und boxte in Richtung auf die Versammelten.
»Colin Firth und Jennifer Ehle«, sagte ich.
»Du, mein Schatz«, sagte er zu einer meiner Brüste, »bist ein absolut verfluchtes Genie.«
Ich hatte schon immer gehofft, dass ich mich als Genie entpuppen würde, aber nie geglaubt, dass es mir tatsächlich vergönnt sein würde - oder meiner linken Brust.
NOVEMBER Ein kriminelles Familienmitglied
Mittwoch. 1. November
56,75 kg (jaaa! jaaa!), Alkoholeinheiten 2 (s. g.), Zigaretten 4 (konnte allerdings bei Tom nicht rauchen, um nicht aus Versehen sein Kostüm für die Alternative Miss World in Brand zu stecken), Kalorien 1848 (g.), Smoothies 12 (na, wer sagt's denn?)
Bin nur kurz zu Tom hinübergegangen, um das Mark-Darcy-Szenario zu besprechen. Habe Tom allerdings wegen der bevorstehenden Wahl zur Alternativen Miss World in absoluter Auflösung angetroffen. Nachdem er schon vor Ewigkeiten beschlossen hatte, als »Miss Globale Erwärmung« zu gehen, war nun sein Selbstwertgefühl ins Wanken geraten.
»Ich habe nicht den Hauch einer Chance«, sagte er, blickte in den Spiegel und stolzierte dann zum Fenster. Er trug eine Polyesterkugel, die wie ein Globus bemalt war, auf der jedoch die Polkappen wegschmolzen und über Brasilien ein großer Brandfleck lag. In einer Hand hielt er ein Stück tropisches Hartholz und ein Deospray, in der anderen ein undefinierbares, pelziges Ding, von dem er behauptete, es sei ein toter Ozelot. »Findest du, dass ich ein Melanom brauchte?« fragte er. »Soll es ein Schönheits- oder ein Kostümwettbewerb sein?« »Das ist es ja, ich weiß es nicht, niemand weiß das«, klagte Tom und warf seinen Kopfputz ab - einen Miniaturbaum, den er während des Wettbewerbs in Brand stecken wollte. »Es ist beides. Es ist alles. Schönheit. Originalität. Künstlerische Wirkung. Es ist alles lächerlich unklar.«
»Muss man schwul sein, um mitzumachen?« fragte ich und spielte mit einem Stückchen Polyester herum.
»Nein. Jeder kann mitmachen: Frauen, Tiere, alles. Das ist ja genau das Problem«, sagte er und stolzierte wieder zum Spiegel zurück. »Manchmal glaube ich, ich hätte mit einem richtig selbstbewussten Hund bessere Gewinnchancen.«
Schließlich einigten wir uns darauf, dass das Thema »Globale Erwärmung« zwar an sich unangreifbar war, die Polyesterkugel aber vielleicht nicht die schmeichelhafteste Form von Abendbekleidung abgab. Am Ende gelangten wir zu der Überzeugung, dass uns eher eine Art fließendes Gewand aus changierender Seide in Yves-Klein-Blau vorschwebte, das über Abgasgrau und Erdbraun wehte und so das Abschmelzen der
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