Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Nissenbekämpfungsset aus der Apotheke. Vorbei an dem zunehmend überflüssigen Wohn/Arbeits-Bereich mit der Schlafcouch und den leeren Umzugskartons polterten alle runter in die warme, vollgemüllte, gemütliche Souterrain-Wohnküche, wo wir uns meistens aufhalten. Ich setzte Billy an seine Hausaufgaben, und Mabel durfte mit ihren Familie-Hase-Püppchen spielen, während ich mich an den Herd stellte und die Spaggi-Bolo machte. War vollkommen überfordert damit, was ich Roxster zurücksimsen sollte, vor allem: Sollte ich das mit den Läusen erwähnen?
17.15 Uhr. Lieber nicht.
17.30 Uhr. O Gott, jetzt habe ich geschrieben: Im selben Moment sprang Mabel auf und krähte das bei Billy verhasste Forget-about-the-money-money-money . Dann klingelte auch noch das Telefon.
Ich hechtete zum Apparat, zeitgleich mit Billy, der schrie: »Mabel, halt die Klappe!« Und im Hörer hauchte eine Telefonistin: »Ich habe Brian Katzenberg für Sie.«
»Ähm, könnte ich Brian vielleicht zurückrufen, so in …«
» Ba-Bling, Ba-Bling !«, sang Mabel und scheuchte Billy um den Tisch.
»Ich verbinde Sie mit Brian …«
»Nein, das geht jetzt nicht, ich …«
»Mabel!«, schrie Billy. »Hööör auf!«
»Ruhe, ich telefoniere!«
»Heyyyyyy!«, meldete sich Brians überoptimistische Stimme. »Also: Es gibt Neuigkeiten. Greenlight Productions ist an einer Option auf das Drehbuch interessiert.«
»Was?«, sagte ich, während mein Herz einen Satz machte. »Heißt das, sie wollen es verfilmen?«
Darüber musste Brian erst einmal lachen: »Wir sind hier im Filmgeschäft! Sie zahlen dir zunächst nur eine kleine Summe, und du bekommst Gelegenheit, den Stoff zu entwickeln, und später dann …«
»Maaamii! Mabel hat ein Messer in der Hand!«
Ich hielt die Sprechmuschel zu und zischte: »Mabel, gib mir das Messer! Auf der Stelle!«
»Hallo? Hallo?«, hörte ich Brian. Und: »Laura, ich glaube, Bridget ist weg.«
»Nein, ich bin noch da«, sagte ich und versuchte, Mabel zu erwischen, die ihrerseits mit dem Messer hinter Billy her war.
»Sie wollen dich am kommenden Montag gegen Mittag zu einem Vorgespräch treffen.«
»Montag? Wunderbar!«, sagte ich und entwand Mabel das Messer. »Vorgespräch, ist das so etwas wie ein … Vorstellungsgespräch?«
»Maaamii!«
»Schhh!« Ich scheuchte die Kinder aufs Sofa und nahm den Kampf mit den Fernbedienungen auf.
»Es gibt da ein paar Punkte an dem Drehbuch, über die sie gerne mit dir reden wollen, ehe die endgültige Entscheidung fällt.«
»Na schön«, sagte ich und war irgendwie beleidigt. Von Anfang an hatten sie etwas zu meckern, das ging ja gut los. Trotzdem hätte mich natürlich interessiert, was das für »Punkte« waren.
»Vergiss nicht, sie suchen keinen …«
»Maaamii, ich blute!«
»Soll ich später noch einmal anrufen?«
»Nein, das geht schon«, sagte ich mit wachsender Verzweiflung, denn gleichzeitig plärrte Mabel: »Hol einen Krankenwagen!«
»Was wolltest du sagen?«
»Ich wollte sagen, was sie nicht wollen, ist ein Neuling, der nur Theater macht. Also sieh zu, dass du ihnen maximal entgegenkommst. Mach einfach alles so, wie sie es wollen.«
»Okay, ich soll nicht rumzicken?«
»Genau«, sagte Brian.
»Mein Bruder stirbt!«, schluchzte Mabel.
»Ähm, alles in Ordnung bei euch?«
»Sicher, könnte gar nicht besser gehen. Dann bis Montag, zwölf Uhr«, sagte ich, während Mabel schrie: »Ich habe meinen Bruder umgebracht!«
»Gut dann«, sagte Brian nervös. »Die Einzelheiten mailt dir Laura noch.«
18.00 Uhr. Endlich hatte sich der Rabatz gelegt. Der mikroskopisch kleine Kratzer an Billys Knie war mit einem Superman-Pflaster notversorgt, Mabel hatte auf ihrer Benimmkarte ein paar Minuspunkte mehr, und Spaggi-Bolo füllte die Kindermägen. In meinem Kopf aber überschlugen sich die Gedanken wie bei einem Ertrinkenden, nur positiver. Was sollte ich bloß zu diesem Vorgespräch anziehen? Bekam ich demnächst vielleicht einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch? Moment mal: Hatte Mabel montags nicht früher frei, und wie sollte ich da die Kinder von der Schule abholen? Und schließlich: Was trug man bei einer Oscar-Verleihung, und sollte Greenlight Productions erfahren, dass Billy Läuse hatte?
20.00 Uhr. Entdeckte Kopfläuse: 9; davon voll ausgebildet: 2; Nissen: 7 (sehr gut)
Habe gerade die Kinder gebadet und Haare nach Nissen durchgeharkt, was sogar Spaß machte. Bei Billy 2 Kopfläuse und 7 Eier
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