Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Hand zuckte schon nach dem Smartphone. Doch er kam mir zuvor und legte besänftigend seine Hand darauf …
»Bitte jetzt keine Tweets.«
»Aber ich hab doch gar nicht …«, sagte ich dümmlich.
»Jonesey, du hast sogar auf dem Weg hierher permanent getwittert, ich habe es selber gelesen.«
DATE MIT DEM TOYBOY
Dienstag, 22. Januar 2013 (Fortsetzung)
Ertappt. Ich wäre am liebsten in meinem eigenen Mantel versunken, aber Roxster lachte nur.
»Macht doch nichts. Was möchtest du trinken?«
»Weißwein, bitte«, sagte ich verlegen und griff unwillkürlich schon wieder nach meinem Smartphone.
»Gut. Aber das Ding da muss ich konfiszieren, bis du dich beruhigt hast.«
Er nahm mir das Handy ab, steckte es in die Tasche und winkte den Kellner herbei, alles in einer Bewegung.
»Du meinst, damit du mich später leichter ermorden kannst?«, fragte ich und blickte auf die Tasche, in der das Handy verschwunden war. Kampflos würde ich es nicht zurückbekommen, falls ich später Tom oder Talitha alarmieren wollte.
»Ich kann dich auch mit Handy ermorden. Was ich aber gar nicht gebrauchen kann, sind hunderte Zeugen, denen in Echtzeit von der Tat berichtet wird – und zwar vom Mordopfer selbst.«
Als er den Kopf wandte, hatte ich Gelegenheit, seine feinen Züge anzubeten. Diese gerade Nase, die hohen Wangenknochen, Brauen, so gerade wie ein Strich. Braune Augen mit funkelnden Splittern. Er war in allem … so wahnsinnig jung. Die Haut noch pfirsichglatt, die Zähne weiß, die Haare glänzend, dicht und eine Spur zu lang für eine aktuelle Frisur. Seine Lippen hatten diese zarte, weiße Konturlinie, wie sie nur junge Leute haben.
»Schöne Brille«, sagte er, als er mir das Weinglas reichte.
»Danke«, sagte ich geschmeichelt. (Es sind Gleitsichtgläser, also für die Ferne wie zum Lesen gleichermaßen geeignet.) Ich dachte, ich gebe mich als normale Brillenträgerin aus und nicht als jemand, der so alt ist, dass er eine Lesebrille braucht.
»Dürfte ich sie dir mal abnehmen?«, fragte er, und einen Moment lang war ich der Meinung, er spricht von meinen Klamotten.
»Bitte«, sagte ich. Er setzte meine Brille ab und legte sie auf die Theke, wobei seine Hand mich berührte.
»Du bist viel hübscher als auf dem Foto.«
»Roxster, da drauf sehe ich aus wie ein graues Ei«, sagte ich und nahm einen ordentlichen Schluck Wein. Dass ich jetzt eigentlich nur vielsagend den Stiel des Glases streicheln sollte, war mir entfallen.
»Ich weiß.«
»Hattest du keine Angst, ich könnte mich als übergewichtiger Crossdresser entpuppen?«
»Doch, hatte ich. Deshalb habe ich auch acht Kumpel in der Bar postiert, die mich notfalls beschützen.«
»Das ist ja gruselig. Guck mal aus dem Fenster. Im Haus gegenüber haben mehrere Scharfschützen Stellung bezogen, die dich ausschalten sollen, ehe du mich meuchelst und auffrisst.«
»Haben sie auch alle schön ihr Brett gewachst?«
Das war ja noch lustig, und ich musste lachen, aber da ich gleichzeitig die Nase im Weinglas hatte, verschluckte ich mich und würgte und stieß auf, einmal, zweimal, und hatte plötzlich einen Cocktail aus Wein und Magensäure im Mund.
»Geht’s wieder?«
Ich wedelte mit der Hand. In meinem Mund schwappte Gift und Galle. Roxster gab mir eine Handvoll Papierservietten, und ich verschwand, die Servietten vor dem Mund, aufs Damenklo.
Ich schaffte es noch knapp zum Waschbecken, da sprühte die eklige Suppe nur so aus mir heraus. Vielleicht sollte man dies den goldenen Dating-Regeln hinzufügen: »Kotzen ist immer ein schlechter Start.«
Ich spülte mir den Mund aus und erinnerte mich sogar daran, dass in meiner Handtasche noch eine Kinderzahnbürste und ein paar Streifen Kaugummi lagen.
Als ich aus der Versenkung auftauchte, saß Roxster bereits an einem Tisch und blickte auf sein Smartphone.
»Jetzt hatte ich schon gedacht, ich wäre der Einzige mit Hang zu Kotzthemen, aber weit gefehlt«, sagte er, ohne aufzublicken. »Ich tweete den Zwischenfall nur kurz an deine Follower, okay?«
»Das tust du nicht!«
»Keine Angst, ich bin nicht so wie du«, sagte er und gab mir das Handy zurück. »Na, alles wieder gut?«, fragte er, auch wenn er immer noch lachen musste. »Da kriegt sie bei unserer ersten Begegnung gleich das große Kotzen! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.«
War lustig, zugegeben. Und doch entging mir seine Wortwahl nicht: unsere erste Begegnung . Hieß das, dass noch weitere folgen
Weitere Kostenlose Bücher