aufgefordert, geht einfach nicht.
»Taxi?«, sagte ich. Er blickte mich überrascht an. Erst da wurde mir klar, dass ich normalerweise immer mit Talitha, Tom und Jude nach Soho fahre – und wir teilen uns den Fahrpreis. Dass ein einzelner Mensch so viel Geld ausgab, nur um nach Hause zu kommen, musste ihm irrwitzig vorkommen. Allerdings war weit und breit kein Taxi zu sehen.
»Also wir haben jetzt zwei Möglichkeiten«, sagte er. »Entweder ich bestelle dir einen Helikopter, oder wir nehmen die U-Bahn. Du weißt doch, was das ist, eine U-Bahn?«
»Natürlich«, beeilte ich mich zu sagen. Doch ehrlicherweise fühlte ich mich, spätabends allein im Gewühl von Soho, etwas unwohl. Andererseits war es auch wieder aufregend, besonders als Roxster meinen Arm nahm und mich zur Station Tottenham Court Road brachte.
»Ich begleite dich noch auf den Bahnsteig«, sagte er. Unten an der Sperre merkte ich, dass ich meine Oyster-Card vergessen hatte. Ich versuchte es am Automaten, aber der Automat mochte mich nicht.
»Hier, nimm«, sagte er und gab mir seine zweite Karte. Dann bugsierte er mich durch die Sperre und brachte mich auf den Bahnsteig. Wir mussten nicht lange warten, denn schon im nächsten Moment fuhr der Zug ein.
»Schnell, gib mir noch deine Handynummer«, sagte er. »Sei unbesorgt, bis jetzt habe ich dich nicht ermordet.«
Ich sagte ihm die Nummer vor, und er tippte sie in sein Handy. Die Türen der Bahn gingen auf, Leute strömten heraus.
Völlig unerwartet küsste er mich noch auf den Mund. »Mmmm, ich liebe Kotze«, sagte er.
»Das kann nicht sein, ich habe mir die Zähne geputzt.«
»Du hast eine Zahnbürste dabei? Kotzt du bei jedem Date?«
Doch er bemerkte den Schreck auf meinem Gesicht und fügte hinzu: »Keine Angst, ich habe nichts gemerkt.« Leute drängten in den Zug. Er küsste mich noch einmal, sah mich aus seinen unbekümmerten braunen Augen an und küsste mich ein weiteres Mal, diesmal mit leicht geöffneten Lippen. Ich weiß nicht, wie es kam, aber plötzlich spürte ich, ganz sacht, seine Zungenspitze an meiner. Auf jeden Fall ganz anders als bei dieser sexbesessenen Lederjacke, wo man den Eindruck hatte, da wollte einer mal feucht durchwischen.
»Jetzt aber schnell, die Türen gehen schon zu!« Er schob mich in den Wagen, und ich war plötzlich allein und er draußen. Die Türen schlossen sich, und ich sah ihn kleiner werden, als der Zug anfuhr, selbstvergessen lächelnd. Was für ein hinreißend hübscher, unfassbar schöner Toyboy!
Als ich in Chalk Farm wieder an die Oberfläche gelangte, war ich wie berauscht und glühte förmlich vor Verlangen. Das Handy meldete eine SMS , sie war von Roxster.
Ich schrieb zurück:
Keine Antwort, war wohl auch nicht lustig.
Dann aber!
23.40 Uhr. Chloe etwas schroff aus dem Haus komplimentiert, denn für SMS -Flirt will ich ungestört sein.
Da kommt auch schon die erste! Ach, ich liebe es, wieder auf dieser Welle zu schwimmen. Es ist so romantisch. Oh.
Ich antwortete:
Danach erst einmal Funkstille. Bitte nicht. Anscheinend habe ich mich im Ton vergriffen. Klingt mehr nach Grundschullehrerin als sexy. Schon wieder alles vermasselt.
23.45 Uhr. Nach oben gegangen und nach den Kindern geschaut. Billy sieht so süß aus, wenn er schläft. Mabel hat sich wie immer an Sabbelina gekuschelt. Na ja, was soll’s? Beim Flirten bin ich vielleicht scheiße, aber zumindest bringe ich die Kinder durch.
23.50 Uhr. Dann wieder nach unten, um iPhone zu checken. Nichts.
Mein Gott, bin ich blöd oder was? Als alleinerziehende Mutter kann ich mich nicht derart von den SMS -Launen eines wildfremden Menschen durchrütteln lassen, der im Übrigen mein Sohn sein könnte.
23.55 Uhr. Dann kam doch eine SMS .
Glücksgefühle, bis mir auffiel, dass er kein zweites Treffen vorschlug. Soll ich jetzt antworten oder es erst einmal dabei belassen? Lieber lassen. Jude meint auch, man muss in jedem SMS -Thread dafür sorgen,