Brisante Enthüllungen
Stimme eines Mannes. Sie blieb stehen, denn die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie beugte sich über das Geländer und blickte nach unten.
Ein großer, gut gekleideter Mann sprach mit Teodoro. Polly erkannte ihn sogleich: Dieser Mann hatte ihr in Sorrent das Geld angeboten, damit sie aus Sandros Leben verschwand.
Ihr verkrampfte sich der Magen, und sie wollte sich zurückziehen. In dem Moment entglitt ihrer Hand die Sonnenschutzcreme, und die beiden Männer sahen nach oben. Polly hatte keine andere Wahl, sie ging langsam und graziös weiter und versuchte, sich zu beruhigen.
"Oh, die charmante Signorina Fairfax. Oder müsste ich sagen, die Marchesa Valessi?" Der Mann sprach Englisch mit ihr. "Ich hatte gedacht, Sie seien noch auf der Benefizveranstaltung."
Ihr war klar, dass er ihr nicht hatte begegnen wollen. Sie wandte sich an Teodoro. "Ist dieser Fremde aus geschäftlichen Gründen hier?" fragte sie betont kühl auf Italienisch.
"Ja, Vossignoria. Er ist mit Ihrem Mann verabredet, doch der Marchese ist von dem Geschäftsessen noch nicht zurück."
"Vielleicht können Sie sich denken, worum es geht, Marchesa", mischte der Mann sich ein. "Immerhin wickle ich solche Geschäfte nicht zum ersten Mal ab."
Sie hob den Kopf. "Mein Mann verhandelt mit vielen Leuten geschäftlich. Ich kann mich nicht um alles kümmern und frage ihn nicht jedes Mal, um was es geht."
Teodoro hörte verblüfft zu. So herablassend hatte die Marchesa noch nie einen Gast behandelt.
"Führen Sie den Gast bitte in unseren Empfangsraum, Teodoro", bat Polly ihn.
"Ich kenne mich hier aus", erklärte der Fremde. "Könnte ich vielleicht etwas zu trinken haben?"
"Teodoro, würden Sie dem Herrn bitte etwas bringen lassen?" Sie drehte sich um und ging mit hoch erhobenem Kopf auf die Terrasse. Da sie dort nicht unbeobachtet sitzen konnte, schlenderte sie weiter in den Garten und ließ sich auf eine Steinbank sinken, die inmitten blühender Sträucher stand.
Es ist wirklich wahr, er hat in Sandros Auftrag gehandelt, dachte sie deprimiert. Dass der Mann jetzt wieder da war, konnte nur eins bedeuten: Sandro wollte die Scheinehe beenden. Und wieder sollte sein Handlanger ihr eine Abfindung anbieten.
Dieses Mal ging es aber auch um Charlie. Ihr wurde übel vor Angst. Ihr Sohn würde in Italien bleiben müssen. Dagegen konnte sie sich nicht wehren. Sie hoffte, man würde ihr wenigstens erlauben, ihn regelmäßig zu sehen. Wollte man mit ihr etwa eine ähnliche Vereinbarung wie mit der Contessa treffen, die jetzt mit einer Pflegerin in dem Haus auf Capri lebte?
Schließlich stand Polly wieder auf und lief ziellos umher. Ich muss etwas tun und will nicht warten, bis man mich wegschickt, sagte sie sich. Ja, sie würde handeln und Sandro zuvorkommen.
Im Palazzo stellte sie fest, dass der Empfangsraum leer war. Teodoro kam ihr entgegen. Er hatte offenbar den Gast gerade in Sandros Arbeitszimmer geführt.
"Teodoro, ich habe leider den Namen des Besuchers vergessen." Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
Er sah sie erstaunt an. "Es ist Signor Ginaldi, ein Rechtsanwalt aus Salerno", antwortete er.
"Ja, natürlich. Vielen Dank." Ich hätte mir denken können, dass Sandro nicht nur einen Rechtsanwalt hat, überlegte sie und zauberte ein Lächeln auf die Lippen. "Würden Sie mir bitte Bescheid sagen, sobald er weg ist? Ich muss unbedingt mit meinem Mann reden."
"Gern, Vossignoria." Er zögerte kurz. "Vorhin ist ein Päckchen für Sie abgegeben worden. Ich habe es in Ihr Wohnzimmer gelegt."
Wenig später fand sie den großen Briefumschlag auf einem der Beistelltische in ihrem Wohnzimmer und erkannte sogleich die Handschrift ihrer Mutter. Polly runzelte die Stirn. Da ihre Mutter ihr immer noch nicht verziehen hatte, dass sie mit Sandro nach Italien gegangen war und Charlie mitgenommen hatte, hatte sie Polly bisher noch nicht geschrieben.
Sie setzte sich und öffnete den Umschlag. Dann zog sie den Brief ihrer Mutter und ein in Plastikfolie eingepacktes Bündel Briefe hervor und fing an zu lesen.
Meine liebe Polly,
es fällt mir nicht leicht, aber ich muss es tun. Nach Deiner Rückkehr aus Italien vor drei Jahren sind die beigefügten Briefe für Dich angekommen. Das Reiseunternehmen, für das Du gearbeitet hattest, hat sie Dir nachgeschickt.
Mir war klar, wer der Absender war. Die ersten Briefe habe ich geöffnet und gelesen. Ich habe es damit gerechtfertigt, dass Du so unglücklich warst und ich Dir noch mehr Kummer und Schmerz ersparen wollte. Aber er
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