Broadway-Grusical
ein Duett gesungen, und ich wollte so lange warten, bis die Tänzer wieder in Aktion waren. Ich bewegte mich einige Yards vor, bis ich den Kulissenrand erreicht hatte und konnte an ihm vorbeischauen, auch auf eine Gasse, aus der die Akteure soeben stürmten.
Männer und Frauen in ihren bunten Kostümen. Schweißüberströmt, aber ich sah nur die Hälfte von ihnen und Liz befand sich nicht dabei. Darüber wunderte ich mich, rechnete nach und kam zu dem Ergebnis, dass es noch einen anderen Ausgang geben musste.
Vielleicht vom Schädel aus und unter der Bühne her. Die Böden der Theaterbühnen waren oft mit Falltüren, Luken oder Öffnungen versehen, durch die man in die Tiefe steigen konnte. So etwas suchte ich. Noch hatten sich die Tänzer nicht beruhigt. Einige von ihnen tranken Wasser aus Plastikflaschen. Andere schminkten sich gegenseitig nach oder tupften ihre Gesichter mit Puder ab.
Sie alle waren ziemlich erschöpft, aber die Schau ging weiter, und auch die übrigen Tänzer trafen ein. Eine schmale Tür, über der ein Notlicht brannte, wurde geöffnet. Die Resttruppe der Tänzer wirbelte den anderen entgegen, die auf den Bänken zur Seite rutschten und den Kollegen Platz schufen. Sie ließen sich auf die harte Holzbank fallen und streckten ihre Beine aus.
Kaum jemand sprach. Sie holten zunächst Atem, und ich sah auch Liz Vacarro. Sie trug einen dieser hellblauen Umhänge und darunter einen mit Perlen bestickten Bikini. Ihr Gesicht war grün geschminkt worden, die Lippen schimmerten violett.
Auch sie machte einen erschöpften Eindruck, und gerade das Mädchen wollte ich nicht aus den Augen lassen.
Allmählich veränderten sich die Haltungen der Tänzer. Die Entspannung wich. Einige hatten sich vorgebeugt und lauschten der von der Bühne schallenden Musik. Der Auftritt der beiden Hauptpersonen näherte sich dem Ende zu. Das war an der Singerei genau zu hören. Ein schlanker Neger stand auf. Er trug ein Kostüm aus Blättern an seinem Leib. »Kommt!«
Andere folgten ihm. Aber Liz Vacarro blieb noch sitzen. Das wunderte mich, zudem zeigte sie eine gewisse Unruhe, als würde sie auf irgend etwas warten. Auf ein bestimmtes Ereignis, das aber noch nicht eingetreten war.
Als letzte stand sie schließlich auf und gab mir somit eine Chance. Ihre Kollegen bewegten sich bereits auf die Rückseite des Vorhangs zu, wo sich unter anderem zwischen einer Kulisse eine schmale Gasse befand. Auch Liz ging jetzt. Sie drehte sich zum Glück nicht um, sonst hätte sie mich bestimmt gesehen, wie ich mich aus meiner Deckung löste und ihr folgte.
Während sie ging, schüttelte sie noch ihre Beine aus und verschwand schließlich mit einer raschen Drehung in der schmalen Gasse, um wieder aufzutreten.
Ich huschte voran. Möglichst lautlos, denn manchmal machte der Zufall einen Plan zunichte.
Hinter dem Vorhang war es dunkel. Nur von der Bühne drang ein fahler Schein in die Gasse, und der über den Boden quellende Nebel kroch ebenfalls lautlos heran.
Auf mich kam jetzt der schwierigste Teil der Aufgabe zu. Ich musste die Person stellen und zusammen mit ihr versuchen, das Geheimnis des Schädels zu lüften.
Furcht verspürte ich nicht, nur eine ziemlich große Spannung. Keiner der Akteure drehte sich um. Die Tänzer waren damit beschäftigt, sich auf den Auftritt zu konzentrieren. Innerlich bereiteten sie sich darauf vor, hatten leicht geduckte Haltungen angenommen, als wollten sie zu einem Lauf starten.
Ich hörte die Musik und machte mich startbereit. Dumpfer Trommelwirbel und ein klagend klingendes Geigenspiel drangen an meine Ohren. Dann ging alles blitzschnell.
Selbst ich wurde überrascht, als die vorn lauernden Tänzer plötzlich losstürmten und auf die Bühne rannten. Sie waren sehr schnell, und ich hörte, kaum dass sie die Bühne betreten hatten, ihre schrillen Schreie und das Stampfen der Füße.
Die anderen machten sich ebenfalls startbereit.
Ich ging wieder vor und starrte auf den Rücken der Liz Vacarro. Sie hatte den blauen Umhang um ihren Körper gezogen und hielt ihn vor der Brust fest.
Auftritt!
Diesmal überraschte er mich nicht so stark. Als die Tänzer starteten, setzte auch ich mich in Bewegung. Obwohl ich eine weitere Strecke zu überwinden hatte, war ich schneller. Liz wollte sich als zweitletzte auf die Bühne drücken, aber sie ließ einer Kollegin glücklicherweise den Vortritt. Sekunden danach befand ich mich neben ihr. Noch hatte sie mich nicht bemerkt, war voll auf ihren Auftritt
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