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Broken (German Edition)

Broken (German Edition)

Titel: Broken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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als genug, um einen Typen, der es offenbar nicht ertragen konnte, wenn jemand wieder auf die Beine kam, in Rage zu bringen. «Verraten Sie mir, warum Sie sie getötet haben.»
    «Du bist doch so scheißclever, Miss Ex-FBI. Verrat du’s mir.»
    «Ich weiß jedenfalls, wie es sich anfühlt, etwas zu lieben, das dir weh tut», sagte ich und meinte es auch so. Ich dachte an den Drink, den ich jeden Tag haben wollte und mir ausredete. Ich dachte an meinen Exmann Dan in all seiner unsäglich erotischen, toxischen Pracht. Ich dachte auch daran, wie oft ich davor gewarnt worden war, dem Feind meine Schwachstellen zu zeigen. Aber ich musste ihn am Reden halten. «Was war mit Miki? Wie hat sie Sie verletzt?»
    Keine Antwort. Bloß gruseliges, mechanisches Atmen.
    «Eines sollen Sie wissen», sagte ich. «Miki ist nicht bösartig. Sie ist bloß ein bisschen unbedacht. Sie hat Ihnen niemals weh tun wollen. Sie ist nicht wie Fatu.»
    «Nein, stimmt.» Seine Stimme dröhnte wie Löwengebrüll in meinem Ohr. «Sie ist eine andere Sorte Hure. Du kommst zu spät zur Party, Street. Und du bist auch eine Hure.»
    Das Autofenster explodierte. Das Geräusch kam eine Millisekunde später. Pop, pop, pop, pop. Ich warf mich quer über die Sitzbank, während Einschüsse übers Armaturenbrett tanzten.
    Ich tastete nach dem Griff der Beifahrertür, öffnete sie, ließ mich nach draußen rollen und ging hinter dem Wagen in Deckung. Wo war er? Er musste irgendwo oben auf der Straße sein, mit Blick nach unten, ein klarer Vorteil. War er auf der Straße? Oder in einem der Gebäude? Die Highland Avenue war voller Restaurants und wimmelte von Fußgängern. Ich konnte unmöglich das Feuer erwidern.
    Ich kroch zur Vorderseite meines Wagens. Die anderthalb Meter hohe Betonmauer der ehemaligen Laderampe lag hinter meinem Rücken.
    Pop, pop, pop. Kugeln bohrten sich in warmen Asphalt, schwirrten um meinen Wagen herum.
    Ich brauchte bessere Deckung. Er konnte sich bewegen. Ich nicht. Ich wollte nicht reglos in der Falle hocken bleiben. Ich schaute nach rechts. Bis zu den Metallstufen waren es fünf Meter. Es kam mir vor wie eine Meile. Ich würde es niemals schaffen.
    Pop.
    Meine Bürotür ging auf. Ich riss den Kopf herum. «Neil. Nein!»
    Wieder machte es zweimal Pop. Ich sah, wie Neil herumgerissen wurde, sah seinen Körper zu Boden gehen. Die S&W-9-mm hat siebzehn Schuss. Wie viele Patronen hatte er schon verbraucht? Verdammt.
    Neil lag halb im Gebäude, halb draußen. Sein Kopf und seine Schulter waren ungeschützt. Ich musste zu ihm.
    Ich streifte meine Schuhe ab, setzte einen nackten Fuß auf den vorderen Kotflügel und katapultierte mich nach oben auf die Rampe. Dann rannte ich im Zickzack über den Beton, ein seltsames, furchterregendes Ballett im Stakkato-Rhythmus einer Halbautomatik-Salve.
    Pop, pop, pop, pop, pop.
    Ich schlitterte mit den Füßen voraus in die halb offene Tür, packte Neil an den Armen und zog ihn hinein, knallte die Tür zu und verschloss sie. Das Blut rauschte mir so laut in den Ohren, dass es klang, als hätte ich die Darth-Vader-Maske auf. Acht Monate war es her, seit Rauser angeschossen worden war, seit eine Kugel ihn traf, während ich ihn in den Armen hielt. Dreißig Jahre, seit meine Großeltern ermordet wurden. Her mit dem Geld, Alter. Die Zeit ist ein tolles Narkotikum, war mir gesagt worden. Doch sie hatte die Erinnerungen nie betäubt.
    Ich wählte den Polizeinotruf, verwählte mich zweimal. Mir zitterten die Hände. An meiner Eingangstür war Blut. Neils Blut. Und Schleifspuren, wo ich ihn hereingezogen hatte. Ich fiel auf die Knie und sah nach seinem Kopf und seinem Hals, rief seinen Namen. Ich entdeckte die Wunde an seinem Oberschenkel. Er blutete wie verrückt. Ich griff nach seinem Gürtel, riss ihn aus den Schlaufen und zog ihn oberhalb der Wunde fest.
    Eine Bandansage sprang an und bat mich, in der Leitung zu bleiben oder später wieder anzurufen. Das soll wohl ein Witz sein. Die lasche Art, wie in Atlanta auf Notrufe reagiert wurde, war in der Öffentlichkeit so heftig kritisiert worden, dass man erst kürzlich den Leiter der Notrufzentrale und etliche Mitarbeiter gefeuert hatte. Ich fluchte.
    «Neil.» Ich berührte sein Gesicht. «Es kommt alles in Ordnung.» Seine Augenlider hoben sich schwach, ließen fahle, wässrige Augen sehen. Ich drückte die Wahlwiederholungstaste. «Alles wird gut. Kannst du mich hören?»
    Eine ruhige männliche Stimme meldete sich. «Notrufzentrale, warum und von wo rufen Sie

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