Brown, Dale - Feuerflug
Fla-Lenkwaffen abgeschossen worden. Patrick betätigte die Zoomfunktion, bis das Fadenkreuz über einem der noch vollen Raketenbehälter lag. Das Bild war weniger klar als die vorigen – es war unscharf und schwankte flimmernd. Für die adaptive Optik war es offenbar schwieriger, ein Bodenziel durch die Atmosphäre hindurch zu erfassen, als in der Luft waagrecht oder nach oben zu zielen.
»Los, Baby, zeig uns, was du kannst«, sagte Patrick. Dem Computer befahl er: »Ziel angreifen.«
»Angriffsbefehl erhalten«, bestätigte der Computer.
»Dragon einsetzen.«
»Laser einsetzen ... Laser schießt.«
Diesmal war das Ergebnis jedoch enttäuschend. Das Zielkreuz lag über einem Raketenbehälter, und der Laser arbeitete mit höchster Leistung, aber das Ziel zeigte keine Wirkung. Patrick ließ den Laser volle zehn Sekunden lang eingeschaltet, bevor er den Angriff abbrach. »Der Raketenbehälter ist nicht hochgegangen. Die Leistung reicht nicht aus, um aus dieser Entfernung durch die Atmosphäre nach unten zu schießen.«
»Schlag jetzt bitte nicht vor, näher ranzugehen.«
»Keine Sorge – wir sind nahe genug dran, glaube ich. Aber wir müssen uns irgendwas zur Leistungssteigerung des Systems einfallen lassen.«
»Du bist enttäuscht, weil dein großer Laser nicht aus jedem Ziel in Sicht Hackfleisch machen konnte? Pech, mein Lieber«, sagte Franken scherzhaft. »Können wir den Test jetzt beenden und heimfliegen, bevor sie uns mit ihren restlichen Lenkwaffen angreifen?«
»Einverstanden, AC. Test beendet«, sagte Patrick nach einem Seufzer der Erleichterung. Er rief im Navigationscomputer den Ausgangspunkt für ihre Luftbetankung auf und legte eine Route fest, die sie auf dem kürzesten Weg aus dem libyschen Luftraum bringen würde. »Kurs wird angezeigt. Ab nach Hause!«
Al-Ashar-Moschee, Kairo Zur gleichen Zeit
Die Al-Ashar-Moschee und -Universität war die älteste Universität der Welt, ein feierliches und schönes Ensemble im islamischen Viertel von Kairo. Muslimische Studenten aus aller Welt kamen hierher, um den Koran zu studieren und Vorlesungen der berühmtesten islamischen Gelehrten zu hören. Alle ägyptischen Geistlichen mussten hier studieren, manche bis zu fünfzehn Jahre lang, stets nach der traditionellen sokratischen Methode – ein Lehrer und seine Schüler, ein ständiger Wechsel von Frage und Antwort, bis alle der Überzeugung waren, es sei Zeit, zur nächsten Lektion fortzuschreiten.
Der eineinhalb Hektar große Komplex stellte ein Konglomerat aus frühislamischer, mameluckischer und türkischer Architektur dar, in dem sich seine bewegte Geschichte widerspiegelte. Ende Juni jedes Jahres war die Al-Ashar auch der Mittelpunkt internationaler Feiern zum Geburtstag des Propheten Mohammed. Islamische Gelehrte und Führungspersönlichkeiten aus aller Welt versammelten sich dort zu einem die ganze Nacht hindurch stattfindenden Mulid – einer Gebetsversammlung –, um Geschichten zu erzählen, Reden zu halten, zu lehren und zu predigen.
Die Gäste versammelten sich in der Medrese mit dem Grab von Amir Atbugha, einer großen Halle im Bereich hinter der Pforte der Barbiere, in der die berühmte Manuskriptsammlung der Universität aufbewahrt wurde. Den Gästen wurden Tee und Wasser serviert – auch für Nichtmuslime gab es keinen Alkohol –, und sie konnten sich aus einem reichhaltigen Angebot köstlicher Mezze-Appetithäppchen bedienen, während sie über Politik, Religion und muslimisches Leben sprachen, seltene Manuskripte in Augenschein nahmen und darauf warteten, dass die Feierlichkeiten begannen.
General Tahir Fazani, der Chef des Generalstabs des Vereinigten Königreichs Libyen, wartete in diskreter Entfernung von den versammelten Staatsoberhäuptern. Dies war eine Zeit des Gebets und des Nachdenkens, daher durfte er seinen Präsidenten nicht zuerst ansprechen. Also zügelte er seine Ungeduld, blieb in den Schatten, erweckte den Eindruck, als bete er oder sei nur still in Gedanken versunken, und wartete darauf, dass sein Präsident zu ihm kam. Fazani, der aus einer alten Berufsoffiziersfamilie stammte, hatte die letzten zwanzig Jahre hauptsächlich in Russland, Syrien und China verbracht, wo er Militärtechnologie und moderne Kriegführung studiert hatte und so vor Oberst Muammar Gaddhafi, dem vorigen libyschen Diktator, sicher gewesen war. Er war ein politischer Überlebenskünstler – er wusste genau, wann er sich Gehör verschaffen und wann er wie jetzt im Hintergrund bleiben
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