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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Amerikaner können es nicht wagen, einen Krieg anzufangen, der sie unsere Wirtschaftshilfe kosten würde. Ihre Flugzeugträger sind nicht in Position, um gegen uns losschlagen zu können. Warum nicht? Weil sie unsere wirtschaftliche Macht und einen unpopulären und kostspieligen Krieg um eine Provinz fürchten, die ihnen gleichgültig ist - Taiwan. Die Vereinigten Staaten wünschen die Wiedervereinigung Chinas. Sie wollen kein geteiltes China, denn sie haben bei ähnlichen Konflikten in Asien bereits zwei Niederlagen erlitten - in Korea und in Vietnam. Dort haben sie für Staaten gekämpft, die sich nichts aus Amerika machen, und sich blutige Nasen geholt. Sie werden nicht für Taiwan kämpfen.«
    Jiang sah alle am Tisch Sitzenden zustimmend nicken - nur Admiral Sun nicht. Der Schwarze Tiger war stets der eifrigste und wortgewaltigste Verfechter eines Kampfes um die Vorherrschaft Asiens gewesen, aber während jetzt über die Umrisse eines Schlachtplans gesprochen wurde, schwieg er. Aber Jiang glaubte auch nicht, dass Sun gekränkt oder beleidigt war, weil der General ihn vorhin zurechtgewiesen hatte.
    Dann wurde Jiang verblüfft klar, dass Admiral Sun es tatsächlich wagte, mitten in einer Sitzung des Zentralen Militärausschusses anderer Meinung als sein Vorgesetzter zu sein! Sun verhielt sich vorerst noch ruhig: Er schlug die Augen nicht nieder, erwiderte aber auch Chins mörderische Blick nicht. Zur Überraschung der Anwesenden wandte Jiang sich an den jüngsten anwesenden Offizier und fragte: »Genosse Sun, stimmen Sie General Chins Einschätzung zu?«
    Sun erhob sich langsam, was ihm die Aufmerksamkeit aller sicherte, und verbeugte sich vor dem Obersten Führer. »Genosse Jiang, Sun-tzu lehrt uns, dass Unbesiegbarkeit in uns selbst und Besiegbarkeit im Feind liegt. In dieser Beziehung stimme ich General Chin zu: Wir müssen Taiwan rasch zurückerobern, alle Kuomintang-Verbrecher festsetzen und die Insel mit unseren besten Land-, Seeund Luftstreitkräften sichern. Aber bei allem Respekt bin ich in Bezug auf einen Angriff auf Quemoy oder die Reaktion der Amerikaner anderer Meinung als General Chin.«
    »Oh? Das müssen Sie uns erklären, Genosse AdmiraL« »Genosse Chin hat völlig Recht: Die amerikanischen Kapitalisten und ihre speziellen Interessen bestimmen die Richtlinien der amerikanischen Politik«, fuhr Sun fort. »Die US-Regierung hält sich aus dem Südchinesischen Meer heraus, weil amerikanische Firmen am Betrieb der Bohrinseln verdienen; sie macht nicht gemeinsame Sache mit den Nationalisten, weil es in ihrem wirtschaftlichen Interesse liegt, sich auf unsere Seite zu stellen.
    Beschießen wir jedoch Quemoy oder Taiwan und erschießen die Führungsspitze der Nationalisten oder setzen sie gefangen, provozieren wir Vergeltungsmaßnahmen der amerikanischen Regierung und ihrer Streitkräfte. Und so gewaltig die Volksbefreiungsarmee auch ist, kann sie den starken, entschlossenen, effizienten amerikanischen Streitkräften nicht lange widerstehen. Das hat schon Admiral Yin Po L'un, mein ehemaliger Vorgesetzter, der auf Befehl von General Chin handelte, vor den Philippinen erkennen müssen.
    Meiner Ansicht nach können die nationalistischen Kräfte auf Quemoy einer Blockade, einer Beschießung und sogar einer regelrechten Invasion mühelos so lange widerstehen, bis die Vereinigten Staaten einen Gegenangriff organisiert haben«, fuhr Sun fort. »Unterdessen hätte unser Land die gesamte Weltöffentlichkeit gegen sich. So würden wir eine zweifache Niederlage erleiden.«
    General Chin schien kurz vor einer Explosion zu stehen; die anderen Generale waren sichtlich unruhig, aber doch so interessiert, dass sie noch mehr hören wollten, bevor sie dem jungen Frechdachs die Sterne von den Schulterklappen rissen. Diese Kühnheit!, dachte Jiang bewundernd. Der Mann hat Mut! Dabei konnte Sun in wenigen Stunden tot sein, denn nach dieser Disziplinlosigkeit würde Chin niemals zulassen, dass Sun weiter in seinem Stab blieb, und Jiang wusste recht gut, dass Chins Schergen dafür sorgen konnten, dass Sun einen bedauerlichen, nie geklärten »Unfall« erlitt. Jetzt polterte Chin los: »Ich befehle Ihnen, diesen Raum zu verlassen und sich in Ihrer Unterkunft aufzuhalten, bis...«
    Jiang hob eine Hand. »Ich möchte, dass der junge Admiral fortfährt«, sagte er und nickte Sun zu, er solle weitersprechen. Chin fuhr zusammen, als sei er geohrfeigt worden — er rieb sich sogar das Gesicht, als spüre er den Schlag noch. Der

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