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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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fort. »Während ich in meinem Bett geschlafen habe. Du hast mich gefoltert.« Er starrte mir in die Augen. »Du jagst mir Angst ein, Andy. Und das durfte nicht passieren.«
    »Ich schwöre…«
    »Ich weiß – du wirst mich nie wieder jagen. Andy, Menschen, die wissen, dass ihr Tod kurz bevorsteht, erzählen alles Mögliche. Einmal habe ich einen Typen aufgeschlitzt, der mir dabei erzählt hat, dass er früher von seinem Großvater vergewaltigt worden ist. Sprudelte einfach so raus aus ihm zwischen den Schreien, als ob das irgendwas hätte ändern können.« Er lachte betrübt. »Wirst du mit mir reden, während ich dich aufschlitze? Nein, ich wette, du gehörst zu denen, die einfach nur schreien.«
    Orson stieg von seinem Hocker herab. Die größte Kerze in der Scheune war rot, ein nach Zimt duftender Wachszylinder von der Größe einer Suppendose. Sie stand in dem Regal neben der hinteren Tür und er hielt die Messerklinge über die Flamme und zog die Pistole aus dem Hosenbund.
    »Such dir ein Knie aus«, sagte er.
    »Warum?«
    »Verstümmelung. Folter. Tod. In dieser Reihenfolge. Es geht jetzt los. Such dir ein Knie aus.«
    Mich überkam eine außergewöhnliche Ruhe. Du wirst mir nicht wehtun. Ich stand auf und suchte seinen Blick, um die unumstößliche Liebe zu erflehen, auf die wir Anspruch hatten.
    »Orson. Lass uns reden…«
    Ein Hohlspitzgeschoss bohrte sich in das Fleisch meiner linken Schulter. Ich ging in die Knie, Blut spritzte auf die Plastikplane. Ich roch Schießpulver. Ich roch Blut. Ich verlor das Bewusstsein.
     
    Auf dem Rücken liegend starrte ich von der Plastikplane hinauf ins Gebälk, wobei meine Hände immer noch mit den Handschellen auf dem Rücken gefesselt waren. Ich versuchte, meine Füße zu bewegen, doch sie waren mit einem dicken Seil zusammengebunden. Einhundertfünfundachtzig Pfund krachten auf meine Rippen und ich stöhnte.
    Orson hatte sich rittlings auf mich gesetzt und nahm das Messer von der roten Kerze, deren Wachs inzwischen auf die Plastikplane tropfte. Die Karbonstahlklinge glühte wie flüssige Lava, das Metall rauchte.
    Ich trug ein T-Shirt, ein Sweatshirt und einen schäbigen burgunderfarbenen Pullover. Die Messerklinge fuhr durch alle Kleidungsschichten von der Taille bis zur Kehle, als wären sie aus hauchdünnem Papier. Orson riss den Stoff auseinander und legte meine Brust frei. Die von den Kerzen in der eisigen Scheune erzeugte Luftbewegung bewegte meine Brusthaare ganz leicht hin und her. Trotz meines klopfenden Herzens meinte ich ein Geräusch in der Wüste zu hören, ein entferntes Summen, so als flöge eine Mücke hinter meinem Ohr herum.
    »Wow! Sieh mal an, wie schnell dein Herz schlägt«, sagte Orson und legte eine Hand auf meine zitternde Brust. Er klopfte mein Brustbein ab. »Ich werde das jetzt durchsägen. Bist du aufgeregt?«
    Als die Messerspitze meine linke Brustwarze berührte, biss ich die Zähne zusammen und spannte jeden einzelnen Muskel an, so als könnte diese Spannung das Eindringen der glühenden Klinge verhindern.
    »Ganz ruhig«, sagte er. »Ich möchte, dass du dich entspannst. Es tut sonst noch mehr weh.« Orson führte die Klinge von der Brustwarze aus fünf Zentimeter nach links und ließ sie drei Millimeter tief eindringen. Das Metall war unmenschlich kalt, und ich zitterte, während ich zusah, wie er mit dem Messer einen zehn Zentimeter großen, ungleichmäßigen Kreis zog. In meinem Nabel sammelte sich Blut, und Orson sprach zu mir, während er meine Haut aufschlitzte. Seine Stimme strahlte eine psychotische Ruhe aus.
    »Dein Herz liegt zu zwei Dritteln links vom Sternum. Daher markiere ich mir erst die Stelle, an der ich hinterher arbeiten will.« Er seufzte. »Ich hätte es dir beigebracht, weißt du? An jemand anderem. Sieh dir das an.« Er hielt mir die Messerspitze so vor das Auge, dass ich sehen konnte, wie mein Blut auf der bernsteinfarbenen Klinge verglühte. »Ich weiß, dass du jetzt noch nichts spürst«, erklärte er. »Das ist die Kraft des Adrenalins. Deine Schmerzrezeptoren sind blockiert.« Er lächelte. »Aber das wird nicht mehr lange so gehen. Das Adrenalin kann nur ein gewisses Maß an Schmerz unterdrücken.«
    »Orson«, flehte ich, den Tränen nah. »Was ist mit dem Geschenk?«
    Er schaute verwirrt auf mich herab, doch dann erinnerte er sich. »Ach ja, das Geschenk. Du neugieriger Kerl!« Er legte seine Lippen an mein Ohr. »Willard war das Geschenk.«
    Er drückte seine linke Hand gegen meine Stirn und

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