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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Amarillo – unwirklich geworden, ein Mangel an Substanz. Ein Kontinent voll zusammengedrückter Gesichter und kleingeistiger Seelen liegt dort hinten. Fünfzig Millionen Fälle von regelmäßigen Menstruationskrämpfen erbeben im Osten, es gibt nichts, was uns gleichgültiger wäre. Eine Seuche von pubertären Ejakulationen verbreitet sich über die großen Metropolen. Alle männlichen Heterosexuellen über siebzehn Jahren in Ohio, Pennsylvania, Michigan und Tennessee sind von einem Ausbruch blutsturzartiger Hämorrhoiden dahingerafft worden, und Oliver fährt immer weiter und schert sich einen Dreck um alles.
    Ich mag diesen Teil des Landes. Er ist offen, ohne Ballungen, fast wagnerisch und hat einen angenehmen Western- und Lager-Touch an sich: Man sieht die Männer mit den zusammengebundenen Schlipsen und den Riesenhüten, man sieht die Indianer, die in Türeingängen schlafen, man sieht das Unterholz, wie es die Abhänge bedeckt, und man weiß genau, das ist richtig so, alles ist so, wie es sein soll. Damals, im Sommer als ich achtzehn war, hielt ich mich oft in Santa Fé auf und lebte mit einem verträglichen, wettergegerbten, sonnenverbrannten Händler um die Vierzig zusammen, der indianische Artefakte verkaufte. Er war ein Mitglied der homophilen Internationale, ein Funktionär mit Karte der internationalen Pervo-Devo-Verschwörung. Man sagt, daß schon etwas Besonderes geschehen muß, bis einer von ihnen sich offenbart. Aber in seinem Fall bedurfte es keiner großen Anstrengung: Er lispelte, sprach mit besonderem Akzent, er war eben eine Tunte. Neben manch anderem brachte er mir das Autofahren bei. Den ganzen August über ging ich für ihn auf Tour und suchte seine Lieferanten auf; er kaufte alte Töpfe zu fünf Dollar auf und verkaufte sie für fünfzig an Antiquitäten suchende Touristen weiter. Immer auf der Hut und schnell wieder verschwunden. Vereinzelt unternahm ich auch bedrohliche Fahrten, spürte vom Ellenbogen an den Arm nicht mehr, fuhr nach Bernalillo, bis nach Farmington, bis ins Rio-Puerco-Land, sogar eine ausgedehnte Expedition raus zu den Hopi, zu allen möglichen Plätzen, wo die Fahrer ungeachtet der örtlichen Gebäudeschutz-Vorschriften ihre Beutezüge durch noch nicht ausgegrabene, verfallene Pueblos machen und verkäufliche Waren herausfischen. Auch traf ich auf eine Menge Indianer, von denen viele (Überraschung!) schwul waren. Ich erinnere mich gern an einen wirklich tollen Navajo. Und an einen protzigen Tao, der, nachdem er einmal meine Vertrauenswürdigkeit erkannt hatte, mich in eine Kiwa hinunterführte und mich dort in einige Geheimnisse seines Stammes einweihte. Er vermittelte mir ethnographische Daten, für die mancher Gelehrte zweifellos seine Vorhaut hergegeben hätte. Eine interessante Erfahrung. Wirklich super. Ich meine, ich will damit der Welt sagen, daß nicht nur das Arschloch sich weitet, wenn man schwul ist.
    Heute nachmittag gab es Ärger mit Oliver. Ich fuhr, irgendwo auf der 25 zwischen Belen und Socorro, und fühlte mich leicht und vergnügt, denn jetzt war ich der Herr des Autos und nicht nur irgendein Teil des Getriebes. Eine halbe Meile vor mir entdeckte ich eine Gestalt, die auf unserer Straßenseite entlangwanderte, wahrscheinlich ein Anhalter. Rein instinktiv verlangsamte ich die Fahrt. Tatsächlich, ein Anhalter, mehr noch, ein Hippie, einer, der aus dem Jahr 1967 übriggeblieben war, mit schäbigem Haar, einer Fellweste auf nackter Brust, einem Stars-and-Stripes-Flicken am Gesäß seiner Röhrenjeans, einem Rucksack, ohne Schuhe. Wahrscheinlich wollte er zu einer der Wüstenkommunen und wanderte zu Fuß und allein von nirgendwo nach nirgendwo. Nun, in einem gewissen Sinn waren wir ja ebenfalls zu einer Kommune unterwegs, und ich dachte mir, wir könnten ihn ein Stück mitnehmen. Ich bremste und brachte den Wagen beinahe zum Stehen. Er sah auf, erwartete irgendeinen Wahnsinnsakt – er hatte wohl einmal zu oft Easy Rider gesehen – und war gefaßt auf den Gewehrschuß eines guten Amerikaners. Aber die Angst verschwand aus seinem Gesicht, als er entdeckte, daß wir auch Jugendliche waren. Er grinste, hatte Lücken zwischen den Zähnen, und ich konnte in Gedanken schon die gemurmelten, anerkennenden Höflichkeiten hören, wie etwa: ‚Wow, is’ aber scharf von dir, Mann, mich aufzulesen, weißte, is’ n langer Weg, eh, die Typen hier wollen dir nicht helfen, kennste doch, Mann’, als Oliver schlicht meinte: „Nein.“
    „Nein?“
    „Fahr

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