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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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befehlen –, in einem der Motels der Stadt abzusteigen. „Verbringen Sie einen wunderbaren Urlaub im Tal der Sonne.“ Die Sonne brannte hier bereits am späten Nachmittag auf uns nieder. Unverrückbar hing sie über der Windschutzscheibe und schleuderte rotgoldene Pfeile in unsere Augen. Oliver fuhr wie ein Roboter, setzte eine glitzernde Sonnenbrille mit silbernem Gestell auf und machte weiter. Wir rasten durch eine Stadt, die Miami hieß. Kein Strand und keine Weiber im Nerz. Der Himmel war jetzt purpurn und rosa von Rauch, den die Schornsteine ausstießen. Die Luft roch nach Auschwitz. Was wurde hier nur verbrannt? Kurz vor der eigentlichen Stadt entdeckten wir den riesigen grauen Wall einer stillgelegten Kupfermine, der wie ein Schlachtschiff aussah; ein großer Hügel, aufgeschüttet aus dem Abraum vieler Jahre. Gegenüber davon, auf der anderen Seite des Highways, stand ein riesiges, protziges Motel, wahrscheinlich für diejenigen erbaut, die scharf darauf sind, die Vergewaltigung des Erdbodens aus nächster Nähe bewundern zu können. Hier wird Mutter Natur kremiert. Angeekelt rasten wir weiter, durch unbesiedeltes Land. Saguaro, Palo Verde, Ocotillo. Wir rauschten durch einen langen Gebirgstunnel. Verloren das unbewohnte Land. Die Schatten wurden länger. Hitze, Hitze, Hitze. Und dann ganz plötzlich die Tentakel städtischen Lebens, die sich vom immer noch entfernten Phoenix aus erstreckten: Vorstädte, Einkaufszentren, Tankstellen, Verkaufsbuden mit indianischen Souvenirs, Motels, Neonlicht, Imbißstuben, die Tacos, Vanillesoße, Hot Dogs, Brathähnchen und Roastbeef-Sandwiches anbieten. Oliver ließ sich zum Anhalten überreden, und wir genehmigten uns Tacos unter unheimlichen gelben Straßenlampen. Und weiter. Graue Klötze von immensen, fensterlosen Behördengebäuden flankieren die Straße. Hier ist das Geld zu Hause, hier wohnt der Überfluß. Ich war Fremder in einem fremdartigen Land, ein armer, verwirrter, entfremdeter Jid von der Upper West Side, der an Kakteen und Palmen vorbeihuschte. So weit weg von zu Hause. Diese flachen Ansiedlungen, diese glitzernden einstöckigen Bankgebäude aus grünem Glas und mit psychedelischen Plastikzeichen. Pastellfarbene Häuser mit grünem und rosafarbenem Stuck. Ein Land, in dem Schnee unbekannt ist. Amerikanische Flaggen flattern. Friß es oder hau ab, Kerl! Hauptstraße, Mesas, Arizona. Die Testfarm der Universität von Arizona liegt direkt am Highway. Weit entfernte Berge leuchten in der blauen Dämmerung. Jetzt befinden wir uns auf dem Apache Boulevard in der Stadt Tempe. Räder quietschen, eine Kurve. Und unvermittelt sind wir in der Wüste. Keine Straßen, keine Plakattafeln, nichts: Niemandsland. Dunkle, klumpige Formen zu unserer Linken: Hügel und Berge. Weit vorn Mastlichter. Nach wenigen weiteren Minuten endet das Ödland; wir haben Tempe verlassen, Phoenix erreicht und befinden uns jetzt auf der Van-Buren-Straße. Geschäfte, Häuser, Motels. „Fahr weiter, bis wir im Zentrum sind“, sagte Timothy. Anscheinend besitzt seine Familie eine größere Beteiligung an einem der Motels in der City; dort wollen wir absteigen. Noch zehn Minuten Fahrt durch eine Gegend voller Secondhand-Buchläden und Mietgaragen (fünf Dollar die Nacht), dann sind wir in der City. Wolkenkratzer, zehn oder zwölf Stockwerke: Banken, ein Zeitungshaus, große Hotels. Die Hitze ist unglaublich, fast vierzig Grad. Jetzt haben wir erst Ende März; wie mag das Wetter erst im August sein? Hier steht unser Motel. Vor dem Eingang eine Kamelstatue. Eine große Palme. Eine enge, wenig freizügige Eingangshalle. Timothy meldet uns an. Wir nehmen eine Suite. Hinten, zweiter Stock. Ein Swimmingpool. „Wer hat Lust zu schwimmen?“ fragte Ned. „Und danach ein mexikanisches Abendessen“, sagte Oliver. Unsere Gehirne quellen über. Immerhin sind wir jetzt in Phoenix. Haben fast unser Ziel erreicht. Morgen schwärmen wir nach Norden aus, um die Zufluchtsstätte der Hüter der Schädel zu finden.
    Jahre scheinen seit dem Beginn unserer Unternehmung vergangen zu sein. Der kurze, unauffällige, zufällig entdeckte Hinweis in der Sonntagszeitung. Ein „Kloster“ in der Wüste, nicht weit von Phoenix entfernt, wo zwölf oder fünfzehn „Mönche“ eine sehr eigene Form sogenannten Christentums praktizieren. „Sie kamen vor ungefähr zwanzig Jahren aus Mexico, und man nimmt an, daß sie zur Zeit von Cortez aus Spanien nach Mexico gekommen sind.
    Sie versorgen sich selbst, bleiben lieber

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