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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sind, scheint jetzt so weit zurückzuliegen wie die Dinosaurier. Ich weiß jetzt (Woher weiß ich das? Wieso kann ich so etwas sagen?), daß das, was wir im Ödland Arizonas zu finden hoffen, wahr ist, und daß wir, wenn wir nur standhaft bleiben, dafür mit dem belohnt werden, was wir erstreben. Oliver weiß das auch. Eine unheimliche, verrückte Beharrlichkeit ist in den letzten paar Tagen in ihm erwacht. Natürlich steckte diese Tendenz zur Zwangsvorstellung schon immer in ihm, aber er hat zunächst einmal gut daran getan, sie zu verbergen. Jetzt sitzt er zehn bis zwölf Stunden täglich am Steuer, muß gewaltsam am Weiterfahren gehindert werden und macht nur allzu deutlich, daß ihm nichts wichtiger ist, als unser Ziel zu erreichen und uns den Vorschriften der Hüter der Schädel zu unterwerfen. Sogar unsere ungläubigen Thomasse finden ihren Glauben wieder. Ned treibt zwischen völliger Zustimmung und totaler Ablehnung hin und her, wie immer. Und oft genug bezieht er beide Positionen gleichzeitig; er verhöhnt uns, stichelt uns, und trotzdem studiert er Landkarten und Entfernungsangaben, als hätte ihn ebenso die Ungeduld gepackt. Ned ist der einzige Mensch, den ich kenne, der fähig ist, einen Morgengottesdienst zu besuchen und um Mitternacht eine Schwarze Messe, und der trotzdem keinen Widersinn darin sieht, seine Sympathien auf beide Messen gleich zu verteilen. Timothy bleibt weiterhin neutral, der brillante Spötter, er verwahrt sich dagegen, daß er seine entrückten Freunde nur verarscht, indem er an dieser Pilgerfahrt teilnimmt – aber wieviel von seinem Gehabe mag nur Oberfläche sein, ist Zurschaustellung aristokratischer Gelassenheit? Wahrscheinlich mehr, als man ahnt, glaube ich. Timothy hat weniger Anlaß als der Rest von uns, metaphysischen Lebensverlängerungen nachzulaufen, denn sein eigenes Leben bietet ihm, so wie es jetzt eingerichtet ist, eine unbegrenzte Anzahl von Möglichkeiten – seine finanziellen Quellen bieten ihm genau das, was man von ihnen erwartet. Aber Geld ist nicht alles, und man kann damit auch nicht die Lebenserwartung von siebzig Jahren überschreiten, selbst wenn man Fort Knox geerbt hat. Ihn lockt die Vision vom Haus der Schädel, glaube ich. Er ist scharf darauf.
    Sobald wir unser Ziel erreichen, morgen oder übermorgen, werden wir, so glaube ich, zu der zusammenstehenden Vierergemeinschaft verwachsen sein, die das Buch der Schädel einen Fruchtboden nennt, was soviel wie eine Gruppe von Kandidaten bedeutet. Ich hoffe es jedenfalls. War doch im letzten Jahr – oder? –, als soviel Wind über diese Studenten aus dem Mittelwesten gemacht wurde, die einen Selbstmordbund geschlossen hatten? Ja. Ein Fruchtboden kann als philosophische Antithese zum Selbstmordbund angesehen werden. Beide stellen eine Manifestation von Fremdartigkeit gegenüber der gegenwärtigen Gesellschaft dar. Ich verabscheue die Ekelhaftigkeit eurer Welt ganz und gar, sagte das Mitglied des Selbstmordbundes; deshalb entscheide ich mich für den Tod. Ich verabscheue die Ekelhaftigkeit eurer Welt ganz und gar, sagt das Mitglied des Fruchtbodens; deshalb entscheide ich mich, nie zu sterben, in der Hoffnung, einmal bessere Zeiten zu sehen.

 
17. KAPITEL
Ned
     
    Albuquerque: eine düstere Stadt, meilenweit Vororte, eine endlose Kette von grellen Motels entlang der Route 66, eine armselige, billige, touristische alte Stadt am Arsch der Welt. Wenn schon als Tourist in den Westen, dann bitte schön lieber Santa Fé mit seinen Luftziegel-Geschäften, seinen hübschen Häusern auf den Hügeln, seinen paar wirklichen Überresten aus der vergangenen spanischen Kolonialzeit. Aber dahin fahren wir gar nicht. Hier verlassen wir die Route 66 schließlich und fahren Richtung Süden auf der 85 und der 25 bis fast an die mexikanische Grenze weiter, bis Las Cruces, wo wir auf die Route 70 wechseln, die uns direkt nach Phoenix bringt. Wie lange sind wir jetzt schon gefahren? Zwei Tage, drei, vier? Ich komme mit der Zeitrechnung nicht mehr klar. Stundenlang sitze ich hier und sehe Oliver beim Fahren zu. Gelegentlich fahre ich auch selbst, oder Timothy springt ein. Die Räder stoßen an meine Seele, der Vergaser schießt in meinen Bauch, die Grenze zwischen Fahrgast und Fahrzeug verwischt. Wir sind alle Teil dieses nach Westen rollenden, schnaubenden Monstrums geworden. Amerika breitet sich hinter uns vergast aus. Chikago ist jetzt nur noch eine Erinnerung, St. Louis nur ein schlechter Traum. Joplin, Springfield, Tulsa,

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