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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eigenes Feld, weshalb dann zu uns kommen? Ich sehe: Weil das
Licht Euch floh. Dabei immerhin könnten meine Brüder Euch beraten. Doch nicht
heute, nicht, nicht jetzt. Ein andermal. Ein andermal.«
    Â»Verzeiht meine Aufdringlichkeit«, konnte Eljazokad noch verwirrt
hervorstoßen, dann wucherte die Tür zu wie ein Dornengestrüpp und drängte ihn
nach draußen, zerkratzt und mit angerissener Kleidung. Er fühlte sich
vergiftet, wie vom Speichel der Spinnenbrut auf der Reise nach Tyrngan. Er
stützte sich ab an der dunklen Wand der Hütte, die wie Watte war. Dann setzte
er sich keuchend hin in schweres Wasser, verlor kurz das Bewußtsein, schlug
nach zwei oder drei Sandstrichen die Augen wieder auf und wußte, warum die
Warchaimer die Dreimagier mieden und weshalb Magier so oft den Ruf hatten,
verschroben, willkürlich und gefährlich zu sein.
    Er tastete sich durchs nächtliche Warchaim zurück zum Haus des Mammuts , und das Gelächter von Betrunkenen gellte
in seinen Ohren wie der Hammer eines Schmiedes.
    In dieser Nacht, als sie bei Landwein und Fladenbrot
Ratschlag hielten über ihre Lage und wie Rodraeg am besten zu helfen war, fiel
zum ersten Mal wieder der Name, den sie bislang vermieden hatten.
    Hellas Borgondi.
    Mammut deserteur.
    Verräter.
    Bestar und Eljazokad hatten keine Ahnung, was eigentlich genau
vorgefallen war, aus welchem Grund Hellas, der ihnen allen ein treuer und
wertvoller Kampfgefährte gewesen war in Terrek, in Wandry und auch auf der
gesamten Zeptermission, Rodraeg mit einem tödlichen Pfeil niedergestreckt
hatte. Keiner von ihnen war dabeigewesen. Bestar hatte nur Rodraeg am Boden
liegen sehen mit dem Pfeil in der Brust. Eljazokad war erst dazugekommen,
nachdem Hellas auch Bestar mit Pfeilen zu Fall gebracht hatte.
    Â»Er hätte dich ebenfalls erschießen können«, verteidigte Eljazokad
den Bogenschützen gegenüber dem immer noch aufgebrachten Klippenwälder. »Aber
er hat es nicht getan. Irgend etwas muß vorgefallen sein zwischen ihm und
Rodraeg. Etwas Schreckliches.«
    Â»Unsinn!« schrie Bestar, der dem Wein schon kräftig zugesprochen
hatte. »Als ob Rodraeg jemanden so reizen könnte, daß man ihn dafür erschießen
muß! Wir reden hier über Rodraeg, Mann. Rodraeg!«
    Â»Vielleicht war es die Kopfwunde«, versuchte Cajin zu vermitteln.
»Ihr habt erzählt, daß Hellas vom Hieb eines Schemenreiters schwer am Kopf
getroffen wurde. So etwas kann einen Menschen verändern.«
    Â»Er war schon immer ein Arschloch«, grollte Bestar. »Die weißen
Haare – unheimlich wie der leibhaftige Tod. Und nichts konnte ihn jemals rühren.
Die Wale haben ihn kaltgelassen. Migals Weggehen. Naenns Schwangerschaft. Ins
Theater ist er auch nicht mitgekommen. Immer für sich. Immer kalt.«
    Â»Das stimmt nicht«, widersprach Eljazokad erneut. »Wir haben ihn
toben gesehen. In der Höhle des Alten Königs , nachdem
er mit seinen Erinnerungen konfrontiert worden war.«
    Â»Schmerzen und Leid«, sagte Naenn. Sie trank mit Minze versetztes
Wasser, wegen ihres Kindes. »Manche Menschen … können ihr Leid nur mitteilen,
indem sie es anderen zufügen. Vielleicht hätte Rodraeg sich gerne erschießen
lassen, wenn er damit nur Hellas hätte helfen können.«
    Später, in ihrem Bett neben seinem liegend, dachte Naenn
wieder nach über Rodraeg. Sie wußte jetzt, daß er sie liebte. Sie wußte das
besser, als es ihm selbst klar war, denn er hatte das Licht in seinem Inneren
ja nie sehen können. Dieses Licht hatte Naenn gezeigt. Nicht seine Mutter oder
seinen Vater, nicht Bestar oder Eljazokad, die Seite an Seite mit ihm gefochten
hatten, nicht Hellas, der ihn ermordete, nicht eine andere Frau, die ihm einst
viel bedeutete, Kiara aus Aldava zum Beispiel, die Naenn auch kurz
kennengelernt hatte. Nein, das Licht hatte Naenn gezeigt.
    Zwar sagte dies einiges darüber aus, wie einsam Rodraeg sein ganzes
Leben lang gewesen war. Ein eigenbrötlerischer, nachdenklicher Mann, der auch
in Kuellen keine engen Freunde fand, obwohl er über fünf Jahre dort gearbeitet
hatte. Der der ersten Chance nachfolgte, die ihm geboten wurde, noch einmal von
vorne mit etwas Großem zu beginnen. Naenn war diese Chance.
    Aber da war noch mehr als die verzweifelte Hingabe von einem, der zu
lange Junggeselle geblieben war. Da war ein magischer Kontakt

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