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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Gestalten wie
Bestar, Migal oder auch der verstohlene Hellas machten doch mehr Eindruck auf
unbescholtene und besitzanhäufende Bürger, als sie bislang angenommen hatten.
    Sicherlich steckte aber auch noch etwas anderes dahinter. Von Heyden
fühlte sich bedroht, und da in unmittelbarer Nachbarschaft merkwürdige
bewaffnete Fremde ein und aus gingen, war das Haus des
Mammuts ein Teil dieser Bedrohung. Lange mußte er darüber nachgedacht
haben, diesen Vorstoß zu wagen. Ob es ein Zufall war, daß er ihn ausgerechnet
an dem Tag wagte, an dem auch das Mammut einen
Drohbrief erhalten hatte, galt es beim bevorstehenden Abendmahl herauszufinden.
    Die beiden Bibliothekenforscher kamen in der vierten
Stunde bereits zurück. Cajins Wangen glühten vor Eifer. »Wir haben eine ganze
Menge herausgefunden. Kommt ins große Zimmer, wir machen Konferenz.«
    Folgsam kamen Bestar und Naenn an. Zu viert setzten sie sich wieder
um den großen Tisch.
    Â»Also«, begann Cajin, »wir haben verschiedene historische Abhandlungen
durchgeblättert, mehrere Schriften über Warchaim und selbstverständlich auch
die Encyclica . Die ganze Zeit über hatte ich aber
etwas im Hinterkopf, etwas aus dem jazatischen Raum oder aus Siberig, und
tatsächlich: Vor etwa zweihundert Jahren gab es eine Frau, die aus Jazat
stammte – vor dem Bürgerkrieg gab es ja noch kein Nord- und Südjazat – und die
in den Sonnenfeldern als Wasserfinderin arbeitete. Sie spürte Quellen auf,
verborgene Brunnen, aber auch unterirdische Wasseradern, die einigen Leuten
zufolge den nächtlichen Schlaf unheilvoll beeinflussen können. Der wirkliche
Name dieser Frau ist nicht überliefert, aber sie nannte sich oder wurde
genannt: Die Mittlerin des niemals gefundenen Wassers oder
auch Die Mutter des noch geheimen Weges oder auch Die Melodie des nicht getrunkenen Wissens . Wahnsinn, oder?
Alle drei Namen bestehen aus den Anfangsbuchstaben DMDNGW !«
    Â»Nicht schlecht«, sagte Naenn anerkennend.
    Â»Die Frage ist nur«, fuhr jetzt Eljazokad fort, »was hat das Mammut mit einer seit wahrscheinlich einhundertundfünfzig
Jahren verstorbenen Wasserfinderin aus dem Süden zu schaffen?«
    Â»Rodraeg stammt aus dem Süden, Cajin auch«, antwortete das
Schmetterlingsmädchen. »Außerdem erinnert diese Wasserfinderin ein wenig an die
Gezeitenfrau, die ihr in Wandry kennengelernt habt.«
    Â»Ja, es scheint, als ob Frauen schon immer einen besonderen Zugang
zur Magie des Elements Wasser besaßen«, nickte Eljazokad. »Dennoch war auch die
Gezeitenfrau nicht zweihundert Jahre alt, obwohl sie so aussah. Sie war siebzig
und nicht unsterblich. Die Mutter des noch geheimen Weges wird
mit Sicherheit nicht mehr am Leben sein. Aber das bedeutet ja nicht, daß es
nicht trotzdem Leute gibt, die ihren Namen auch heute noch in Ehren halten –
zumal sie gleich drei Namen hatte, also ganz besonders verehrt wurde. Das ist
aber nur eine Theorie von mir, und in der Bibliothek kamen wir damit nicht
weiter. Ich würde gerne die Dreimagier dazu befragen, zumal sie mir ja ihre
Hilfe angeboten haben, was meine zur Neige gegangene Magie betrifft.«
    Â»Du willst wirklich nochmal dorthin gehen, nachdem du gestern abend
schon beinahe aus den Latschen gekippt bist?« fragte Bestar wenig begeistert.
    Â»Nun, sie sind sicherlich verstandessprengend, wenn nicht sogar
rundheraus lebensgefährlich«, gab der Lichtmagier zu. »Aber sie scheinen mir
eine gute Quelle für viele unterschiedliche Fragestellungen zu sein: meine
Magie, das Erbe der Wasserfinderin, Warchaims magische Geschichte, vielleicht
auch die Dämmerung , die Zehn ,
die Mammutjäger, was weiß ich was noch alles?«
    Â»Geh morgen, geh in der vollen Mittagssonne«, schlug Naenn vor.
»Dann sind die Schatten nicht so umfassend, die Worte nicht so trügerisch und
die Türschwellen keine Fallstricke. Für heute abend haben wir eine anderweitige
Verabredung.«
    Hebezie kam und ging. Rodraeg rührte sich nicht. Eljazokad
konnte von der Heleleschwester nicht erfahren, ob Rodraeg träumte. Es ging
nicht vor und nicht zurück.
    Â»Die Frage«, brachte Naenn es auf den Punkt, »ist nicht, ob Rodraeg
überleben wird. Die Frage ist, ob er jemals wieder in der Lage sein wird, das Mammut anzuführen, und wenn ja, wann .
Als ich ihn aus Kuellen herausholte, war er ein gesunder Mann von
sechsunddreißig Jahren. In

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