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Brücke der brennenden Blumen

Brücke der brennenden Blumen

Titel: Brücke der brennenden Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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entstanden,
gleich bei ihrer allerersten Begegnung. Auf der Suche nach ihm war sie in
seinen Traum geraten und hatte ein Mammut sehen können, das es schon längst
nicht mehr gab. Für einen kurzen Augenblick hatten sie beide einen Traum
geteilt: von etwas Ausgestorbenem, das dennoch überdauert hatte, gejagt von
Feinden und zu jung und schwach noch, um ohne Hilfe überleben zu können.
    Vielleicht war Liebe immer dies: ein unbegreiflicher magischer
Kontakt zwischen zwei Wesen, die sich eigentlich fremd sein müßten. Vielleicht
erlebten alle glücklich Verliebten dieselbe seltsame Geschichte.
    Vielleicht aber waren das Mammut, das Licht, ja selbst Naenns
Hinfinden in Rodraegs Kuellener Abgeschiedenheit nur Zeugnisse eines größeren,
übergeordneten Planes der Götter, in dem alle Menschen und
Schmetterlingsmenschen nur vergängliche Wolken waren an einem bewegten
frühherbstlichen Himmel.

2

Drohungen
    Mitten in der Nacht raschelte es an der Tür. Cajin, der
als einziger im Erdgeschoß schlief, bemerkte es, schlich sich hin und öffnete
vorsichtig. Er erwartete halb, einen Wolf vorzufinden, und halb einen Fremden,
der sich in Nebel hüllte, aber es war niemand zu sehen. Jedoch lag ein Brief
auf der Türschwelle. Cajin nahm ihn auf und öffnete ihn mit einem Küchenmesser.
    In einer merkwürdigen, sperrigen Handschrift stand dort zu lesen:
    Â 
    Das Mammut wird fallen noch vorm Nebelmond,
    und keiner, der’s hegte, wird von mir verschont.
    DMDNGW
    Â 
    Die Episode mit den beiden Steinewerfern fiel Cajin wieder
ein, aber die Anfangsbuchstaben der beiden jugendlichen Unruhestifter waren CB und VE , und keiner dieser
Buchstaben tauchte in dieser Unterschrift auf.
    Mit gerunzelter Stirn legte er sich wieder hin. Die anderen
brauchten allen Schlaf, den sie bekommen konnten, deshalb beschloß er, ihnen
erst am Morgen von dem Brief zu erzählen.
    Er vermißte Rodraegs Gehuste, das auch in der Nacht immer für
Zeichen des Lebens gesorgt hatte.
    Beim Frühstück legte er Naenn, Eljazokad und Bestar das
nächtliche Schreiben vor sowie auch bei dieser Gelegenheit noch Rodraegs Brief,
den Naenn und er vor einer Woche durch einen fahrenden Besenbinder überbracht
bekommen hatten:
    Â 
    Meine jungen Mammuts!
    Wir haben heute auf unserer Reise nach Osten
Warchaim südlich der Stadt passiert. Bislang ist alles glattgegangen, ja mehr
noch: Ich bin von meiner Krankheit vollständig genesen!
    In spätestens zwei Wochen werden wir bei
Euch eintreffen, dann können wir Euch alle Einzelheiten erzählen.
    Paßt bis dahin gut auf Euch drei auf
    R.T.D.
    Â 
    Um hierher zurückzukehren, hatten die Reisenden zwar
deutlich weniger Zeit gebraucht als vorgesehen, aber der in diesem Schreiben
noch so zuversichtliche Rodraeg war nun kränker als vorher. Keiner, auch nicht
Bestar, konnte sich einem gewissen Zurücksehnen nach dieser Zeit vor knapp
einer Woche erwehren. Wie fern dies nun schien.
    Der neue Brief jedoch war allen schleierhaft. Die Handschrift sagte
niemandem etwas. Auch nicht das Pergament oder der Umschlag. Die Unterschrift
schon gar nicht.
    Â» DMDNGW . Was könnte das
bedeuten?« fragte Eljazokad in die Runde. Dem Mammut darf
nichts Gutes widerfahren ?«
    Â»Oder Das Mammut darf nicht größer werden «,
variierte Cajin.
    Â»Oder Dem Mammut dürstet nach gefährlichem Wissen «, ergänzte Naenn düster.
    Â»Nein«, widersprach Bestar. »Das wäre doch keine richtige
Unterschrift. Ich meine, wenn ich schreiben könnte, würde ich doch nicht mit
dem Namen meines Gegners unterschreiben. Mammut . Wer
immer das geschrieben hat, will uns doch ans Leder.«
    Â»Da hast du nicht unrecht«, pflichtete Eljazokad ihm bei. »Es könnte
etwas ganz anderes bedeuten. DM : Dämmerung , zum Beispiel. Wir haben jetzt mit dieser
geheimen Organisation zu tun bekommen und zwei ihrer Handlanger getötet. DM steht für Dämmerung. DN für Dunkelheit. GW für Gewalt.«
    Â»Ja, die hätten immerhin ein Motiv.« Naenn nickte bedächtig. Im
Laufe der letzten beiden Tage hatten Eljazokad und Bestar immer wieder von
ihren Erlebnissen während der Zeptermission berichten müssen, so daß auch Naenn
und Cajin nun über die Ritterin, die Fleischfliegen, die Könige der Riesen, die
umhertorkelnden Toten, den Abschied der Schemenreiter und die beiden kindlichen
Diebe der Dämmerung unterrichtet waren.

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