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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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soll sie abklappern und sehen, ob er jemanden findet, der sich erinnert, sie verkauft zu haben. Es ist Größe einundvierzig, so daß, wer immer sie verkauft hat, vielleicht noch weiß, an wen.«
    »Und was ist mit dem Kleid?« fragte Vianello.
    Brunetti hatte den Bericht vor zwei Tagen bekommen, und das Ergebnis war wie befürchtet. »Es ist eins von diesen billigen Dingern, die man auf jedem Markt kaufen kann. Rot, und irgend so ein Synthetikmaterial. Kann nicht mehr als vierzigtausend Lire gekostet haben. Das Etikett ist herausgetrennt, aber Gallo versucht, den Hersteller ausfindig zu machen.«
    »Hat das Aussicht auf Erfolg?«
    Brunetti zuckte die Achseln. »Bei den Schuhen stehen die Chancen besser. Immerhin kennen wir den Hersteller und die Läden, wo sie verkauft werden.«
    Vianello nickte. »Noch etwas, Commissario?«
    »Ja, rufen Sie bei der Guardia di Finanza an und sagen Sie, wir brauchen einen ihrer besten Leute - auch mehrere, wenn sie uns die zur Verfügung stellen können -, um die Unterlagen, die wir von der Banca di Verona und der Lega bekommen, genauer anzusehen.«
    Erstaunt fragte Vianello: »Sie haben Patta tatsächlich dazu gebracht, eine gerichtliche Verfügung einzuholen? Damit eine Bank Unterlagen herausrückt?«
    »Ja«, sagte Brunetti und unterdrückte sein Lächeln ebenso wie seinen Stolz.
    »Diese Geschichte muß ihn mehr durcheinandergebracht haben, als ich dachte. Eine gerichtliche Verfügung!« Vianello schüttelte den Kopf über dieses Wunder.
    »Und könnten Sie Signorina Elettra zu mir heraufschicken?«
    »Natürlich«, sagte Vianello im Aufstehen. Er hielt die Listen hoch: »Ich teile die Namen auf und schicke die Leute los.« Dann, schon auf dem Weg zur Tür, stellte er doch noch die Frage, die Brunetti schon den ganzen Vormittag beschäftigte: »Wie konnten die so etwas riskieren? Da braucht es doch nur eine undichte Stelle, und das Ganze stürzt zusammen.«
    »Mir fällt dazu auch nichts ein, jedenfalls nichts Plausibles.« Für sich überlegte er, daß es vielleicht nur ein weiteres Symptom für eine Art von Gruppenwahnsinn war, eine frenetische Risikobereitschaft, die jedes gesunde Maß überschritten hatte. In den letzten Jahren hatten Verhaftungen und Verurteilungen wegen Bestechung in allen Schichten, vom Industriellen bis zum Kabinettsmitglied, das Land erschüttert. Milliarden und Abermilliarden Lire an Bestechungsgeldern waren gezahlt worden, so daß die Italiener langsam glaubten, Korruption gehöre zum Alltagsgeschäft der Regierung. Folglich konnte das Verhalten der Lega und ihrer Führung als völlig normal gelten in einem Land, in dem alles und jeder käuflich war.
    Brunetti schüttelte diese Spekulationen ab, blickte zur Tür und sah, daß Vianello gegangen war.
    Sein Platz wurde gleich darauf von Signorina Elettra eingenommen, die durch die noch offene Tür trat. »Sie wollten mich sprechen, Commissario?«
    »Ja, Signorina«, sagte er und winkte sie zu dem Stuhl neben seinem Schreibtisch. »Vianello hat eben die Listen mitgenommen, die Sie mir gegeben haben. Wie es aussieht, zahlen einige Leute höhere Mieten, als die Lega angibt, darum möchte ich wissen, ob die auf der zweiten Liste das Geld tatsächlich bekommen, wie es die Lega behauptet.«
    Während er sprach, beugte sich Signorina Elettra über ihren Block und machte sich rasch Notizen.
    »Ich wollte Sie bitten, wenn Sie sonst nichts Dringendes zu tun haben - woran arbeiten Sie denn diese Woche im Archiv unten?« erkundigte er sich.
    »Wie bitte?« Sie erhob sich halb. Ihr Schreibblock fiel zu Boden, und sie bückte sich, um ihn aufzuheben. »Entschuldigung, Commissario«, sagte sie, als der Block wieder auf ihrem Schoß lag. »Im Archiv? Ich habe versucht, etwas über Avvocato Santomauro oder Signor Mascari zu finden.«
    »Und hatten Sie Erfolg?«
    »Leider nicht. Keiner der beiden hatte jemals mit der Polizei zu tun. Nicht das geringste.«
    »In diesem Hause hat niemand eine Ahnung, nach welchem System das da unten abgelegt ist, Signorina, aber ich möchte Sie bitten nachzusehen, ob Sie über die Leute auf diesen Listen etwas finden können.«
    »Auf beiden, Dottore?«
    Sie hatte die Listen zusammengestellt, wußte also, daß es mehr als zweihundert Namen waren. »Vielleicht könnten Sie mit der zweiten anfangen, mit den Leuten, die Geld bekommen. Namen und Adressen stehen ja dabei, so daß Sie auf dem Rathaus überprüfen können, wer von ihnen hier gemeldet ist.« Auch wenn das Gesetz, das alle Bürger

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